Teil 5

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Sie sah unglaublich aus. Es war nur ein schlichtes Kleid, aber Tasha machte etwas spektakuläres daraus. "Du siehst... ." "Danke, du bist auch nicht übel im Anzug.", konterte sie. Sie hakte sich ein und sie gingen ins Restaurant. Steve konzentrierte sich wieder auf den Auftrag und checkte die Kellner, die Ein- und Ausgänge. Auch Tasha schien wieder bei der Sache zu sein. Als sie zwischen den  Gängen von der Toilette wieder kam, flüsterte sie: "Wir müssen später in die Küche, da ist es teilweise etwas zu betriebsam für diese Uhrzeit."

Nach dem Essen schlugen sie noch etwas Zeit tot und schlichen sich dann unter aller Rücksicht in die Küche, fanden aber wieder nichts. Tasha und er gingen vor das Hotel und lieferten ihren Bericht ab "Hier läuft absolut nichts Verdächtiges!", schimpfte Tasha. Steve sah hinaus aufs Meer, sah wieder zu ihr. Sie hob die Arme  und kam auf ihn zu "Seltsam was hier los ist. Wir sollen auf morgen warten. Komische Mission. Normalerweise schicken sie uns doch mitten rein, wenn die Kacke am dampfen ist. Ich versteh es nicht..." er nickte, griff nach ihrem Handgelenk "Ich weiß es auch nicht, aber schau mal." Ihr Blick folgte seinem auf das dunkle Meer hinaus, die Wellen schwappten leise an den Strand, die Grillen zirpten und sie waren völlig allein. Er hörte sie einatmen und begriff, dass er immer noch ihr Handgelenk umfasste. Er ließ sie los, doch ihre Finger schlossen sich um seine. Sie drehten sich zueinander, sahen sich im schummrigen Licht an. Steve ließ sich von der Szene mitreißen, er beugte sich langsam  zu ihr und küsste sie. Sie küsste in ihn wieder, doch dann brach sie ab, ließ seine Hand los und ging ein paar Schritte. "Tasha, es... es tut mir leid, ich wollte nicht...", fing Steve verwirrt an zu reden. "Nein. Schon gut, nicht deine Schuld. Lass uns schlafen gehen", erwiderte sie in einem Ton, der jegliche Diskussion ausschloss.

Steve hielt den Mund. Er wusste, wann es gut war, zu schweigen. Zudem war er selbst viel zu verwirrt. Auf dem Zimmer zurück verstand es sich von selbst, dass sie das große Bett bezog und er auf einem der Sofas schlief. Das Schlafzimmer war mit einer großen Schiebetür von Rest des Zimmers getrennt, die sie zuzog, ohne noch etwas zu sagen. Beide brauchten nicht viel Schlaf und so stand Steve noch lange auf dem Balkon. Wo kamen diese plötzlichen Gefühle für Natasha Romanoff her? Und wie konnte er sich dazu hinreißen lassen, ihnen nachzugeben? Sie war seine Kollegin, seine Team Partnerin und sie konnten es sich nicht leisten, abgelenkt zu sein. Waren sie deshalb nicht erfolgreich gewesen? Weil sie nicht ganz bei der Sache waren? Wenn sich morgen nichts tat, würde er die Mission abbrechen. Es wäre sonst zu gefährlich. Was wäre, wenn sie eine herannahende Gefahr nicht bemerkten und in Gefahr gerieten? Das wäre nicht zu verantworten. Nein. Er würde die Mission beenden, schon um sie zu schützen. Und dann sollten sie miteinander reden. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann. Er wollte nicht, dass sich etwas änderte. Mit diesem Gedanken legte er sich für ein paar Stunden schlafen.

Er wurde wach, als sie sich an ihm vorbeischlich. Sie war wirklich leise und katzenhaft, doch seine optimierten Sinne hatten reagiert. "Morgen?", versuchte er es vorsichtig. "Morgen. Ich wollte gerade das Team anfunken, vielleicht können wir es schnell hinter uns bringen." Er nickte. Sie wollte es wohl auch abbrechen. Und doch, er wollte selber darüber sprechen. Sie war allerdings wieder im Agentenmodus. Kühl und emotionslos. Zumindest wollte sie so wirken. Er durchschaute sie trotzdem, die Art, wie sie sich zwischendurch auf die Lippe  biss… sie verschwand ohne weitere Worte aus dem Zimmer. Normalerweise trennte sich ein Team im Einsatz nicht, aber Steve hatte nicht das Gefühl, dass hier wirklich etwas im gange war. Es war noch früh und er entschied sich, etwas schwimmen zu gehen. Er musste sich nur konzentrieren, nicht wie ein Torpedo durchs Wasser zu zischen, sondern wie ein normaler Mensch zu paddeln. Dann sah er Tasha hinaus kommen und auf der Terrasse einen Tisch beziehen. Sie bekam fast sofort einen Kaffee gebracht und las eine Zeitung. Er sah oft zu ihr rüber. Und sie auch zu ihm. Schließlich beendete er seine Runden und stieg aus dem Pool, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und ging zu ihr. Zu seiner Überraschung lächelte sie und hielt sich eine Hand vor die Augen "ich hab doch gesagt, verzichte darauf, dich auszuziehen." "Tut mir leid, ich fürchte, diese Chance stand von vornherein schlecht." Sie musterte ihn lange. "Zieh dir was über, sonst bekommst du hier kein Frühstück, Liebling." Steve grinste und ging zu seinen Sachen, zog sich schnell um. Als er sich zu ihr setzte, standen ein Kaffee und ein Smoothie für ihn bereit. "Danke." "Ich kenn dich ja ein bisschen.", erwiderte sie. Steve entspannte sich etwas. Vielleicht war ja alles doch nicht so schlimm. Er deutete auf die Zeitung "Was gibt's Neues?", fragte er. Sie schüttelte den Kopf "Nicht viel. Wir sollten uns weiterhin umsehen, auch, wenn ich nicht weiß, was noch sein sollte." Sie genossen Ihre Getränke.

"Entschuldigung, aber das hier wurde eben für sie abgegeben.", ein Page in Livree überreichte Steve einen Umschlag. Neugierig beugte Tasha sich zu ihm. "Was ist das?" "Eine Einladung für eine Benefiz Gala heute Abend, hier im großen Saal. Es wird für gefährdete Meerestiere gesammelt." "Hm. Etwa auch für Tintenfische?", schmunzelte sie und ergänzte: "Wenn es da irgendwelche hochrangige Hydra Anhänger gibt, erkennen die uns doch gleich. Was denken die sich?" "Dann muss unsere Tarnung gut sein.", sagte Steve. "Du kannst deinen Anzug immerhin anziehen. Ich brauch ein anderes Kleid." "Also da der Fokus auf heute Abend liegt, könnten wir den Tag ja nutzen um uns in der Stadt umzusehen, die Altstadt soll wunderschön sein.", schlug er vor. Sie lächelte. Vielleicht konnten sie die Situation doch noch entschärfen.

So schlenderten sie kurze Zeit später durch die schmalen Gassen, sahen sich die vielen kleinen Lädchen an, standen an der Stadtmauer und beobachteten das Meer. "Tasha, können wir über gestern Abend reden?" Er merkte, wie sie sich versteifte. Er wollte es genauso wenig wie sie, aber er musste wissen, was los war, wenn das heute abend nicht in die Hose gehen sollte. "Steve... später. Okay?" Sie ging wieder in Richtung Stadt, er folgte ihr schweigend. Es war belastend. Er verstand nicht viel von Frauen, aber diese hier machte ihn irre. Er war vielleicht zu dem perfekten Mann gemacht worden, doch was das emotionale anging, da schien das Serum nichts bewirkt zu haben. Er war immun gegen jegliche Art von Folter- bis auf diese. Kopfschüttelnd folgte er ihr, bis sie in einem kleinen Laden verschwand und ihm eine Tüte in die Hand drückte. Sie gingen noch etwas essen, dann fuhren sie zurück. Tasha war schweigsam. "Ich geh ins Studio, etwas trainieren. Ist das okay?", fragte sie. "Sicher. Ich bin kurz am Strand, wie sehen uns dann gegen 19 Uhr?"

Der Soldat und die Spinne - Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt