[1] Zumutung

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X: Du bist eine Zumutung für deine Mitbewohnerinnen.

Ich: Ich weiß.

X: Anscheinend ja nicht. Sonst würdest du es halt einfach lassen mit dem Theater morgens. Du bist eine Zumutung für die ganze WG!


Eine Herausforderung meiner Hypersomnie ist, dass mein verschlafenes Ich abhängig ist, und das macht mich fertig. Ich brauche jemanden, der mich jeden Morgen weckt, mehrmals, weil ich alle meine Wecker verschlafe, und selbst wenn ich wach zu sein scheine oder es danach aussieht, als würde ich aus dem Bett steigen, nutze ich die erste Chance, um heimlich weiterschlafen zu können - manchmal auch auf dem Badvorleger, wenn mein Zimmer abschlossen wird, in der Hoffnung, dass ich wach bleibe, wenn ich keinen Zugang zu einem Bett habe. Wenn jemand versucht, mich zu wecken, raste ich manchmal aus, ohne es selbst wirklich mitzubekommen. Dann brülle ich Dinge wie "Ich bin wach, verdammt! Raus aus meinem Zimmer!" Später kann ich mich weder daran erinnern, noch dass ich davor bereits sechsmal geweckt wurde. Ich habe es satt, Menschen anzuschreien, die sich um mich kümmern, ohne mich daran zu erinnern. Ich weiß, dass es nicht danach aussieht, aber es tut mir von ganzem Herzen leid. Ich fühle mich machtlos, weil ich es nicht kontrollieren kann. Das entschuldigt mein Verhalten nicht, im Gegenteil: Das macht es eigentlich noch schlimmer.

100 Days of HypersomniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt