9. Das Mittsommerfest

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Es war bereits lange nach Mitternacht, als mich ein Klingeln aus dem Schlaf riss. Ich hatte sowieso schon Schwierigkeiten bei dem Regen einzuschlafen, und nun wurde ich keine 10 Minuten später, aus dem Schlaf gerissen.
Als es erneut klingelte gab ich mir einen Ruck und stand auf, um verschlafen die Treppe zur Haustür runter zu tapsen.
Ich spähte durch die Scheibe an Tür und erblickte niemand geringeres als JJ aka Idiot-der-mich-vor-allen-Gästen-als-Schlampe-bezeichnet.
Ich öffnete die Tür einen Spalt breit.
"Was willst du hier?", fragte ich genervt.
JJ verschränkte seine Arme vor der Brust. Sowohl seine Klamotten als auch seine Haare waren total durchnässt und klebten an seiner Haut. Er zitterte ein wenig vor kälte.
"Es tut mir leid, ich hab mich beim Mittsommerfest daneben benommen. Kannst du mich bitte reinlassen?", murmelte er, sein Blick auf den Boden gerichtet.
Ich schüttelte bestimmt den Kopf.
"Geh nach Hause JJ. Weißt du wie spät es ist?", sagte ich etwas sanfter. Er blickte sich nervös um und wirkte auf einmal gar nicht mehr so cool wie sonst immer.
"Du würdest es eh nicht verstehen. Ich kann nicht nachhause", antwortete er wobei seine Stimme brüchig wurde und er mich fast schon flehend ansah. Dennoch wollte ich mich nicht so einfach geschlagen geben. Er hatte mich vor der ganzen Insel als Rafe's Schlampe  bezeichnet.
"Es ist wegen meinem Dad...", setzte er an, und schaute verlegen auf seine Schuhspitzen. Da er keine Anstalten machte noch mehr zu sagen, fasste ich mir ein Herz.
"Wenn du mir verrätst, warum du verhaftet wurdest, kannst du die Nacht auf dem Sofa verbringen.
Er überlegte Kurz und schüttelte mir dann die Hand. "Deal!"
Ich trat zur Seite und ließ ihn eintreten.
"Als hättest du gewusst, dass ich komme", grinste JJ und musterte mich von oben bis unten, wobei seine Augen einen Tick zu lang an meiner Oberweite hängen blieb. Ich folgte seinen Blicken und musste feststellen, dass ich ja nur meine Schlafklamotten, einen Sport-BH und eine kurze Hose trug. Ich schnappte mir schnell ein T-shirt aus dem Wäschekorb und geleitete JJ dann ohne ein weiteres Wort ins Wohnzimmer.
Ich gab ihm eine Wolldecke und hängte sein nasses Sweatshirt, welches er direkt ausgezogen hatte, als er reingekommen war, zum trocknen über einen Stuhl, dann lies ich mich gegenüber in einen der Sessel fallen. Ich beobachtete ihn eine Weile, wie er in die Decke gewickelt da saß, und sehr konzentriert mit den Ringen an seiner linken Hand rumspielte.
"Warum bist du ausgerechnet zu mir gekommen?", überwand ich mich nach einer halben Ewigkeit und stellte die Frage, die mir so auf dem Herzen brannte. Ohne aufzusehen antwortete er: "Ich wusste eben nicht wo ich sonst hin könnte."
Irgendwie hatte ich mir was tiefgründigeres erhofft, dennoch war ich froh ihn hier zu haben, auch wenn ich eigentlich immer noch wütend auf ihn war.
"Pope hat ein Boot versenkt. Ich hab behauptet, ich wärs gewesen, damit er sein Stipendium nicht verliert. Für ihn steht da echt viel auf dem Spiel", ergriff JJ achselzuckend das Wort. Interessant. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass es sich dabei um Toppers Boot handelte.
"Und jetzt kannst du nicht heim, weil dein Dad sauer ist?", schlussfolgerte ich.
JJ nickte. "So ungefähr."
"Und was ist mit John B, da warst du doch schon letztes Mal?", fragte ich ihn weiter aus.
"Der ist im Krankenhaus, keine Angst er lebt noch. Außerdem ist das Jugendamt hinter ihm her", meinte der Blonde, den Blick immer noch starr auf seine Handflächen gerichtet.
"Weswegen ist er im Krankenhaus?", fragte ich ein wenig besorgt.
"Er ist von Hawkes-Nest gefallen. Die Ärzte haben gesagt, er hätte sich lediglich irgendwas an der Hand gebrochen", erzählte er mir die Kurzfassung, wobei ich allerdings das Gefühl hatte, dass er dabei wichtige Details ausließ. Ich war allerdings viel zu müde um weiter nach zu bohren.
"Ich geh ins Bett. Wenn was ist, weck mich nicht. Nacht Pogue", gähnte ich und erhob mich von der Couch. JJ hielt mich am Arm fest und Blickte mir zum ersten Mal in dieser Nacht direkt in die Augen.
"Gute Nacht, Kook", sagte er mit einem charmanten Lächeln, das sogar seine blauen Augen erreichte. Wenn ich direkt nach dem Mittsommerfest behauptete, nichts für JJ zu empfinden, so konnte ich das nun, keine 5 Stunden später, nicht mehr behaupten.

Outer Banks - Welcome to the SouthsideWhere stories live. Discover now