18 - Das erste indirekte Date

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„Das sieht wie einer dieser Schuppen aus diesen komischen Actionfilmen aus. Typisch hinterhofsmäßig." Ich spähe aus dem Fenster. „Und du bist dir sicher, dass wir uns immer noch in Köpenick befinden?" Die Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge sind ziemlich gewöhnungsbedürftig. Es ist eng, und sollte man versuchen zu wenden, stieße man mit einem anderen zusammen. Wie eine Art Gasse, ich meine, hier stehen sogar die bunten Müllcontainer herum.

„Mehr als sicher. Zwar relativ am östlichen Rand, trotzdem in Berlin." Er nimmt den Schlüssel zu sich und sieht mich an. „Die meisten kommen eh zu Fuß oder mit dem Rad hierher. Du siehst selbst, warum." Er deutet um sich. „Verflucht eng, scheiße und was weiß ich." Mikołaj dreht den modernen Schlüssel umher. Ich mustere das polierte Logo. „Ich finde es ziemlich gut, dass du mitgekommen bist. Is' für mich ein Beweis, dass du dich sehr von den anderen Mädels unterscheidest." Er lässt mich nicht zu Wort kommen, also schließe wieder ich den Mund. „Ein Grund mehr, dich zu mögen." Der Pole schwingt sich aus dem Wagen. „Los geht's. Andrzej wartet bestimmt schon." Ich sehe ihm hinterher, ehe ich selbst aussteige. Irgendwie kommt es mir vor, als sei es hier besonders warm. Ein Glück, dass ich Sportkleidung trage. Die kann ich problemlos vollschwitzen.

„Und du kommst jetzt immer nach der Schule hierher?", stimme ich bewusst ein anderes Thema an, während ich ihm behilflich werde, indem ich die Tasche an mich nehme.

„Jepp. Zumindest fahre ich 'rüber, wenn es geht. Ich will versuchen, eine effektive Mischung aus Kraftsport und Kickboxen zu erzielen. Funktioniert bisher ganz gut." Der Neunzehnjährige deutet zu einer von leichtem Rost überzogenen Tür. „Wir müssten dorthin."

Warum auch immer ich in diesem Augenblick an seinen Vater denken muss. Ein läppisches Schulterzucken meinerseits, und ich folge ihm. Es ist minder bedrückend, als ich anfangs angenommen habe. Wenn ich die Umgebung länger auf mich wirken lasse, kann ich Details erkennen, die auf dem ersten Blick nicht offensichtlich gewesen sind. Diesen Hintereingang eines asiatischen Schnellimbisses zum Beispiel. Einer der Köche hat sich an das metallische Geländer gelehnt und erlaubt sich den Konsum einer Zigarette. Vorne bei den vielfarbigen Müllcontainern hat ein Obdachloser seine provisorische Schlafstätte errichtet – da ist eine mattpinke Matte ausgerollt worden. Ich kann sogar einen Rucksack entdecken. Wo aber der Eigentümer steckt, weiß ich nicht. Die beiden Fahrzeuge neben Mikołajs Audi tragen sowohl ein rumänisches als auch ein slowenisches Kennzeichen. Beide Autos ein altes Modell. Ein schwarzer Gangster-BMW und ein kastenartiger Mercedes.

„Und du bist dir sicher, dass es kein Problem sein wird, wenn ich sozusagen ein Probetraining mitmache?", hake ich von Neuem nach, während er die Tür öffnet und sie mir aufhält. „Ach Gott. Schon recht dunkel." Na ja, so ganz dunkel ist es hier nicht. Der relativ lange Gang spaltet sich geschätzt zehn große Schritte weiter in zwei Richtungen. Wenigstens kann ich hören, wie die Anwesenden fleißig am Trainieren sind.

„Dann solltest du besser das Licht anmachen." Die Tür fällt quietschend in das Schloss. Der Neunzehnjährige betätigt einen Lichtschalter. Mit einem hörbaren Klacken explodiert Licht im schmalen Gang. „Ist doch besser." Er legt eine Hand auf meinen Rücken, und gemeinsam peilen wir den linken Flur an. Ein kleines Lächeln bahnt sich auf meine Lippen. „Nein, denn wenn ich ihm erzähle, was du auf dem Kasten hast, wird er dich mit Freude aufnehmen." Er weiß, wie ich trainiere. Ich habe vor einigen Wochen einige Videos von mir hochgeladen, als ich mit meinem Partner trainiert habe. Wenn ich daran denke: Die pochenden Schmerzen in Händen und Füßen spüre ich noch heute. „Er wird sicher von dir erwarten, dass du ihm zeigst, wo du momentan stehst. Andrzej will sich immer einen Eindruck von Neulingen machen, damit er weiß, wo er ansetzen kann. Blutige Anfänger trainiert er nicht." Die Halle ist schon groß, wie ich finde. „So, nach dir, meine Liebe." Ich überspiele die aufkeimende Verlegenheit, indem ich die kühle Klinke der Tür umgreife und die Tür öffne. Ein markanter Geruch aus Schweiß und Geräten überkommt mich. Es ist warm, teilweise stickig.

Symmetrie der HerzenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora