51. KAPITEL

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Ich war auf der anderen Seite.

Ich konnte meinen Vater sehen, wie er immer weiter und immer weiter von den Hexen gequält wurde.

Wegen mir.

Ich konnte nichts tun, als nur tatenlos daneben zu stehen und es mir ansehen zu müssen.

Weinend sackte ich auf die Knie. Ich hätte einfach auf ihn hören und mich direkt um den Traum kümmern sollen. Was mache ich? Helfe zum tausendsten Mal meinen Freunden, werde erdolcht und lasse meinen eigenen Vater 1000 Jahre lang auf der anderen Seite leiden.

"Wieso wacht sie denn nicht auf? Der Dolch ist doch schon lange draußen"

"Niklaus, was hast du schon wieder angerichtet?"

"Ich dachte sie ist Silas und- ich weiß es selbst nicht! Ich war nicht ich selbst, sonst hätte ich das doch nie getan!"

"Sie wird wach!"

Langsam probierte ich meine Augen zu öffnen. Erst erkannte ich nur verschwommene Umrisse, dann schärfte sich mein Blick. Ich sah auf eine barocke Decke und plötzlich ragte Rebekahs Kopf hervor.

"Oh Gott Danielle, ich hatte so Angst um dich!" Und schon umarmte sie mich so fest, dass ich kaum noch atmen konnte.

"Schwester, ich glaube das genügt", lachte Elijah hinter ihr. Sofort ließ sie mich wieder zurück auf das Sofa fallen.

Langsam setzte ich mich auf und sah mich um. Rebekah saß direkt neben mir auf dem Sofa, Elijah stand neben uns und Klaus stand vor dem Kamin und sah zu uns hinüber.

Mein Mund war Staub trocken und mein Magen zog höllisch. Ich hustete ein paar mal und direkt hielt mir Rebekah ein Glas Blut vor die Nase. "Hier. Das brauchst du jetzt. Ich habe ja schon Erfahrung mit erdolcht werden." Sie warf Klaus einen bösen Blick zu.

Dankend nahm ich es an und trank es in einem Zug leer. Dabei lag mein Blick die ganze Zeit auf Klaus. Rebekah bemerkte dies und grinste. "Komm Elijah, wir gehen." Sie zog ihren Bruder aus dem Raum und ließ Niklaus und mich allein.

Er lief auf mich zu und begann sofort zu reden: "Danielle, es tut mir so leid. Ich- Ich dachte du seist Silas. Er wollte, dass ich ihm das Heilmittel besorge, damit er den Schleier fallen lassen und es nehmen kann, um Frieden zu finden. Um Druck zu machen hat er mir den Weißeichenpfahl in den Rücken gerammt und ein Splitter steckte noch in mir. Deswegen habe ich auch so oft probiert dich zu erreichen. Vor dir war er jedoch in deiner Gestalt hier und hat mich noch mehr gedemütigt, weshalb ich dir einfach so den Dolch ins Herz gerammt habe."

Ich war aufgestanden und stand jetzt direkt vor ihm.

"Genau dann, wenn ich dir vertrauen will, zeigst du mir wieso ich es lieber lassen sollte", sagte ich und sah ihm in die Augen.

Ich schluckte kurz. "Aber Nik, ich nehme es dir nicht übel, okay." Mittlerweile wusste ich ziemlich gut wie er tickte. Außerdem sah ich wie leid es ihm tat. Ich konnte nicht wütend auf ihn sein. Er schien überrascht von meiner Antwort zu sein und sah mich eine Weile nur überrascht an, bis ich wieder das Wort ergriff: "Ich- Ich muss jetzt gehen. Damon und Stefan machen sich bestimmt schon Sorgen."

Ich drehte mich um und wollte den Raum verlassen. "Danielle", fing er an, ich stoppte kurz und sah zu Nik. "Wenn du Hilfe bei etwas brauchst, stehe ich dir immer zu Verfügung." Ich nickte nur kurz.

Draußen dämmerte es bereits, als ich das Anwesen verließ. Wie lange habe ich bitte geschlafen?! Ich war noch nicht wirklich auf der Höhe, weshalb ich beschloss den Weg zum Salvatore Anwesen in normaler Geschwindigkeit zu gehen.

*

Ich lief durch die Straßen Mystic Falls. Immer wieder musste ich meine Augen zusammenkneifen, wenn das Licht der Autoscheinwerfer mein Blickfeld traf. Die Geräusche der Motoren dröhnten in meinen Ohren lauter als je zuvor. Mein Puls beschleunigte sich immer mehr und mein Kopf pochte. Was war nur los mit mir?

Plötzlich überkam mich ein Gefühl. Eher ein Drang, den ich schon so lange nicht mehr verspürte. Ich hörte wie das Herz der jungen Frau, die auf der anderen Straßenseite ging, ihr Blut durch ihren Körper pumpte. Ich konnte sogar schon den süßlichen Geruch davon wahrnehmen. Dieses unheimliche Verlangen ihr meine Zähne in den Hals zu schlagen und ihr Blut zu trinken, ließ mich immer wieder zu ihr rüber sehen. Ich gaffte schon förmlich.

Jedoch überwand ich mich meinen Blick wieder nach vorne auf meine Füße zu richten, die mich wacklig weiter trugen. Ich atmete tief ein und wieder aus um mich selbst zu beruhigen, doch es half nichts.

Langsam überkam mich jedoch die Angst. Die Angst vor mir selbst. Ich wollte nicht die Kontrolle verlieren und dieser unschuldigen Frau etwas antun, geschweige denn töten. Mein Körper jedoch sehnte sich nach etwas anderem. Nein, so war ich nicht. Nicht mehr. Oder? Ich war schließlich ein Vampir. Ein blutrünstiges Monster, das seine Beute jagte und tötete.

Wieder kam mir ein Auto entgegen und ließ meine Sinne noch mehr brodeln.

Dieser Moment der Unachtsamkeit ließ mich den Kampf gegen meine Girr schlussendlich verlieren. Die größte Angst eines jeden Vampirs mit Menschlichkeit. Ich verlor die Kontrolle über mich selbst.

Im Eilschritt wechselte ich die Straßenseite und lief der jungen Frau entgegen, die konzentriert auf ihr Handy sah und mit Kopfhörern Musik hörte. Ich blendete alles um mich aus und sah nur noch sie, meine Beute. Das Pochen ihres Blutes wurde immer lauter, der Geruch ihres Blutes immer stärker, die Girr danach immer größer.

Schließlich war sie nur noch wenige Meter von mir entfernt. Ich blieb stehen und wartete darauf, dass die hier an kam.

Das tat sie auch. Als meine Füße in ihr Blickfeld traten sah sie zu mir auf.

"Kann ich dir helfen?", fragte sie besorgt, nachdem sie sich einen Kopfhörer herausnahm und mich kritisch musterte.

"Und wie du mir helfen kannst", antwortete ich mit einer Stimme, die meine menschliche Seite zum erschaudern brachte. Ich packte grob ihren Arm und zog sie in die nächste Nebenstraße.

Sie versuchte sich zu wehren, trat und schlug nach mir. Ich ignorierte das und drückte sie gegen die nächste Mauer.

"Wehr dich nicht", manipulierte ich sie, woraufhin sie still hielt, doch immer noch um ihr Leben wimmerte. Mit einem teuflischen Grinsen traten meine Vampirzähne zum Vorschein und dunkle Adern bildeten sich unter meinen Augen.

Mit einer ungeheuerlichen Lust schlug ich ihr meine Zähne in den Hals, woraufhin ihr greller Angstschrei die ganze Gasse durchdrang. Doch das kümmerte mich nicht. Ihr so süßes Blut lief meinen Rachen herunter. Ich verfiel in einen Rauschzustand, stärker als es jede Droge je hätte auslösen können. Der Geschmack der Flüssigkeit war unwiderstehlich. Ich wollte mehr. Ich wollte jeden einzelnen Tropfen Blut aus ihrem Körper saugen.

Mir war es egal, dass ihr Körper immer kälter wurde und ihr Herz langsamer pochte. Mir war es egal, dass sie gleich sterben würde, denn ich hatte meine Beute erlegt.

Ich hatte meine Beute erlegt. Schlagartig ließ ich ihren schlaffen Körper auf den Boden fallen. Was hatte ich getan?
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Mir persönlich gefällt das Kapitel echt gut🙈
Ich hoffe euch auch!

After all this time || Tvd FF Where stories live. Discover now