4. Kapitel

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"Ich kann dir den Schmerz nicht nehmen,
den dir das Leben zufügt,
aber ich kann hinter dir stehen und dir Halt geben."
Unbekannt

*  *  *

Es war erst kurz nach um sechs als Emery eilig das Haus verließ.
Bevor sie zur Schule musste, wollte sie noch einmal zum Steinstrand und sich einfach auf einen der großen Felsen setzten.
Bei den Klippen vor ihrem Haus, führte ein steiler und schmaler Trampelpfad direkt zum steinüberseeten Strand.

So oft Emery diesen Weg auch schon gegangen sein mag, sie musste sich konzentrieren und durfte auf keinen Fall in ihre Gedankenwelt eintauchen, denn sonst könnte es gefährlich werden.

Auch der Hang war übersät mit kleineren Steinen auf denen man leicht ausrutschen konnte.
Zusätzlich rankten Wurzeln quer über den Pfad welche zum hängen bleiben förmlich einluden.

Vorsichtig setzte Emery nun also einen Fuß vor den anderen und hielt ihren Rock einwenig damit er nicht dreckig wurde.
Sie ließ ihren Blick nicht von dem Pfad auf dem sie sich befand weichen.

Und so kam sie zwar langsam, aber sicher vorwärts. Eine Möwe dreht kreischend ihre Runden über das Meer.
Emery hob ihren Blick nun doch und sah ihr für ein paar Sekunden zu. Ihre Augen folgten dem Vogel mit einem fast sehnsüchtigen Ausdruck.

> Du kannst hinfliegen wo auch immer du willst. Du bist frei, was machst du also noch an diesem schrecklichen Ort? < sagte Emery eher zu sich selbst.

Mit schwerem Herzen tat sie einen weiteren Schritt.

> He! Was tust du da? < rief eine schrille Stimme hinter ihr.

Erschrocken fuhr Emery herum.

Sie sah ein Mädchen, vielleicht ein bisschen älter als sie selbst.
Strauchelnd versuchte Emery ihr Gleichgewicht wiederzufinden und schlenkerte wild mit ihren Armen durch die Luft.

Doch kaum dachte sie, sie hätte ihr Gleichgewicht wieder errungen, da verlor Emery auch schon den Halt.

Die Kieselsteine unter ihren Füßen gerieten ins rollen. Kaum konnte Emery einen Gedanken fassen, da lag sie auch schon bauchwärts auf dem Boden.

Sie schlitterte über Steine und Wurzeln, versuchte immer wieder sich an etwas festzuhalten doch alles entglitt ihr.

Das Mädchen welches noch oben stand und auf Emery herab sah, stieß ein erschrockenes Quietschen aus und schaute sich hilfos um.
Endlich hatte Emery sich an einer der Wurzel stoppen können.

Erleichtert Atmete sie aus.

Ihren ganzen Köper durchzog ein unbeschreiblicher Schmerz.
Ihre Handflächen brannten wie Feuer, an den aufgeschürften Unterarmen fühlte sie die ersten Blutergüsse und wie ihre Knie taub geprellt wurden. Schließlich, als sie den ersten Schock und Schmerz überwunden hatte, zog Emery sich schwerfällig an der Wurzel hoch und setzte sich.

Ihr Körper pumte unaufhörlich Adrenalin, die Hände zitterten. Sie krämpelte ihre vom Dreck verschmutze Bluse über die Arme und begutachtete ihre Wunden, um festzustellen wie schlimm ihre Verletzungen waren, aber auch um ihre Bluse nicht noch mehr in Mitleidenschaft zu ziehen.

> Ist alles in Ordnung soweit? < rief das Mädchen.

Ihre Stimme war näher als zuvor, sie musste also gerade den Abhang hinunter gelaufen sein.
Emery nickte nur betreten und ließ ihren Blick auf den Rock fallen.

Entsetzt sah sie, dass dieser zerrissen war und kaum noch von einem leichten rosé die Rede sein konnte.

> Es tut mir so schrecklich leid, ich hatte nicht die Absicht dich so zu erschrecken. < rief das Mädchen noch immer, obwohl sie nun direkt hinter Emery stand.

Die VerschwörungWhere stories live. Discover now