Maskenball

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K A P I T E L
V I E R

Es sind einige Wochen vergangen, in denen Ruby das Leben lebte, was sie vor dem Hausarrest so genossen hatte. Der Kontakt zu Emma tat ihr gut, zumindestens so lange, bis an den Wochenenden auf Partys gingen und sich bunte Pillen einschmeißten.
Den persönlichen Leibwächter, der weder sein Gesicht zeigt, noch irgendein Wort von sich gibt? Den hat sie immernoch.
Doch etwas hat sich verändert. Ruby wurde mutiger, machte sich einen Spaß draus, ihn zu triezen.
Eine Wette haben sie und Emma auch schon abgeschlossen. Während Emma glaubt, dass Maske kalt bleibt und den Ännäherungsversuchen von Ruby standhält, glaubt die andere ihn rumzukriegen. Irgendwann wird er ja wohl weich werden müssen!

Es war ein vermeintlich normales Wochenende. Emma lag auf der Terasse um sich zu bräunen und Ruby zog in dem riesigen Pool ihre Bahnen. Maske saß auf der Terasse unter dem Pavillon neben Raymond. Auch die beiden genossen die Ruhe. Doch genau diese wurde unterbrochen, als Emma einen spitzen Schrei losstieß.

,,Ahhh! Oh mein Gott!", die Blondine sprang auf und riss sich die Sonnenbrille vom Kopf. Wie von der Tarantel gestochen wurden die Securitymänner aufmerksam und auch Ruby hielt in ihren Schwimmbahnen auf. ,,Was ist los?"
,,Er findet morgen statt! Der Maskenball von Valentin!"
,,Wer ist Valentin?", fragt Ruby und schwamm zum Rand.
,,Du weißt schon. Valentin Santoro."

Bei dem Nachnamen wurde Raymond hellhörig und wendet sich zu Ruby: ,,Santoro? Nein. Kommt nicht infrage. Santoro und dein Vater können sich schon seit Jahren nicht ausstehen."
Jetzt fing Emma an zu betteln.
,,Ach kommt schon! Es ist ein Maskenball! Es wird uns doch eh keiner erkennen!"

×××

Spät am Abend kamen wir an. Emma und ich hatten uns extra ein Taxi bestellt, um zum besagten Maskenball zu kommen. Mein Vater? Dem hatte ich erzählt, dass ich mit ein paar Freunden essen gehe. Und Maske? Der steht sehr höchstwahrscheinlich unter Stress, weil er kein Auge mehr auf mich hat. Wie denn auch? Er wartete sicherlich immernoch auf der Auffahrt am Auto auf mich.
,,Das wird witzig!", lacht Emma und zieht mich hinter her in Richtung Ballsaal. Etwas mulmig war ich schon, wenn man bedenkt, dass die meisten Leute hier gegen meinen Vater sind und ihn nicht auf der Leinwand haben wollen.
M

ehr schlecht als recht stolpere ich also Emma hinterher, welche sich gekonnt durch den Eingang quetscht und mich immer wieder ruckvoll mitzieht.  Und dann waren wir drin.

Ein prunktvoll geschmückter, riesiger Saal der einem alten Opernhaus ähnelt. Überall waren Leute in schicken Anzügen, schicken Kleidern - und vorallem Masken. Ein kunterbunter Haufen. Den ersten Weg den wir anstrebten, war die Bar. Und glaubt mir, diesen Weg werden wir nicht nur einmal laufen.

×××

Während Ruby und Emma ihren Abend auf den Ball genossen, fing Maske an, misstrauisch zu werden. Es dauert zu lange und so machte er sich auf den Weg ins Haus. Nichts. Keine Spur von Ruby ihrer Freundin. Maske macht seine Arbeitskollegen darauf aufmerksam und es dauert auch nicht lang, da hat Antonio Wind bekommen.
,,Wie, sie sind weg? Wir sind in einem Fast-Krieg mit dem anderen "Clan", eher mit dem Haufen dummer, gefährlicher Clowns und meine Tochter rennt da draußen schutzlos rum!". Hals und Gesicht färbten sich gefährlich rot und die Security begann die Suche. Raymond und Maske sprangen ins nächste Auto und fuhren mit quietschenden Reifen in Richtung Stadt.

,,Die Freundin von Ruby hat doch was von dem Ball gestern erzählt", Ray blickt zu Maske, welcher nur Still, aber sichtbar angespannt aus dem Fenster schaut. ,,Ich kann mir vorstellen das sie dort sind. Ruby war schon immer etwas... schwierig. Sie hat nie gerne auf ihren Vater gehört."
Auch er bekommt keine Antwort.
,,Mach dir keinen Kopf, Antonio wird dich schon nicht kündigen. Es sei denn, Ruby ist wirklich weg.", Ray lachte leicht. Er kannte Ruby schon, seit dem sie klein ist und wusste, was einen Dickkopf sie hatte. So schnell wird ihr nichts passieren. Hoffte er...

Eine ganze Weile hat es gedauert, bis die Gruppe von Bodyguards den Veranstaltungsort gefunden haben. Um sich und die beiden Mädchen nicht zu gefährden, riefen sie - so simpel es klingt - einfach die Polizei. Familie Santoro war den Behörden nicht ganz unbekannt. Und eine Razzia gegen einer der größten Mafia-Familien? Da nahmen die jeden Tipp an, den sie bekommen konnten. Und so dauerte es auch nicht lang, als sie mit Streifenwagen vor dem Gebäude standen und die Veranstaltung auflösten. Das war die Chance für Raymond und Maske. Die beiden stiegen aus dem Auto und drängten sich durch die Menschenmassen nach innen. Es musste schnell gehen, bevor einer der Gruppe aufflog und ein Clan-Krieg beginnt.
Jedoch war es ziemlich schwer eine Person auf einem Maskenball zu finden. Vorallem wenn Panik wegen der Polizei draußen herrscht. 
Aufgeregt sehen sich Raymond und Maske um, bis einer der beiden an der hinteren Tür blonde Haare mit rosa Strähnen fliegen sah. War das nicht Emma?

×××

,,Was ist los?", fragt Emma und beobachtet das Gerangel Richtung Eingang. ,,Keine Ahnung. Vielleicht Ärger beim Einlass?", murmel ich und Rücke meine Maske zurecht. Hoffentlich erkennt mich keiner von den Santoro's. Auch wenn es genau das ist, was es spannend macht. ,,Komm, wir gehen da hin, vielleicht bekommen wir ja mit was los ist."
,,La Polizia!!", schrie plötzlich jemand und dann ging alles ganz schnell. Die Menschen verteilten sich in alle Richtungen, es wurde gedrängelt und geschubst. ,,Scheiße! Die Polizei ist da! Komm Ruby, wir müssen hier weg!".

Erneut packt mich Emma an der Hand und wieder einmal werde ich einfach mitgeschleift. Mir fehlten die Erfahrungen beim Rennen auf Highheels und so musste es von Außen fast schon witzig ausgesehen haben.

Draußen endlich angekommen brach meine Freundin erstmal in Lachen aus. Die kalte Nachtluft hinterließ eine Gänsehaut auf meinem Rücken und fühlte sich erfrischend im Gesicht an.
,,Das sollten wir öfter machen!", lacht Emma und dreht sich mit einer Hand festhaltend an der Laterne. ,,Nur, wenn wir nichts dabei haben.", murre ich und kontrolliere die bunten Pillen in meiner kleiner Handtasche auf Vollzähligkeit.
Das Geräusch von schnellen Schritten kam näher. Schnell verstaue ich die Pillen wieder in die Tasche und drehe mich um. Im Schein der nächsten Laterne, ein paar Meter weiter, standen zwei Männer.

,,Raymond?"
,,Ruby..."
,,Scheiße."

Auf der Fahrt nach Hause sprach keiner ein Wort. Emma wurde nach Hause gebracht und nun sitze ich mit Maske auf der Rückbank. Sein Blick war ernst, dafür brauchte ich nicht den Rest seines Gesichtes sehen. Zuhause angekommen war es nicht besser. Seufzend zog ich die Schuhe aus und begab mich schnell in meinen eigenen Wohnflügel. Es entging mir nicht, dass Maske mir bei Schritt und Tritt folgte und erst vor meiner Tür zum stehen kam. ,,Jetzt lässt du mich wohl erst recht nicht aus den Augen, was?"
Ich musterte ihn genau. Jetzt fiel mir auch erst so wirklich der Ohrring auf. Und wie viel Schmuck er allgemein trug. Viele kleine Ketten, Ringe...

Plump ließ ich meine Heels fallen, betrete mein Zimmer und gehe weiter in das dazugehörige kleine Badezimmer. ,,Wenn du magst, darfst du auch gerne weiter herein kommen. Alleine komme ich nicht an den Reißverschluss an."
Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Lippen und nach einem Blick über die Schulter konnte ich sehen, wie er am Türrahmen lehnte. Die leicht lockigen, dunkelbraunen Haare hingen ihm tief ins Gesicht, seine Augen gingen auf Wanderschaft.

,,Also? Du kannst auch gerne die Maske abnehmen."
Ich versuche ihn anzulächeln, während ich vorsichtig beginne, den Träger meines Kleides von der Schulter zu schieben. An seinem Hals konnte ich erkennen, dass er zu schlucken begann. Doch ehe ich weiter machen konnte, schlug er die Tür zu und verschwand.



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The masked BodyguardWhere stories live. Discover now