1.39 / Die Montagues

53 14 0
                                    

Die Montagues

Mit dieser Aktion waren die Zwillinge zweifellos in die Geschichte von Hogwarts eingegangen und ich war gottfroh, dass ich Dracos Angebot abgelehnt hatte und nicht dem Inquisitionskommando beigetreten war. Alle redeten über Fred und George und versuchten es ihnen nachzumachen. Diese Nachahmungstaten waren größtenteils zum Leidwesen des Inquisitionskommandos, weshalb ich Draco öfters als sonst wütend in den Gemeinschaftsraum platzen sah. Filch pirschte zwar seitdem dauernd mit einer Peitsche durch das Gebäude, war aber immer zu langsam, da es immer mehrere Scherzkekse gleichzeitig gab. Dracos Leuten passierten unterdessen immer wieder merkwürdige Dinge. Warrington hatte plötzlich ein Hautleiden, bei dem seine Haut aussah als wäre sie mit Cornflakes überzogen, während Pansy Parkinson eines Tages mit einem Geweih auf dem Kopf herumlief. Außerdem hatten sich die Nasch-und-Schwänz-Leckereien der Weaslys durchgesetzt, weshalb nun scharen an Schülern einfach den Unterricht verließen. Nur Peeves konnte das ganze Übertreffen, indem er wild durch die Gänge spuckte und dabei Chaos stiftete, wo er nur konnte. Umgedrehte Tische und zerbrochene Tafeln waren seitdem keine Seltenheit mehr.

Da kommenden morgen auch noch die Apparierprüfungen anstanden hatte ich beschlossen Graham vorher noch mal im Krankenflügel zu besuchen. Er war immerhin der einzige aus meinem Haus, der auch eigentlich daran teilnehmen sollte. Als ich den Krankenflügel betrat stellte ich überrascht fest, dass ich nicht Grahams einziger Besuch war. Nach meinen Recherchen über das Verschwindekabinett war ich zu dem Schluss gekommen, dass es durchaus gefährlich sein konnte, wenn es defekt war, weshalb ich Madame Pomfrey einen vertraulichen Tipp gegeben hatte, ohne die Weasleys damit zu belasten. Jetzt wo sie weg waren wäre allerdings auch das nicht mehr so tragisch gewesen. Da ich beim näherkommen bemerkte, dass es sich bei den Besuchern nicht um Schüler handelte, sondern um zwei Erwachsene die wild mit unserer Heilerin diskutierten, wollte ich gerade kehrt machen, als Madame Pomfrey mich entdeckte.

„Ah Mr. Avery, wie schön sie hier zu sehen. Mr. und Mrs. Montague, darf ich ihnen Logan Avery vorstellen? Dank seinem Tipp hat ihr Sohn schon einige Fortschritte gemacht", erklärte sie und schob mich an Grahams Bett. Aus der Nummer würde ich wohl nicht mehr rauskommen. Ich fand es außerdem etwas gemein von ihr, da ich sie damals gebeten hatte niemandem von meiner Aussage zu erzählen.

„Ah ja", meinte Grahams Vater und starrte mich zornig an. Ich rang mir ein verzweifeltes Lächeln ab, was der bärtige Mann offenbar in den falschen Rachen bekam. „Avery also? Ich kannte deinen Vater, Junge. Er und sein verrückter Freund Mulciber waren Meister darin andere zu terrorisieren! Wenn du so viel über den Vorfall weißt, dann steckst du bestimmt selbst mit drin! Hat dich dein schlechtes Gewissen dazu gebracht es doch noch auszuspucken?", schnauzte er mich an und ich traute meinen Ohren nicht.

„Was nein, ich bin mit ihm befreundet!", rief ich empört und blickte böse zurück. Der Kerl brauchte ja noch weniger Beweise, als ich um jemanden für etwas zu beschuldigen.

„Ganz ruhig Joseph", beruhigte ihn seine Frau. „John war doch lange nicht so schlimm, wie Getoar." Mr. Montague schien das anders zu sehen, denn er schnaubte wütend über die Aussage seiner Frau.

„Danke für deine Hilfe, Logan. Weißt du vielleicht auch wer unserem Schatz das angetan hat?", wandte sie sich nun mit einem falschen freundlichen Lächeln an mich. Im Gegensatz zu seinen Eltern war Graham trotz seiner gelegentlichen Prahlerei und fiesen Quidditch Strategien echt die Freundlichkeit in Person.

„Nein", antwortete ich darum mit fester Stimme. Ich würde es Graham irgendwann sagen aber seine Eltern waren mir einfach derart unsympathisch, dass ich keine Lust hatte ihnen irgendwas mitzuteilen. Außerdem machte mir das was Grahams Vater über meinen gesagt hatte etwas stutzig. Immerhin hatte ich schon viel über meinen Dad gehört, aber dass er Leute in der Schule terrorisiert hatte war mir neu.

„Ich sags doch er will sich selber schützten", brummelte Grahams Vater weiter und verschränkte die Arme. Ich wollte mich gerade Kopfschüttelnd aus dem Staub machen als Madame Pomfrey mir die Hände auf die Schulter legte.

„Ihr Sohn hat Glück, Mr. Avery ist wirklich ein guter Freund. Kein anderer kam so oft zu Besuch", lobte sie und versuchte mich damit in ein besseres Licht zu rücken. Alle anderen Eltern hätten sich damit wahrscheinlich besänftigen lassen, aber nicht die Montagues.

„Aha, sie verteidigen also einen Rüpel. Mir reicht es langsam mit ihnen. Dafür, dass sie eine so oft ausgezeichnete Heilerin sind habe ich noch nicht viel von ihnen gesehen. Mein Sohn liegt hier nun schon seit zwei Wochen und macht fast keine Fortschritte. Ich werde dafür sorgen, dass er schleunigst in ein richtiges Krankenhaus kommt!", schimpfte Mr. Montangue, packte seine Frau an der Hand und verließ wütend mit ihr den Raum.

„Ich und Rüpel", schnaubte ich wütend und riss mich zusammen, um den beiden nicht noch etwas boshaftes hinterher zu rufen.

„Sie sind alles andere als ein Rüpel, Mr. Avery und vielen Dank, dass sie gekommen sind, sonst hätte ich mir das noch eine weitere halbe Stunde anhören können", gestand sie und sah mich dankbar an.

„Die haben sie eine halbe Stunde lang angeschnauzt?", entsetzt sah ich sie an.

„Ja und deshalb muss ich jetzt erst mal selber was gegen diese Kopfschmerzen einnehmen, entschuldigen sie mich." Mit diesen Worten verschwand sie in ihr Zimmer und ließ mich mit Graham allein.

„Na Kumpel, deine Eltern sind ja krass drauf", bemerkte ich und sah ihn an. Zu meiner Überraschung stöhnte er und verdrehte die Augen. Das war gut, denn es bedeutete, dass er wieder mitbekam was um ihn herum passierte.

„Sind die immer so?", hakte ich nach, um zu sehen ob er noch einmal reagierte und tatsächlich nickte er stumm.

„Anstrengend. Ich hab morgen Apparierprüfung. Wenn du willst erzähle ich dir am Wochenende wie es war, dann bist du vorbereitet, wenn du deine im Sommer nachholst", bot ich an, woraufhin er erneut nickte. „Gut, bis dann und halte durch", meinte ich zum Abschied und machte mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, wobei mir ein verrückter Gedanke durch den Kopf ging. Ich war einen Moment lang froh darüber, dass Phee nicht mit Graham zusammen war, da mir ihre Kinder ziemlich leidgetan hätten mir solchen Opas.

Am nächsten Tag war ich doch etwas aufgeregter, als ich gedacht hatte. Ich las jetzt schon zum vierten Mal das Merkblatt vom Zaubereiministerium, dass die häufigsten Fehler beim Apparieren auflistete und Vorschläge zu deren Vermeidung gab. In gerade mal zwei Stunden musste ich in Hogsmeade sein, wo die Prüfung stattfinden sollte. Lia hatte mir schon von ihrer Prüfung letztes Jahr erzählt und das es eigentlich gar nicht so schwer sei. Ich musste nur vollständig an dem vom Prüfer gewünschten Ziel ankommen und dann wieder zurück. Seit meiner ersten Erfahrung mit dem Zersplintern hatte ich sehr darauf geachtet, immer meinen ganzen Körper mitzunehmen und war damit auch seit den letzten Unterrichtsstunden recht erfolgreich gewesen. Als ich mit Phee und ihren Freundinnen zu Mittag aß diskutierten wir alle nur über die bevorstehende Prüfung.

Etwas später standen wir alle in Hogsmeade und die Prüfer erklärten, wie das ganze ablaufen würde. Natürlich ging es auch hier nach dem Alphabet, was bedeutete, dass ich als erstes dran war.

Es gab zwei Prüfer, wobei einer am Startpunkt war und der andere am Ziel. Ich wurde aufgerufen und bezog Stellung neben dem ersten Prüfer.

„Mr. Avery, sie werden jetzt gleich vor die Türe von Madame Puddifoot apparieren", erklärte der Mann mir meine Aufgabe. Ich nickte und konzentrierte mich. Das gemeine war, dass ich das Cafe nicht so gut kannte, weshalb ich erst noch einmal genauer nachdenken musste wo das überhaupt war.

„Wann immer sie bereit sind", gab der Prüfer mir den Startschuss. Ich riss mich zusammen und schloss die Augen. Dann drehte ich mich, jagte durch einen engen Schlauch und landete schließlich bei dem zweiten Prüfer vor dem kitschigen Laden. Er musterte mich, nickte und machte einen Vermerk auf einem Zettel, den er mir in die Hand drückte.

„Und jetzt wieder zurück. Wenn sie das genauso gut schaffen müssen sie den Zettel nur meinem Kollegen geben und dann haben sie bestanden", ermutigte er mich und ich nickte. Zurück funktionierte genau so gut wie hin und ich war erleichtert, als ich den Zettel abgab. Ich erhaschte einen Blick darauf, wurde allerdings nicht schlau aus den Zahlen darauf.

Ich hatte bestanden und erhielt meine Papiere, die ich glücklich entgegennahm. Phee war als nächstes dran und ich wünschte ihr viel Glück. Auch sie meisterte die Prüfung ohne große Probleme und umarmte mich glücklich. Wir warteten noch auf Katie und machten uns dann auf den Weg zurück ins Schloss.

Twin BondingWhere stories live. Discover now