Kapitel 55

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Am nächsten Morgen wartete ich ungeduldig vor der Schule auf Jay. In ein paar Minuten würde es klingeln und er war immer noch nicht aufgetaucht. Normalerweise war er immer als erstes da und wartete auf mich, aber heute war es andersherum.

Wo steckte er denn nur? Wir hatten gleich Geschichte und mussten unsere Präsentation halten. Nervös ging ich meine Notizen durch die ich sorgfältig auf ein kleines Blatt geschrieben habe. Ich hasse Präsentationen.

Alle glotzen einen an, während man unnötiges Zeug labert, was eh niemand verstand und auch niemand brauchte. Am besten war es, wenn man als einer der letzten dran kam. Dann war die halbe Klasse schon vor langeweile eingeschlafen und die restlichen unterhielten sich einfach mit den Sitzpartner.

Aber Jay wollte direkt als erstes präsentieren. 'Dann hat man es schon hinter sich und kann sich entspannt zurück lehnen' hat er gesagt. Das ich nicht lache. Außerdem gab es noch ein Problem.

Ich hatte die Sachen die ich sagen musste zuhause schon fast auswendig gelernt, ich hatte es sogar Jungkook vorgetragen. Aber die Klasse war nicht Jungkook und deswegen werde ich beim vortragen bestimmt nur am stottern sein. Das wird so peinlich.

Verwirrt sah ich hoch, als sich pinke High Heels in meinen Blickfeld schoben. Jieun stand mit ihren zwei Mitläuferinnen vor mir und funkelte mich aus irgendeinem Grund wütend an.

Dabei verzog sie ihre Lippen, auf die sie übrigens hundert Schichten Lippenstift aufgetragen hat, zu einem Strich. Wir standen noch einige unnötige Sekunden so da und ich fragte mich, was die Olle wohl von mir wollte.

„Du kommst auf keinen Fall zu meiner Party!“, fauchte sie auf einmal und verschränkte ihre Arme vor der Brust, während ihre Mitläuferinnen wie wild nickten. „Ich habe nur Jay eingeladen, damit er neue Freunde findet. Es muss ja echt langweilig sein sich mit dir abzugeben.“

Entgeistert starrte ich sie an. Was fiel ihr ein, so etwas zu sagen? Ich wollte gerade den Mund aufmachen um etwas zu erwidern, doch genau in dem Moment kam Jay angelaufen und blieb vor mir stehen. Verwirrt sah er zwischen uns hin und her.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er und Jieuns Gesichtsausdruck änderte sich sofort. Unschuldig sah sie ihn an.

„Es ist alles in Or-“

„Ich habe Mira gefragt.“, unterbrach er Jieun und ich musste schmunzeln.

„Ja, wir haben uns nur über die Party unterhalten.“, gab ich schulterzuckend von mir.

„Keine Sorge, wir werden Freitag auf jeden Fall da sein.“, versicherte Jay und Jieun nickte gezwungen. Dann setzte sie auf einmal ein verführerisches Grinsen auf und fing an mit ihren Augen zu klimpern.

„Sag mal Jay... wie findest du eigentlich meinen Rock? Der ist neu...“

Ich musste mich beherrschen, ihr nicht eine zu klatschen. Diese Göre war wirklich hohl. Kurz sah ich zu dem rosanen Stück Stoff herunter.

„Äh... es ist cool, glaube ich. Aber den gab es wohl leider nicht mehr in deiner Größe was?“, lachte Jay und genau in dem Moment klingelte es. Schockiert sah Jieun ihn an, drehte sich dann um und stolzierte von ihren Mitläuferinnen gefolgt den Gang herunter.

„Oh man, ich hasse es wenn sie stolziert.“, sprach mir Jay aus der Seele und griff wie immer nach meiner Hand.

„Warum bist du so spät?“, fragte ich ihn, während wir zum Raum liefen.

„Heute ist mein Wecker gestorben. Ich habe es noch beerdigt.“, grinste er. „Das Ding hat mich heute so sehr genervt, dass ich es gegen die Wand geschmissen habe.“

Her Where stories live. Discover now