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Die mir nur allzu gut bekannte Klangkulisse von Borderlands drang an mein Ohr, als ich am nächsten Morgen erwachte. Lu sass neben mir und zockte eine Runde seines Lieblingsspiels.

«Hab ich dich geweckt?», fragte Lu als ich gähnende Geräusche von mir gab. Er pausierte das Spiel. Den Kontroller legte er auf das Nachttischchen, während er auf meine Augenhöhe unter die Bettdecke rutschte.

Ich schüttelte den Kopf, während ich mich näher an meinen Freund kuschelte. «Bin nur etwas verkatert», gestand ich.

Lu strich mir die Haare nach hinten, ehe sich unsere Lippen fanden. Doch wir bekamen nicht genügend Zeit um weiter rumzuknutschen. Denn es klopfte an der Schlafzimmertür, was uns dazu brachte auseinander zu schiessen.

Es dauerte einige Sekunden, ehe die Tür aufging und Anabela ihren Kopf ins Zimmer steckte. Sie hatte ihre schwarzen Locken zu einem Zopf geflochten, welcher ihr über die Schulter hing. «Ich tu mal so, als hätte ich euch nicht gerade beim Schmusen unterbrochen», räusperte sich die Partnerin von Lus leiblicher Mutter, «Aber es gibt unterandere Eier zum Frühstück.»

Anabelas Blick wanderte in meine Richtung. Ich hatte mich als sie hineingekommen war versucht in Lus Halsbeuge vor ihr zu verstecken. Doch sie hatte mich schon längst gesehen. «Andrin, möchtest du lieber gekochte oder Spiegeleier?»

«Gekochte sind in Ordnung», antwortete ich.

«Tip Top», lachte Anabela, «Frühstück ist in einer guten viertel Stunde fertig.» Und damit schloss sie die Tür auch schon wieder.

Peinlich berührt schielte ich zu Lu hoch, welcher nicht anders konnte als leise loszulachen.

«Hast du eigentlich frische Kleidung mitgebracht?», erkundigte sich Lu, worauf ich den Kopf senkte. «Unterwäsche ja», gestand ich, «Aber ich hatte gehofft, ich dürfte mir vielleicht wieder ein Oberteil von dir stibitzen.»

«Du bist unmöglich, Camenzind», schüttelte Lu den Kopf, ehe er mich erneut küsste.

«Gehst du eigentlich gleich Duschen?», hakte ich vorsichtig bei Lu nach. Doch der Tessiner schüttelte den Kopf. «Nach dem Frühstück. Kuscheln ist jetzt erstmal wichtiger.»

Und so kam es, dass wir eine halbe Stunde später erst am Frühstückstisch im Hause Constantini Antunes Correia aufkreuzten. Unsere Kuscheleinheit hatte bei einem erneuten Wegdriften ins Traumland geendet, weswegen Anabela gegen halb elf nochmals an die Tür klopfen kam um uns daran zu erinnern, dass das Frühstück bereitstand.

«Ihr seid gestern ziemlich spät heimgekommen», stellte Franca fest, während sie mir Kaffee in meine Tasse goss.

«So spät ist es jetzt auch nicht geworden», protestierte Lu während er dabei war ein Ei zu schälen. «Wir haben nur sichergestellt, dass Coralie auch wirklich im richtigen Bettmobil landet und nicht fälschlicherweise in Saint-Gingolph oder Ulrichen landet.»

«Ich glaube nicht, dass das Bettmobil bis zu einem der beiden genannten Orte fährt», zwinkerte Anabela lachend ihrem Ziehsohn zu, welcher darauf nur mit den Augen zu rollen wusste.

«War es aber ein schöner Abend?», hakte Franca nach.

Ich nickte bestätigend, «Ich glaube, Coralie hat sich gefreut.»

«Habt ihr was ähnliches zu deinem Geburtstag vor, Luciano?», wandte sie sich nun direkt an ihren Sohn. Ich brauchte Lu nicht direkt anzusehen um zu wissen, dass er sich gerade mit aller Kraft zusammennehmen musste nicht schon wieder mit den Augen hinter den Gläsern seiner Brille zu rollen.

«Ich hab erst Mitte Dezember Geburtstag, Mamma», erinnerte er sie zwischen zwei Bissen.

Franca zuckte mit den Schultern. «Bis zu Weihnachten geht es schliesslich auch keine fünfzig Tage mehr. Die gehen mit all dem Zeug was auf deinem Terminkalender steht schneller rum, als du precipitevolissimevolmente sagen kannst.»

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