84) Toms Sicht:

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Schon den ganzen Tag, spüre ich eine innere Unruhe. Aber nicht im negativen Sinne. Nein. Das erste Mal seit über einem Monat ist es eine vor freudige Aufregung. So als ob mir mein Innerstes etwas damit sagen wollte. Doch was, weiß ich leider nicht so genau. 

Wieder mal bin ich auf dem Weg zum Gulfarium. Wieso? Ich habe selbst keine Ahnung. Es muss wohl an meiner puren Verzweiflung liegen. Anders kann ich es mir nicht erklären. Aber ich habe mir fest vorgenommen, dass es heute das letzte Mal sein wird, da ich mich auch immer der Gefahr aussetze, erkannt zu werden. 

Außerdem habe ich schon längst die Hoffnung aufgegeben, dass ich Ella finden werde, denn wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie ausgerechnet jetzt finde? Denn dafür habe ich ihren Puls, den Puls meiner Ella, schon viel zu lange nicht mehr gespürt. Es ist wahrlich zum Haareraufen! 

Wenn ich heute nicht irgendein Indiz dafür finde, dass sie sich hier irgendwo aufhält, gebe ich auf und kehre nach Hause zurück. Auch wenn sich allein bei dem Gedanken alles in mir zusammenzieht und ich das Gefühl bekomme, mich übergeben zu müssen. 

Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, wie es wäre ohne sie langsam erwachsen zu werden. So als ob es sie nie gegeben hätte. Sie ist ein so essentieller Teil meines Lebens... Ohne sie fühlt sich einfach alles so anders an. Und das nicht im positiven Sinne.  Ob sie das überhaupt weiß? Ist es ihr wirklich bewusst? Ich denke eher nicht. Leider... 

Während ich mein wahrlich spärliches Hab und Gut zusammensuche, mache ich mich langsam aber sicher auf den Weg zum Gulfarium. Schon in den letzten Tagen, habe ich hier ganz in der Nähe auf einer kleinen Lichtung gezeltet. Ich frage mich wirklich, warum ich nicht schon längst wieder zu Hause bin, aber irgendetwas hat mich, so komisch das auch klingen mag, davon abgehalten. 

Doch ich bin es Leid. Seit über einem Monat halte ich mich jetzt schon erfolglos in dieser Gegend auf. Deswegen reicht es mir jetzt. Als ich dieses Mal am Gulfarium ankomme, spüre ich direkt, dass irgendetwas anders ist. Jedoch kann ich nicht ganz einordnen woran das liegt. Seltsam... 

Durch die zahllosen Gänge des Gulfariums schlendernd, schaue ich mich immer wieder nach Spuren von Ella um. Verdammt, dass alles ist doch sinnlos! Sie ist nicht hier! Das kann gar nicht sein! Ansonsten hätte ich sie schon längst gespürt. Was mache ich mir hier eigentlich vor? 

Über mich den Kopf schüttelnd, fällt mir eine rothaarige Schönheit ins Auge. Ihre Haare sind zu einem strengen Zopf zusammengebunden und sie trägt einen meerblauen Jumpsuit, welcher sich sanft an ihren Körper schmiegt und scheinbar wie Wasser, an ihr herabfließt. 

 Moment mal. Wer ist sie? Außer Ella habe ich noch nie jemanden als schön bezeichnet. Aber das vor mir kann doch nicht Ella sein! Oder? Sie hat einen ganz anderen Hautton als sie und auch ihr Haar spricht dagegen, dass das dort hinten meine beste Freundin ist. 

Doch wenn ich in mich rein horche, spüre ich wieder dieses vertraute Kribbeln mir. Als sie sich dann auch noch um dreht, setzt mein Herz einen Moment aus. Ella!

Ellas Sicht:

Pünktlich wie wir sind, erreichen wir das Gulfarium drei Stunden bevor es schließt. Ich kann gar nicht sagen, was für eine Euphorie mich durchströmt, als ich an all die schönen Momente denke, die ich hier mit meiner Familie verbracht habe. Hier haben mir meine Eltern zum Beispiel gesagt, dass ich eine kleine Schwester bekomme. 

Noch jetzt spüre ich die Wärme, die in mir aufkeimt, wenn ich daran zurückdenke. Es war einer der schönsten Momente in meinem Leben und dennoch ist dieser Ort der ein Grund für so vieles. Ich kann sie gar nicht alle aufzählen. 

 ,,Wo wollen wir als Erstes hin?" Maila reißt mich aus meinen Gedanken, indem sie mich mit dieser Frage sanft in die Realität zurückholt. ,,Wie wäre es, wenn wir zuerst zu den Delfinen gehen?" Die Idee ist gut, doch in dem Moment meldet sich meine Blase.

,,Ähm, Henry, Maila, geht ihr doch schon mal vor. Ich muss nochmal für junge Damen. Wir sehen uns dann gleich. Und grüßt Lucky von mir. Bis später." Maila schaut mich besorgt an. ,,Sicher, dass wir dich alleine lassen und nicht auf dich warten sollen, Ayda?" Es ist immer noch ungewohnt, wieder Ayda genannt zu werden, doch es ist sicherer, wenn weder Maila, noch Henry mich hier, an diesem Ort Ella nennen. 

Nicht, dass Dr. Miligan, genau in diesem Moment um die Ecke kommt. ,,Ja, ja. Geht ihr nur schon vor. Ich beeile mich auch." Noch einen letzten Blick auf mich zurückwerfend, wendet sich Maila zusammen mit Henry ab. Dieser ergreift sanft ihre Hand und drückt sie einmal beruhigend. 

Oh, die beiden sind so ein süßes Pärchen! Als ich von Klo zurückkomme, bemerke ich, dass mir alt vertraute Kribbeln.... Aber wie? Nein, dass kann doch nicht sein... Suchend lasse ich meinen Blick durch den großen Raum schweifen, an dessen brauen, hölzernen Wänden immer wieder Informationen, über verschiedene Meerestiere, hängen. 

Immer wieder drehe ich mich im Kreis herum. Normalerweise würde ich mir das alles ja nur allzu gerne durchlesen, doch im Moment bin ich viel zu sehr abgelenkt. Da sticht auf einmal ein mir bekannter rotbrauner Lockenkopf aus der Masse hervor. Oh mein Gott! Kann das wirklich sein? Nein, oder? Nein.... Tom. 

Das dort hinten ist doch tatsächlich Tom. Aber wie?...Wieso? Warum..? Woher? Es ist mir gleich, weshalb er hier ist. Weder interessiert es mich, was all die Leute, welche sich hier in diesem Raum befinden, denken, noch das sie mich alle anstarren. Denn just in diesem Moment trifft Toms Blick den meinen. 

Als ob tausende Zitteraale gleichzeitig ihre Blitze auf mich loslassen würden, fängt mein inneres an zu brennen und ehe ich es mir anders überlegen kann, renne ich los und werfe mich in sein Arme. 

Freunde strahlend wirbelt er mich einmal durch die Luft und drückt mich dann eng an sich. Eine Träne nach der andern liebkost mein Gesicht und kündet von der unbändigen Freude, die ich gerade empfinde. Ein Schluchzen nach dem anderen entfährt mir. 

Im Moment könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als hier in seinen Armen zu liegen und mich fest an ihn zu drücken. Glücklicherweise fängt er mich auf, sodass wir nicht umkippen. ,,Tom... Oh Tom ich habe dich so sehr vermisst." Eins steht fest: Ich lasse ihn nie wieder los! 

Denn das ist mir jetzt erst klar geworden: Er ist mein persönlicher Heimathafen, mein Anker, mein bester Freund und der Junge, mit dem ich später zusammen sein will. Aber das muss er jetzt ja noch nicht wissen. ,,Ich dich auch, Ella. Ich dich auch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr." Und in diesem Moment hätte uns nicht mal ein Tsunami auseinanderbringen können.

Hey!

Ich hoffe, dass ihr euch alle an bester Gesundheit erfreut!

So..., nun will ich euch alle aber ausrasten sehen! Tom ist wieder da! Juhu!

Wie fandet ihr das Kapitel? 

Ich bin beim Schreiben ja schon fast geschmolzen. 

Doch, was wird wohl die Zukunft bringen?

Bleibt alle gesund, habt eine schönes Wochenende und genießt eure Ferien, sofern ihr heute welche bekommen habt. 

Liebe Grüße 

Eure Weltenwandlerin


Blue Secrets- Wandel zwischen den WeltenWhere stories live. Discover now