𝟎𝟓 | 𝐊𝐄𝐈𝐍 𝐄𝐑𝐒𝐀𝐓𝐙𝐑𝐀𝐃

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- 𝐌𝐀𝐑𝐈𝐔𝐒 -

𝐍ora setzt sich ans andere Ende des Ecksofas und sieht uns eine Weile zu.

»Wieso bist du überhaupt Zuhause? Ist was mit Vince? «, frage ich, weil wahrscheinlich alle damit gerechnet haben, dass sie erst morgen Nachmittag wieder Zuhause sein wird.

»Er fährt morgen früh mit einer Familie weg und deshalb hat er mich jetzt schon nach Hause gebracht «, erklärt sie während sie gebannt auf den Bildschirm sieht.

»Wieso bist du da nicht mit? « Ich mustere sie kurz und bemerke dabei nicht wie Maya kurzerhand meinen Vorsprung aufholt.

»Schnarchnase! «, ruft sie selbstgerecht.

Augenverdrehend lasse ich den Controller sinken. Sie ist eine unglaublich schlechte Verliererin, aber dafür eine umso bessere Gewinnerin.

Ich würde wirklich gerne sagen, dass ich sie gewinnen lassen habe, aber sie ist eine wirklich harte Nuss, das hätte ich nicht gedacht.

Bianca, die Mutter der Schwestern, stemmt ihre Hände in die Hüften, als sie sich zu uns ins Wohnzimmer gesellt. »Wie sieht es mit Essen aus? Wollen wir Pizza bestellen? «

Ich presse die Lippen aufeinander und sehe kurz zu Maya. Sie hat den Controller zur Seite gelegt und die Stirn gerunzelt. »Liefert denn jemand glutenfreie Pizza? «

»Soweit ich weiß nicht «, überlege ich laut und bin überrascht, dass das das erste zu sein scheint, woran sie dabei denkt.

»Na, dann gehen wir eben welche holen. « Sie springt auf und ich blicke sie etwas perplex an. Was ist ihr denn über die Leber gelaufen?

Ihre braunen Augen ruhen auffordernd auf mir, während sie sich einen Pferdeschwanz bindet. »Du kannst entweder auch aufstehen oder uns beim Essen zusehen. «

Ich fange Noras fragenden Blick auf und zucke nur mit den Schultern.

Maya drängt praktisch drauf, dass alle online etwas aussuchen, damit wir losfahren können.

»Du weißt, dass wir jetzt ewig warten müssen, weil wir erst vor Ort bestellen? «, erinnere ich sie als wir im Auto sitzen.

Sie zuckt gleichgültig mit den Schultern und rutscht tiefer in den Beifahrersitz. »Wenn ich nicht so schnell gehandelt hätte, hättest du Nora mitgenommen «, grummelt sie.

»Und das hätte dich gestört, weil? « Sonst hat sie sich auch immer aus allem rausgezogen und ist froh gewesen, wenn ich weg war. Wieso will sie jetzt freiwillig etwas mit mir machen?

»Weil ich kurz dachte, dass wir durch etwas verbunden wären und ich scheinbar grade verzweifelt nach so etwas suche. « Sie macht auf mich den zerknirschten Eindruck als wüsste sie nicht, ob das, was sie sagt auch richtig so für sie ist. Möglicherweise ist sie später aufgrund dieser Aussage verärgert über sich selbst.

»Nach was? « Ihr Ehrlichkeit verwirrt mich und überrascht mich zugleich.

»Ach, keine Ahnung. « Sie sieht aus dem Seitenfenster und reibt angespannt ihre Hände über ihre Oberschenkel. »Nach jemandem, der mich versteht und bei dem ich an erster Stelle stehe. Weißt du wie erbärmlich es ist, dass ich dir die Ohren zu heule, obwohl du mich gar nicht leiden kannst? «

Ich greife kurzerhand über die Mittelkonsole hinweg und umschließe ihre linke Hand mit meiner rechten. »Das ist nicht erbärmlich, hörst du? «, flüstere ich mit sanfter Stimme. Irgendwie weiß ich wie sie sich fühlt.

Die Brünette sieht mich nicht an, sondern starrt weiterhin auf ihre Knie.

»Deine große Schwester ist weniger Zuhause, deine beste Freundin hat, neben dir, jetzt eine weitere Person in der Mitte ihres Lebens und es ist immer scheiße dabei zuzusehen, wenn sich Menschen verlieben «, zähle ich auf und versuche ihr so zu übermitteln, dass ich sie nicht für erbärmlich halte, sondern ihre Gefühle realistisch und nachvollziehbar sind.

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