Kapitel 5: Frühstücken und Farbauswahl

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P.o.V Lia:

Piep..... Piep.... Pi.

Genervt stellte ich meinen Wecker aus und realisierte, dass ich in zwei Stunden zur Schule musste. Noch völlig verschlafen stand ich auf und bewegte mich in Richtung Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel reichte um festzustellen, dass ich Abends besser keine FanFiktions mehr lesen sollte. Sonst bekäme ich irgendwann genauso tiefe Augenringe wie Flo. Nach einer ausgiebigen Dusche, föhnte ich mir die Haare und zog mir mein Chiffon Kleid an. Auch der silberne Ring durfte nicht fehlen. Meine verstorbene Mutter hatte mir diesen zum fünfzehnten Geburtstag geschenkt. Er bedeutete mir sehr viel.

Auf dem Weg in die Küche lief ich auch Flo über den Weg. Mir fiel auf, dass seine Augenringe nach dem Aufstehen noch größer waren als sonst. So wie es aussah, realisierte er mich noch nicht und verschwand ohne ein Wort im Bad. In der Küche angekommen heizte ich schon mal den Ofen vor, um zum Frühstück ein paar Brötchen aufzubacken. Ich lehnte mich gegen die Theke und dachte nach. Wenn ich irgendwann nochmal mit meinem Bild fertig werden wollte, musste ich heute nach der Schule neue Farbe kaufen gehen. Auch überlegte ich, ob ich nicht besser noch ein Bild von dem Fink, welchen ich malen wollte, ausdrucken sollte. Rot für den Buntspecht brauchte ich auch noch. Kurze Zeit später bemerkte ich, wie das kleine Lämpchen am Ofen ausging und mir somit signalisierte, dass die Brötchen rein konnten. Ich holte eine achter Packung Brötchen aus dem Schrank, legte sie ordentlich auf ein Blech mit Backpapier und schob sie in den Ofen. Dann stellte ich den Wecker auf zwölf Minuten und begann damit, den Tisch zu decken. Gerade als ich die Teller aus dem Schrank holte, öffnete sich die Tür und Flo trat herein. Verwundert sah er mich an. "Guten Morgen!", grüßte ich ihn mit einem Lächeln. Plötzlich schien ihm etwas einzufallen und ein verschlagenes Grinsen legte sich in sein Gesicht "Guten Morgen, Blue!", antwortete er und ich wurde (wieder einmal) rot.

"Du hast ihn also gefunden?", fragte ich gespielt beleidigt, woraufhin Flo anfing zu lachen. "Jap! Kann ich dir beim Tischdecken behilflich sein?" "Von mir aus." "Okay.", antwortete er und holte sämtlichen Aufstrich aus dem Kühlschrank, während ich das Besteck aus der Schublade kramte und mich danach der Kaffeemaschine widmete. "Willst du einen?", fragte ich an Flo gerichtet. "Sehr gerne.", meinte dieser. Mit zwei Kaffees und frischen Brötchen konnten wir frühstücken. "Und Tanja?", fragte Flo und nippte an seinem Kaffee. Ich nahm mir ein Brötchen und schnitt es auf. "Sie steht erst in zwei Stunden auf. Ihr Mann Tobias erst in drei. Sie sind sehr oft arbeiten, aber versuchen trotzdem was mit mir zu unternehmen wenn sie Zeit haben." Er nickte und ließ von seinem Kaffee ab, um sich nun ebenfalls ein Brötchen zu nehmen. "Nur mal so nebenbei...", fing Flo an zu erzählen, "... Was ist jetzt mit deinem Kanal? Hast du irgendwann wieder vor, Videos zu drehen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wieso?" "Ich finde du hast großes Potenzial und wirkst sehr glücklich in deinen Videos." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Findest du?" "Ja. Außerdem hast du sehr klug gehandelt und dir für deine privaten Sorgen eine Auszeit genommen. Jetzt wird es langsam wieder Zeit zu lachen." "Meinst du wirklich?", fragte ich unsicher und trank von meinem Kaffee. Ich wusste das er recht hatte, aber ich traute mich nicht. "Na unbedingt. Deshalb drehen wir auch heute zusammen!", grinste er mich frech an.

Halt. Warte? Moment... WAS?!

Ich verschluckte mich kurz, stellte meine halbleere Tasse beiseite und musste husten. "Was?!", fragte ich entsetzt, als ich wieder Luft bekam. "Du hast richtig gehört! Du hilfst mir bei meinen LeNews für morgen und ich drehe mit dir ein neues Video für deinen Kanal!", grinste Flo nun noch breiter. "Soll ich das jetzt gut oder schlecht finden?", fragte ich und war immer noch total überrumpelt. Flo hingegen trank genüsslich und zufrieden seinen Kaffee. "Ich hoffe mal gut, denn umstimmen lasse ich mich nicht.", meinte er und grinste weiter. "Keine Widerrede?" "Keine Widerrede!" "Aber ich muss heute noch neue Farben kaufen." "Das kannst du auf dem Rückweg von der Schule erledigen." Noch immer komplett fassungslos starrte ich ihn an. Wie konnte er mich schon am zweiten Tag, an dem ich ihn sehe, so an den Rand der Verzweiflung bringen?! Das Todesurteil für den armen Button wurde mit dieser Tat nun auch unterzeichnet.

~

Die Stunden sind nur so dahin gekrochen und ich war froh, als mich das Klingeln von der sechsten Stunde erlöste. Den ganzen Tag über haben mich ein paar Schüler, unter anderem auch aus meiner Klasse, die ganze Zeit angeglotzt. Warum ich nach Berlin gezogen bin, war ja kein Geheimnis aber dass die nächsten zwei Monate einen LeFloid bei mir haust, sollte eigentlich keiner wissen. Zumindest wusste es nur mein bester Freund Alex. Naja, soweit ich ihn meinen besten Freund hier nennen konnte. Zumindest ist er der Einzige, der mit mir gerne sprach. 

(Bevor noch einer denkt ich würde früher oder später mit ihm zusammen kommen solltet ihr wissen, das er schwul ist.)

Mit meiner besten Freundin aus meiner alten Heimat hatte ich immer noch Kontakt und wir hatten vor uns in den kommenden Weihnachtsferien zu besuchen. Als ich zusammen mit Alex das Schulgebäude verließ, vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche. "Gib mir mal kurz Deckung.", flüsterte ich zu Alex, der wiederum nickte. Vorsichtig holte ich mein Handy heraus. Flo hatte mir geschrieben.

>Ich parke etwas weiter weg vom Schultor. LG Flo<

Nett von ihm mich abzuholen, obwohl ich mein Longboard dabei hatte. Ich steckte schnell mein Handy wieder weg und gab Alex Entwarnung. "Und? Wer wollte was?" "Flo. Er holt mich ab.", antwortete ich. Alex wusste welchen Flo ich meinte. Schließlich hatte ich nur ihm alles erzählt. Und bei sowas schwieg Alex wie ein Grab gegenüber anderen. "Ach so, dann bis Morgen Lia!" "Bis Morgen!", verabschiedeten wir uns und ich ging mit meinem Longboard unter meinem Arm Richtung Schultor. Ich brauchte eine Weile bis ich den Psychologie Studenten erkennen konnte. So leicht war das gar nicht, wenn kein Auto bei ihm war. Als ich ihn irgendwann erreichte sah ich, dass er sein eigenes Board dabei hatte. "Ach das meinst du mit parken.", sagte ich und deutete auf sein Longboard. "Bei dem gutem Wetter, ja. Also, können wir?" "Jup!", antwortete ich und schon fuhren wir in Richtung eines Farbgeschäftes.

"Alter, sind das viele Farben...", kam es von Flo der sichtlich überwältigt von der Auswahl war. Ich lachte und zeigte ihm den Zettel mit den Bildern der beiden Vögel, die ich heute morgen noch ausgedruckt hatte (Also die Bilder, nicht die Vögel). "Versuch du mal dieses Gelbgrün zu finden!", neckte ich ihn. "Ich nehme die Herausforderung an!", sagte er und ich überreichte ihm den Zettel. Ich selbst suchte nach dem Rot für den Specht und einem bestimmten Grauton für die Schattierungen. Nach 5 Minuten hatte ich schon beide Farben zusammen, während Floid immer noch ratlos vor dem Regal mit den Gelbtönen stand. "Na, gibst du auf?", lachte ich und präsentierte ihm die bereits gefundenen Farben. "Mach's doch besser!", antwortete Flo gespielt beleidigt und gab mir den Zettel zurück. Ich stellte die Farben ab und widmete mich dem Regal. Nach zwei Minuten hatte ich den perfekten gelbgrün Mix und Flo gab sich geschlagen.


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