5.

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Die restliche Woche meiner Ferien die ich bei Quirin und Sascha verbrachte verlief ohne irgendwelche Zwischenfälle. Mein Bruder hatte es geschafft immerhin die Nachmittage freizubekommen, sodass wir Zeit miteinander verbringen konnten. Wir besuchten den Zoo sowie diverse Museen. Irgendwann hatte ich nachgegeben und mir eine günstige Badehose gekauft, damit wir am Nachmittag in den See springen konnte.

Samstag begleitete Quirin mich bis aufs Gleis. Er zog mich damit auf, dass wenn ich schon bei meiner Ankunft nicht aus dem Hauptbahnhof gefunden hatte, sollte ich meinen Zug jetzt nicht auch noch verpassen, weil ich das Gleis von dem er fuhr nicht fand.

Erst war ich genervt darüber, aber um ehrlich zu sein war ich dann doch dankbar, dass Quirin mich begleitet hatte.

«Und du grüsst schön alle von mir, wenn du zuhause ankommst, ja?», sagte mein älterer Bruder als er sich von mir verabschiedete.

«Werde ich machen», sagte ich als ich Quirin zum Abschied umarmte, «Und du könntest ruhig mal auf die ein oder andere Nachricht antworten.»

«Das überleg ich mir bis dahin noch», grinste Quirin, worauf ich nur die Augen verdrehte.

«Ich muss dann wohl mal langsam einsteigen», sagte ich, worauf Quirin nur nickte. «Du schreibst mir, wenn du zuhause bist, ja?»

Ich nickte, ehe ich meinen Bruder das letzte Mal umarmte und hastig mit all meinen sieben Sachen in den Zug spurtete. Ich ergatterte mir im oberen Stockwerk des Zuges einen Fensterplatz auf der Seite des Perrons, sodass ich von dort auf Quirin nochmals zum Abschied winken konnte.

Aus einer der Taschen meines Rucksackes pulte ich meine Kopfhörer hervor und koppelte sie mit meinem Handy, damit ich die zwei Stunden auf der Heimreise irgendetwas hören konnte. In letzter Zeit hatten Coralie und ich eine Vorliebe für Podcasts entwickelt. Aber nachdem ich mehrere Minuten durch die potentiellen Podcasts klickte und mich nicht entscheiden konnte welchen ich mir anhören sollte, entschied ich mich dazu Musik zu hören. Lu hatte mir wieder irgendwelche Songs geschickt, die ich mir unbedingt anhören sollte, also entschied ich mich einen dieser Songs anzuhören.

Ich hatte keine Ahnung, warum Lu immer so tat, als ob er die hippen angesagten R&B, Mumble Rap und Trap Artists hören würde, wenn sein eigentlicher Musikgeschmack wesentlich ausgefallener war.

Kaum hatte ich mir eines der Lieder, welches mein bester Freund mir zum Anhören geschickt hatte, ausgewählt, trudelte auch schon eine Nachricht von eben diesem ein. Ungelesen schon ich sie beiseite.

Nichtdestotrotz öffnete ich die Nachrichten App auf meinem Handy. Ich scrollte durch die Kontakte. Als ich ihn endlich fand stiess ich einen leisen Seufzer aus. Die Knalltüte hatte sich in der Tat als Gay Mentor eingespeichert.

Etwas nervös blickte ich hastig über meine Schulter, ehe ich den Kontakt öffnete und ihn von Gay Mentor in Sascha umbenannte. Als der Namenswechsel vollbracht war öffnete ich eine neue Nachricht an ihn:

andrin camenzind, 11:27: hast du dein angebot eigentlich ernst gemeint?

andrin camenzind, 11:27: dass du mein ... mentor sein willst mein ich...

andrin camenzind, 11:28: hier ist übrigens andrin.

andrin camenzind, 11:28: falls du meine nummer nicht eingespeichert hast, mein ich...

Beim Anblick der vier Nachrichten, die ich gerade eben an den Mitbewohner meines Bruders geschrieben hatte, liess ich Kopfschüttelnd meinen Kopf gegen die Lehne des Zugsitzes fallen. Bevor ich eine fünfte hinterherschickte, liess ich mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden. Um nicht wie ein verrückter Psychopath in der Gegend herum zu starren, suchte ich in meinem Rucksack nach dem Buch, welches ich mitgebracht hatte.

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