Kapitel 7

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"Nein, das kann ich nicht", Yoongi rennt zurück in den Fahrstuhl, Jungkook greift ihn an der Taille und zieht ihn zurück ins Treppenhaus. "Wie soll ich ihm sagen, dass ich gehe, um Silvester mit euch zu feiern und ihn allein lasse. Freunde machen das nicht", jammert der Omega und schlägt mit der Stirn gegen die Brust des Alphas.

"Krümel, ich wiederhole das zum vierten Mal", rollt Jungkook mit den Augen. "Du bist kein schlechter Freund, du gehst nur, weil wir einen Plan haben."

"Ich schaffe das nicht", verschränkt der Omega seine Hände hinter dem unteren Rücken des Alphas. "Bitte, bitte, bitte. Darf ich zu Hause bleiben?"

"Man, was für ein Kind", lächelt Jungkook und küsst ihn auf den Kopf. "Nein, darfst du nicht."

Yoongi seufzt verloren und zwingt sich zur Tür. Jungkook beobachtet ihn und geht nicht bevor der Omega nicht in die Wohnung rein gegangen ist.

Yoongi versteht nicht, ob er ein großartiger Schauspieler ist oder Taehyung so verloren ist, dass er nicht auf seine Aussage reagiert, dass er ihn für das neue Jahr allein lassen wird. Taehyung nickt nur, holt einen Apfel aus der Küche und kehrt wieder zu seinen Papieren zurück. Der Omega steht nicht einmal auf, als Yoongi, der bisher mit einem Rucksack über der Schulter zwischen den Türen herum trödelte, sich verabschiedet und geht.

Abends um zehn Uhr liegt Taehyung auf der Couch und hört zu, wie schon einzelne Knaller vor dem Fenster explodieren. Er holt nicht mal den Champagner raus, obwohl Yoongi welchen gekauft haben sollte, er wärmt das Essen nicht auf und sich etwas wünschen wird er auch nicht. Morgen beginnt für Taehyung nicht nur ein neues Jahr, sondern ein neues Leben, das er jetzt schon nicht mag, weil es ohne Hoseok ist. Taehyung weiß, dass dies nicht für immer ist, dass sich das blutende Herz früher oder später beruhigen wird, die Wunden heilen werden und nach ein paar Jahren, nur in besonderen Nächten, nach dem Hören eines besonderen Liedes, wird es wieder weinen. Aber jetzt ist die Wunde noch zu frisch, während die Lungen mit seinem Geruch verstopft sind und seine Berührungen wie ein Brandmal immer noch auf der Haut brennen. Jetzt möchte er sich am liebsten unter dem Kissen vergraben, alle Sinne ausschalten, diese Nacht überleben und erst rausgehen, wenn alles vorbei ist, wenn die Freude und die Feierlichkeiten aufhören, weil Taehyung wirklich nicht versteht, warum all diese Leute, die vor dem Fenster singen, so glücklich sind. Die mit Lichterketten geschmückte Stadt, der Geruch von Lebkuchen, Lächeln, aus jeder Ecke ein zu hörendes "Frohes Neues" - Taehyung nervt alles. Es scheint ihm, dass nur er allein in einer Grube der Verzweiflung und des Schmerzes gefangen ist, und um ihn herum sind nur Tänze und Reigen.

Sein ganzes Leben lang fühlte er sich unter den Menschen wie ein Ausgestoßener, und jetzt, in seinen Schmerz eingehüllt, macht er sich selbst zu einem Ausgestoßenen unter den Werwölfen. Er war sogar froh, dass Yoongi gegangen war, denn um seinem Freund nicht das Fest zu verderben, müsste er Freude vorspielen und ihn in jeder Hinsicht unterhalten. Jetzt kann er bei dem Countdown auf der Couch liegen und sich still von dem Jahr verabschieden, das ihm am Ende solche Gefühle schenkte, die Legenden ausmachen, aber es ist schade, dass sie Legenden bleiben, in Wirklichkeit enden sie nicht mit irgendetwas Gutem.

Wozu ist die Liebe da ohne ein Happy End? Was für eine Art von Folter ist das? Warum werden diejenigen aufeinander stoßen, die nicht dazu bestimmt sind, zusammen zu sein, aber ihr Herz miteinander tauschen? Taehyung hasst die höheren Mächte dafür, verflucht sich selbst, dass er nicht nur einfach markiert wurde, sondern dass er ihm sein Herz gegeben hat. Die Markierung brennt, juckt, lässt ihn für keine Sekunde vergessen. Die Frucht seiner verbotenen Verbindung mit Hoseok zieht die Essenz von dem Omega zu seinem Alpha, doch Taehyung verbietet es sich, schneidet den Faden, der zwischen ihnen gespannt ist, durch.

Zehn Nächte Where stories live. Discover now