12

227 27 4
                                    


Ich will weniger Verschwiegenheit
Ehrlich zu mir selber sein
Weniger Vergleiche, mich weniger vergleichen
Aus ganzer Seele sprechen
Nicht nur mit dem Mund
Aus Schranken werden Weichen, Schranken werden weichen


Lea - Zwischen meinen Zeilen 

Kapitel 12

Nachdem wir alle Kuchen, Eis, Kaffee und Tee bestellt haben spüre ich Charas flehenden Blick auf Enya, die noch immer die Karte zu studieren scheint und dahinter eigentlich komplett versinkt.

Chara scheint förmlich zu platzen, doch sie presst die Lippen aufeinander und sagt nichts, während die Bedienung recht ungeduldig neben uns steht.

„Enya, magst du auch etwas bestellen?", stelle ich die Frage, denn ich bin mir nicht sicher wie Chara und ihre kleine Schwester im Moment zueinander stehen. Beide wirken deutlich kühler wie noch vor ein paar Wochen, ihre Kommunikation ist auf das allernötigste reduziert.

„Ich nehm nur einen grünen Tee.", gibt sie leise von sich, schließt die Karte und reicht sie der Kellnerin, die sich mit schnellen Schritten von unserem Tisch entfernt. Ich bin mir nicht sicher ob es stimmt, aber Charas Augen wirken glasig und schnell wendet sie den Blick von uns allen und sieht aus dem Fenster, an das mittlerweile dicke Regentropfen prasseln.

Neil sitzt in einem Kinderstuhl und brabbelt fröhlich vor sich hin, während er den komplett angesabberten Holzring immer wieder vor sich auf den Tisch haut und sich freut wie viel Krach er dadurch macht.

Fia erzählt uns ganz aufgeregt von dem Theaterstück 'Die kleine Wolke', dass sie in ein paar Wochen im Kindergarten aufführen werden.

„Nächste Woche basteln wir unsere Kostüme. Wir bekommen alle ein weißes T-Shirt und eine weiße Hose und dann kleben wir da ganz viel Wolle und Glitzer drauf, damit wir aussehen wie Wolken.", kichert sie fröhlich vor sich hin.

„Und worum gehts in dem Stück?", frage ich sie.

„Das kann ich doch nicht verraten. Schon mal was von Künstlergeheimnis gehört?", tadelt sie mir mit ihren paar Jahren und Chara und ich müssen direkt lachen über ihre humorvolle und kindliche Art.

„Mhm, schade, ich hätte gern gewusst was es mit den kleinen Wolken auf sich hat, aber du hast recht. Das darf man ja vorher nicht verraten, sonst ist es ja nicht so spannend.", ich ziehe einen extra traurigen Schmollmund in Fias Richtung, was sie zum kichern bringt.

„Du kommst einfach mit. Mama und Enya kommen auch.", plappert Fia weiter und malt währenddessen das Kleid der Prinzessin auf dem Ausmalblock vor sich in gelb aus.

„Fia! Vielleicht hat Paddy da gar keine Zeit, du kannst ihn nicht einfach einladen.", wirft Chara ein und sieht mit einem fast entschuldigend Blick zu mir. Jegliche Freude ist direkt aus Fias Gesicht gewichen, sie sieht nachdenklich zu ihrer Mum, dann zu mir.

„Ich hab sicher Zeit und ich würde gern kommen.", erkläre ich Fia und grinse sie an, während sie dabei ganz aufgeregt klatscht. „Natürlich nur wenn es für deine Mama in Ordnung ist.", spreche ich weiter und sehe jetzt zu Chara, die mich fast schon nervös und panisch ansieht. „Darüber können wir ja sprechen wenn es soweit ist, okay?", frage ich in ihre Richtung und sehe wie sie langsam nickt. Die Kellnerin die unsere Bestellungen bringt reißt uns alle aus der Situation. Fia hat sich Spagetti-Eis bestellt und schiebt das komplette Eis zur Seite um zu erst die Sahne essen zu können, ungewöhnlich, aber warum nicht denke ich mir. Chara hat sich wie ich für einen Kaffee entschieden, dazu hat sie ein Croissant bestellt, von dem Neil an einem großen Stück rum lutscht. Immer wieder streckt er es Chara entgegen.

Chaostheorie - Nichts kann entstehen ohne ChaosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt