Kapitel 21

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Zac war bereits tot, als der Krankenwagen eintraf. Der Polizei haben wir erzählt, dass es Notwehr war.
Nachhause wollte ich erstmal nicht. Da würden mich nur alle mit fragen überhäufen. Deshalb lebe ich zurzeit bei Josh, der direkt neben Zac's früherer Wohnung wohnt.

Schuldig für Zac's Tot fühle ich mich verwunderter Weise nicht. Denn in all den Nächten, in denen ich wach lag, aus dem Fenster starrte und in all den Tagen, in denen ich die Wohnung nicht verlassen hatte, ist mir klar geworden, das der Verlust von Zac gar kein richtiger Verlust war. Ich würde es ehr als Gewinn betrachten. Natürlich haben viele Freunde und Verwandte einen geliebten Menschen verloren. Jedoch habe ich, und auch viele andere, ihr Leben wieder zurück. Ein Leben ohne Zac. Ein Leben in dem wir nicht rum schikaniert werden, verprügelt, uns falsche Gefühle vorgetäuscht werden.
Josh trat ins Zimmer und setzte sich neben mir aufs Bett. Er richtete seine Augen ebenfalls wie ich nach draußen, auf die große Eiche vor dem Fenster. Eine Zeit lang sagten wir gar nichts, bis Josh dann die Stille unterbrach.

"Er hat sich so verändert..."
Josh kannte Zac schon ein Leben lang. "Weist du, manchmal ist es nicht die Person die sich verändert, sondern die Maske die fällt." Antwortete ich ihn, mein Blick immer noch auf die Eiche gerichtet.

"Shakespeare hat mal gesagt, dass man hinter einer Maske mehr man selbst sein kann, als ohne diese Maske."

Wir saßen wieder still beieinander. Die Stille machte mich süchtig. Die Stille ist gefährlich. Wenn man einmal merkt, wie friedvoll sie ist, will man nicht mehr unter Leute kommen.

"Ich will nicht mehr!" Flüsterte ich unter Tränen. "Was meinst du?" Josh sah mich verwirrt an.
"Ich kann nicht mehr!" Wiederholte ich mich etwas lauter. "Ich meine, es geht nicht mehr, ich bin am Ende! Ich habe ihn umgebracht! Ich habe ihn geliebt!" Schrie ich nun.
Ich stand auf und öffnete das Fenster. "Hey! Was machst du da?!" Josh sprang auf und stellte sich zwischen mich und das Fenster. "Ich will mich nur raussetzten. Es ist zu stickig..." ich schob Josh zur Seite und kletterte auf die Fensterbank. Josh machte es mir nach und so baumelten unsere Füße den 3. Stockwerk herunter.

"Wir akzeptieren die Liebe, welche wir denken wir hätten sie verdient. Doch die Liebe, wenn man sie so nennen kann, welche mir Zac vermittelt hat, hat keiner verdient. Er hat versucht mich zu töten, meinte jedoch er würde mich lieben. Er hat mich angelogen und ich hab ihn geglaubt. Ich war so Naiv! Blind vor Liebe! Verdammt, warum bin ich nur so dumm? Wieso hat er mir sowas angetan? Ich meine bin ich den so ein schlechter Mensch? Hab ich es verdient, das man mit mir so umgeht?!"

Josh legte seine Hand auf mein knochigen Oberschenkel. "Du bist ein wundervoller Mensch. Du gibst einfach nur zuviel Wert auf die Meinung anderer Leute." Ich legte meine Hand auf seine. "Danke das du für mich da bist, das du so nett zu mir bist. Aber ich kann nicht mehr..." Ich schaut nach unten. Der Verkehr war recht wenig und wenn ich jetzt springen würde, könnte ich alles beenden. Einfach vor meinen Problemen weglaufen. Josh würde jetzt sagen, dass man nicht ewig vor etwas weglaufen kann, doch das ist mir klar. Ich fing an zu weinen.

"Hey..." Josh streichelte meine Hand. "Josh, ich... es tut mir so leid..." Ich gab Josh einen kurzen Kuss auf den Mund. "...es tut mir so leid..." Ich weinte immer mehr. Ich ließ Josh's Hand los, stieß mich von der Fensterbank ab und sprang. Ich fiel kurz, prallte auf die Straße und war sofort tot.

Essstörungen und DepressionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt