𝐃𝐑𝐄𝐈 | tee

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─ 𝐂𝐘𝐀𝐍𝐀 ─

weicher nebel hängt in der luft. ein wenig sieht er aus wie zuckerwatte, nur etwas grauer und weniger freundlich, aber wenn man sich vor augen hält, dass man gerade durch die geburt des tages läuft, fühlt es sich schon viel weniger bedrückend und sehr viel magischer an.

     aufmerksam drehe ich den kopf, während mein weg mich durch den park führt, dessen pflanzen von feinem raureif überzogen sind. fasziniert muss ich immer wieder innehalten und die schönheit der natur bewundern, indem ich sie mit der kamera festhalte, die um meinen hals hängt und die ganze zeit über in meinen händen ruht. ich hege die angst, dass sie eines tag bekanntschaft mit harten stein machen muss und das ist das letzte, was ich will. sie soll noch eine möglichst lange zeit ihren zweck erfüllen.

     ich gehe in die hocke und strecke die finger nach den farbigen blättern aus, die eben noch durch die luft gesegelt sind. das funkeln der nässe in den ersten sonnenstrahlen des morgens ist etwas, was ich niemals ignorieren kann. es macht mich immer wieder glücklich. es ist wie ein vertrauensbeweis oder vielleicht auch ein geschenk des lebens, dass wir diese schönheit bewundern dürfen. dass wir sie wahrnehmen dürfen.

     ich erhebe mich und gehe nur langsam weiter, um die szene noch eine weile auf mich wirken lassen zu können. feine sonnestrahlen strecken ihre zarten finger nach der stadt aus, die in der morgendlichen ruhe noch still und geborgen hinter der grenze des parks schläft. ich lege den kopf leicht in den nacken, heiße die wärme lächelnd willkommen und genieße, dass sich meine lungen mit jedem zug etwas freier anfühlen. mit jedem mal, dass meine atemluft nach außen tritt, schwebt eine weiße wolke dem hellblauen himmel entgegen. meine augen folgen jeder einzelnen, bis sie sich dem hellen blau des himmels vermischen.

     ich verlasse den park und drehe ein weiteres mal den kopf, um einen vorerst letzten blick auf das farbgewimmel werfen zu können. meine mundwinkel zucken, während ich einen schwarm vögel beobachte, der beinahe lautlos von einem baum zum nächsten schwebt. es kostet mich einiges an selbstbeherrschung, um meine augen der straße zuzuwenden und weiterzulaufen. den park hätte ich mir noch stunden ansehen können, um das erwachen der insekten und das verrauchen des raureifs bewundern zu können.

     mit langsamen schritten trete ich auf den bürgersteig. er glänzt noch vom nächtlichen regen und ich strecke den fuß aus, um mit der spitze vorsichtig die wasseroberfläche einer pfütze zum schwingen zu bringen. aufmerksam betrachte ich die feinen wellen, die von der berührung ausgehen. ich hebe die kamera an, blicke durch die linse und passe die einstellungen ab, bevor ich auslöse. ich werfe keinen blick auf das bild und bin mir einfach sicher, dass es gut geworden ist. und wenn nicht, dann wäre das auch in ordnung. meine gedanken richten sich auf die kommenden stunden. bald wird die sonne das wasser verschwinden und die stühle vor den cafés trocknen lassen.

     in der ferne bellt ein hund und ein auto wird gestartet. meine schritte sind leicht und ich hüpfe über die pfützen, wobei ein kindliches lächeln auf meinen lippen liegt und ich darauf achte, dass meine füße nicht das wasser berühren. aus den augenwinkeln sehe ich, wie eine anwohnerin die tür hinter sich schließt und richtung bushaltestelle zu laufen scheint. ich hebe den kopf, um ihrer bewegung kurz zu folgen, aber sie ist schon hinter der nächsten ecke verschwunden. dann ist ihr ziel wohl doch nicht der bus.

     in der ferne läuten die glocken der kirche. bei dem vertrauten klang schließe ich die augen, um die schönheit der töne besser auf mich wirken lassen zu können. unter die harmonische melodie mischt sich das öffnen von fenstern und schritte auf asphalt. ich öffne die augen und sehe die nächsten menschen, die sich vom schlaf gelöst haben und bereit sind, ihren tag beginnen zu lassen.

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⏰ Last updated: Dec 19, 2020 ⏰

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