4 - Dr. Maura Isles

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Dienstag, 20. September 2016, Boston

„Dann hat dein Bruder dich also auf die Idee gebracht Gerichtsmedizinerin zu werden. Ich würde ihngern kennenlernen und ihm danken", meint Jane grinsend nach Mauras Erzählung und drückt ihre Hand.
Maura erwidert den Händedruck. „Nun du kennst ihn bereits. Als meinen Cousin David", erklärt sie, „Aber ich werde ihm den Dank ausrichten."
Es tat gut sich alles von der Seele zu reden. Wie immer hat Jane ein offenes Ohr für sie.
„Danke", sagt die Blondine leise. Jane entgegnet lächelnd: „Du kannst mir immer alles erzählen. Gibt's noch etwas?"
„Nein", sagt Maura einen Tick zu schnell und schaut weg. Sie hofft, dass die langen Haare ihren entstehenden Ausschlag vom Lügen verdecken.
Die Polizistin runzelt die Stirn und Maura spürt, dass sie ihr nicht glaubt.
„Los geh schon hoch. Du musst ein entführtes Mädchen finden", meint Maura um die Aufmerksamkeit zurück auf den Fall zu lenken. Jane nickt, legt ihr kurz die Hand auf die Schulter und lässt die Gerichtsmedizinerin dann allein mit ihren Gedanken.

Maura atmet tief durch, schnappt sich ihre Isomatte aus der Ecke und beginnt ein paar Yoga-Übungen zu machen. Das hilft ihr meistens einen klaren Kopf zu bekommen. Doch nach zehn Minuten gibt sie auf, heute hilft wohl gar nichts. Frustriert räumt sie die Matte weg.

Dann kam ihr ein Gedanke: Ausgerechnet Tony, der früher der totale Frauenheld war, hat jetzt eine dreijährige Tochter?
Sie setzt sich auf ihr Sofa und schlägt die Hände vors Gesicht. Was wäre wohl anders verlaufen, wenn sie sich damals anders entschieden hätte... Hätte er ihr geholfen?
Entschlossen setzt die Blondine sich auf. Sie würde alles daran setzen sein Kind zu finden, das ist sie ihm schuldig. Entschlossen geht sie zu Kent und sagt ihm, er solle die Proben des Stofftiers genauer untersuchen, in der Hoffnung dort Spuren auf den Aufenthaltsort des Kindes zu bekommen.

In dem Moment geht die Tür auf und Jane winkt sie zu sich. „Sie kommen her Maura", kommt diese wie üblich direkt auf den Punkt. „Der Vater des Mädchens und die Agents Gibbs, McGee, Torres und Bishop", erläutert sie weiter.
Maura wird erneut blass. „Wann?", fragt sie leise.
Sie würde sich so lange Urlaub nehmen müssen, schließlich hält man sie für tot. Und das soll ihrer Meinung auch so bleiben.
„Der Flieger startet etwa jetzt", antwortet die Polizistin.

„Also in zwei Stunden sind sie etwa am Flughafen", weiß die Gerichtsmedizinerin und schaut geschockt auf die Uhr. „Ich... Ich werde Kent mich vertreten lassen und wohl für eine Weile nicht zur Arbeit kommen", sagt sie mit zitternder Stimme während sie beginnt sämtliche persönlichen Fotos in ihre Schubladen zu legen.
Jane legt einen Arm um sie. „Bitte beruhige dich", sagt sie leise, „Tief ein- und ausatmen."
Maura schaut sie an, wie sollte sie denn jetzt ruhig bleiben? Ein Teil des Teams, dass früher wie eine zweite Familie war und sie für tot hält, wird hier auftauchen.
„Ich hab übrigens Ari Haswari überprüft. Er wurde nur knapp zwei Wochen nach deinem 'Tod' in dem Keller deines ehemaligen Bosses von ihm erschossen", erzähltJane.
Maura schaut sie kurz überrascht an, drückt sie dann weg und packt ihre Tasche zusammen. „Das ändert gar nichts", sagt sie traurig. Ihr ehemaliges Team würde ihr nie verzeihen.
„Was ist, wenn du ihnen die Wahrheit sagst?", fragt die Halbitalienerin zu Mauras Entsetzen.
„Auf gar keinen Fall!!", ruft sie aufgebracht und stürmt aus der Autopsie.

Irritiert schaut Jane ihrer sonst stets ruhigen Freundin hinterher. Da muss noch mehr hinter stecken, das sagt ihr ihr Instinkt. Kurzerhand macht sie sich auf den Weg zur Arbeit ihrer Mutter ins Dirty Robber.

„Ich hab einfach das Gefühl sie verheimlicht mir etwas", erklärt sie ihrer Mutter. Allerdings ohne etwas von Mauras vorgetäuschtem Tod zu erzählen.
„Ach Janie. Sie wird es dir schon erzählen, wenn sie so weit ist", meint Angela.
„Dieses Gespräch haben wir schon mal geführt, als ihr erst ein Jahr zusammen gearbeitet habt, oder?", grübelt sie. Jane seufzt: „Das war was anderes, da kannten wir uns ja noch nicht so gut."
„Ich weiß es verletzt dich, dass sie sich dir nicht anvertraut. Aber lass ihr Zeit und zeig ihr einfach, dass du für sie da bist", gibt Angela mal wieder einen guten Rat. Jane seufzt, ihre Mutter hat erneut recht. „Damals hatte sie einen guten Grund. Den wird sie jetzt auch haben, welchen auch immer", ist Angela überzeugt.
„Ja, ist ja gut Ma", brummt die hitzköpfige Italienerin, „Ich werde dann mal nach ihr sehen, bevor ich zurück zum Präsidium muss."

Ihre Mutter nickt: „Aber versuch es nicht auf deine übliche Plattfußweise." Jane zieht eine Augenbraue hoch und macht sich auf den Weg zu Maura.

Seufzend guckt Maura nach dem Klingeln durch ihren Spion nach draußen. Natürlich ist es Jane.
„Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe", entschuldigt die Blondine sich, kaum, dass ihre beste Freundin hereingekommen ist. Diese winkt ab: „Mir tuts auch leid. Ich hätte dich nicht unter Druck setzen sollen."
Die beiden Frauen umarmen sich kurz und setzen sich auf Mauras Sofa.
„Du weißt, ich bin für dich da, oder?", fragt Jane beiläufig. Maura nickt lächelnd. Das ist sie immer gewesen.
„Gut", lächelt Jane und nimmt Mauras Hand, „Ich werde Kent einfach sagen, dass er übernehmen soll. Er muss ja nicht wissen wieso." Maura nickt erleichtert.
„Eine Stunde hab ich noch Zeit hier zu bleiben,dann muss ich zurück. Soll ich dich auf dem Laufenden halten?", fragt Jane.
Maura nickt: „Ja, bitte. Ich hoffe, ihr findet die Kleine rechtzeitig."
Jane seufzt, das hofft sie auch. Ohne Mauras Hand loszulassen, fragt die Polizistin, neugierig wie immer, die ehemalige Agentin über das NCIS Team aus.

Es ist nicht immer wie es scheint.Where stories live. Discover now