Chapter 18 - Catch Me If You Can

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6 Jahre später, New Orleans

Dunkelheit. Kälte. Das entfernte Wimmern einer verletzten und einsamen Seele. Ein toter Wald. Und inmitten all dem ich.
Ich wusste weder wo ich hier war, noch wie ich hierhergekommen war. Nur eins war klar ich musste hier raus, doch meine Beine trugen mich immer tiefer in den Wald herein. Obwohl die Bäume kahl waren, erreichte mich kein einziger Strahl des Mondlichts. Wie ein kleiner Plagegeist machte sich die Angst immer mehr bemerkbar und ließ mich kaum noch vorankommen. Kalter Schweiß rann meine Stirn hinab und mein Herzschlag beschleunigte sich. Die Umgebung um mich herum wurde immer verzerrter bis ich einfach meine Augen schloss um diesem … Bild zu entfliehen. Meine Beine trugen mich immer weiter geradeaus, getrieben von der Panik rannte ich stur weiter. Doch als ich über einen großen trockenen Ast stolperte musste ich unweigerlich die Augen wieder öffnen. Kurz taumelte ich und verlor das Gleichgewicht jedoch gelang es mir ohne zu stürzen wieder fest auf beiden Beinen zu stehen. Ich ließ meinen Blick durch das Dickicht des Waldes wandern auf der Suche nach einem Anhaltspunkt doch stattdessen erhaschte ich einen Blick auf ein verrottendes Dorf umstellt von riesigen blattlosen Bäumen. Irgendetwas in mir brachte mich dazu einen Fuß vor den anderen zu setzen und mich diesen Ruinen zu nähern.
Je näher ich ihr kam, desto bedrückender wurde die Atmosphäre. Mein Herz begann kräftig gegen meine Brust zu wummern, mein Blick wurde unscharf und die Luft in meiner Lunge brannte wie Feuer. Der typische modrige Geruch von alten leerstehenden Gebäuden ließ mich die Nase rümpfen. Vielleicht würde ich hier jemanden finden, der mir sagen konnte wo ich mich befand.
Ich betrat langsam das Zentrum des einstigen Dorfes. Ein großer gepflasterter Platz erstreckte sich vor mir. Einige Steine fehlten oder waren zerbrochen. Die Natur eroberte sich die Siedlung langsam zurück, Gras wuchs zwischen den Steinen und drückte diese an manchen Stellen auseinander.
Ich sah hinab auf meine Füße und erkannte, dass sie nackt waren obwohl ich schwören könnte nichts gespürt zu haben während ich durch den Wald gelaufen war. Der Boden unter mir war angenehm glatt doch die Steine strahlten weine gewissen Kälte ab, sodass ich mir ein paar Schuhe wünschte. Nichts destotrotz lief ich weiter Richtung Ruine Nummer eins.
Ich stellte mich auf das Schlimmste ein als ich den ersten Schritt in das einstige Haus wagte. Die Decke war komplett verfault und in sich zusammengestürzt, nur noch das Konstrukt aus Balkan ließ erkennen das diese Gebäude einst zweistöckig war. Im Dacht klaffte ein riesiges Loch auf, durch welches Mondlicht ins Innere des Hauses dringen ließ. Im silbernen Licht glänzten einige Porzellan Scherben. Die Bewohner schienen dieses Dorf schon vor langer Zeit verlassen zu haben.
Halb erleichtert halb verängstigt verließ ich das Haus. Ich war die einzige hier in diesem Menschenleeren verlassenen Dorf. Ohne einen Anhaltspunkt über meinen Standort. Vor lauter Frust und Angst ließ ich mich auf einen Baumstamm sinken der wohl einst als Sitzgelegenheit gedacht war.
Absolute Stille kehrte ein und nur ein Käuzchen war in der Entfernung zu hören. Um so mehr zuckte ich zusammen, als ich ein schmerzerfülltes Stöhnen nicht weit von mir in einer der Ruinen vernahm. Mein Herz begann zu rasen. Dieses Geräusch war definitiv Menschlich. Ein gedämpftes "Hilfe" war auf dem Platz zu hören. Und schon war es um mich geschehen. Ich sprang auf und lief in die Richtung aus der, der Ruf kam bereit entweder der Ursache ins Gesicht zu drehten oder schnurstracks zu verschwinden.
Ich stürmte in die Ruine und stolperte über ein Paar Beine. Schreiend ging ich zu Boden und schlug unsanft mit meinen Knien zuerst auf. Aufgrund des einsetzenden Schmerzes und des Schrecks sammelten sich heiße Tränen in meinen Augen. Unkontrolliert schlurzte ich und verbarg mein Gesicht mit meinen Armen.
Es dauerte einen Moment, bis ich wieder zu mir gekommen war und nach sah wem die Beine gehörten. Ich ließ meinen Blick langsam von den Füßen bis zum Kopf der Person gleiten. Diese Gesichtszüge, das pechschwarze Haar… Erneut rannen mir Tränen über die Wange.

"Jungkook was machst du hier?", meine Stimme zitterte und klang höher als sonst.

"Becki.", Jungkooks Stimme war nicht sanft wie sonst, sondern rau und rauchig. Sein eines Bein war ungesund verdreht und sein Gesicht kränklich blass und vor Schmerzen verzerrt.
"A-alles tut weh…", stotterte er und ließ so alle meiner Alarmglocken schrillen. Er war verletzt, hatte Schmerzen, war allein.
"Ich schau mir mal dein Bein an Kookie, ganz ruhig.", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Ich krempelte sein Hosenbein nach oben und erkannte was Sache war. Sein Schienbein war verräterisch geschwollen und allein das verdrehte Bein machte es offensichtlich. Es war gebrochen, was auch immer er angestellt hatte. Ich ließ meinen Blick suchend durch den Raum schweifen. Ein langer gerader Stock und mehrere Reste eines Seiles schienen wie geschaffen für mich. Ich sammelte die Sachen zusammen und begann mich an dem Gebrochenen Bein zu schaffen zu machen. Erst vor ein paar Tagen hatte ich mit so einer Situation für eine Story gespielt. Ich nutze den Stock als Stütze für das Bein um es zu entlasten und die Seilstücke um alles zu stabilisieren. Nachdem ich fertig war, sah ich zu Jungkook. Er schien schon wesentlich ruhiger. 
"Als wäre nie was gewesen.", lächelte er gequält. Seine Augen funkelten kurz während er sich aufrichtete und seine Arme um mich schloss. Er zog mich zu sich hinunter und küsste mich leidenschaftlich. Anders als sonst fühlte ich nichts bei diesem Kuss erwiderte ihn aber dennoch.
Völlig unerwartet stieß mich Jungkook von sich und ich schlug mit meine Kopf gegen eine der Wände. Geschockt und nicht in der Lage irgendetwas zu sagen sah ich mit an wie er sich bedrohlich vor mir aufrichtete. Panik machte sich in mir breit und ich drückte meinen Rücken so fest wie es ging gegen die kalte Wand, in der Hoffnung ich könnte einfach durch sie hindurch gleiten.
"Du törichtes kleines Ding. Wie kannst du auch nur annähernd glauben das du mir etwas bedeutest? Ohne dich wäre die Welt viel besser dran und das weißt du auch.", zischte er wie eine Schlange. Jungkooks Augen leuchteten tief rot. Er holte zu einem Schlag aus und ich entwich ihm nur knapp. Meine Beine trugen mich nach draußen. Ich rannte um mein Leben und wagte es erst gar nicht einen Blick zurück zu werfen. Nach einer Weile verstummten die hasserfüllten Rufe von Jungkook und ich befand mich wieder im tiefsten Wald. 
Das Heulen der Wölfe ging in ein etwas leiseres über. Ich rannte nicht mehr und für einen Moment hatte ich das Gefühl zu fallen, bis ich aufschreckte. Wiederfand ich mich in meinem Hotelzimmer wieder. Wärme umgab mich und etwas kitzelte in meinem Nacken.

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1.110

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