Kapitel 54

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Endlich Wochenende!

Viel Spaß mit dem Kapitel :)

...


Laute Widersprüche eroberten den ganzen Raum. Die Rebellen riefen mir zu und ihre Stimmen verwickelten sich zu einem unverständlichen Durcheinander. Meine Ohren brummten bei der Lautstärke.

Ein kleines Lächeln zog an meinen Lippen. Wenigstens fühlte sich mein Herz ein wenig leichter an. Ein Krug flog in hohem Bogen auf mich zu und zerklirrte auf dem Tisch vor meinen Füßen. Das Bier verlief auf meinen Schuhen und tropfte durch die Holzbretter Richtung Boden.

„Lügnerin!"

„Verräterin!"

Eine frische Welle an Wut befeuerte mein Herz und ich breitete meine Arme aus. Ich hatte genug von diesen einfältigen Trunkenbolden.

„Ich soll eine Verräterin sein?! Sagt mir, liebe Rebellen, wer von euch hat in den letzten neun Jahren dieses Versteck verlassen?!"

Langsam legte sich das Gegröle, während ich die Glasscherben vor mir vom Tisch schob.

„Wer von euch hat in den letzten neun Jahren gegen einen Werwolf gekämpft? Wer von euch hat je unter ihnen gelebt?!"

Die Stille war meine Antwort.

„Niemand! Ihr seid Feiglinge! Ihr seid nach dem großen Umschwung geflohen und träumt von eurer großen Revolution, doch was macht ihr?! Ihr sitzt hier herum, besauft euch mit billigem Bier und erzählt euch Lügengeschichten von falschen Helden!"

Meine Kehle fühlte sich völlig aufgerissen an durch den Schmerz, der in den tiefen meiner Seele schwarze Löcher aufmachte. Tränen sammelten sich in meinen Augenrändern.

„Ihr seid kein letzter Widerstand oder mutige Rebellen oder tapfere Jäger! Ihr seid Verräter, die ihre Heimat im Stich gelassen haben und ihre Mitmenschen und wisst ihr: Das ist mir völlig egal! Macht doch was ihr wollt!"

Ich brauchte eine kurze Verschnaufpause, bevor ich meinen Finger hob.

„Aber wehe, jemand bezeichnet mich als Lügnerin! Lebt eure Illusion, euren Traum vom mutigen Heldensein! Ich war nicht mal einen Tag hier und habe schon genug von der Doppelmoral! Ich gehe zurück dahin, wo ich wirklich etwas verändern kann!"

Ich sprang vom Tisch hinunter und unter meinen Schuhen knirschten die Glasscherben, das einzige Geräusch im Raum. Ich setzte einen Fuß vor den anderen und blinzelte einige Male. Meine Augen brannten unangenehm.

Ich spürte, wie alle Blicke an mir klebten, doch niemand hielt mich auf. Ich rammte die Tür auf und trat hinaus in die Kälte und Dunkelheit, welche die Nacht gebracht hatte. Ein zitternder Atem entkam meinen Lippen.

Doch ich blieb nicht stehen. Ich stapfte durch den Schnee weiter in Richtung Grenze, endlich in Richtung Eros. Sollten sie ruhig versuchen mich aufzuhalten! Ich hatte schon schlimmeres erlebt.

Die Rebellen waren so geblendet, sie würden ihr eigener Untergang sein.

Etwas unbeholfen taumelte ich zwischen den Stämmen entlang, unbekümmert um meine Umgebung. Plötzlich erklangen hektische Schritte hinter mir. Ein Arm legte sich auf meine Schulter und riss mich herum.

Ich blickte in die tiefbraunen Augen von Sonni. Ein gequälter Ausdruck lag auf ihrer Stirn.

„Ist das wahr?", flüsterte sie und eine Wolke entkam ihrem Mund.

Die Königin des NordensWhere stories live. Discover now