Kapitel 38

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„Mira!“

Ich schaute von meinen Cornflakes auf, die ich eher betrachtet hatte, als sie zu essen. Erschrocken sah ich die Jungs an. Ich hatte ihnen nicht zugehört, genauer gesagt, war mir nicht einmal bewusst, dass wir uns unterhielten. Dementsprechend wusste ich auch nicht, wer mehr als nur besorgt nach mir gerufen hatte.

Ich konnte nichts dafür, dass ich sie matt und ausdruckslos anstarrte. Ich war gerade dabei meine Gedanken zu sortieren. Außerdem unterdrückte  ich den Drang, jeden Moment loszuheulen.

„Was ist?“, fragte ich leise.

„Alles in Ordnung?“, fragte Jin und zog besorgt die Augenbrauen zusammen. „Wir haben dich sechs Mal gerufen.“

Peinlich berührt sah ich wieder auf meine Cornflakes. Dann nickte ich.

„Ja... es ist alles in Ordnung.“

„Spiel niemanden etwas vor. Wir sehen doch, dass etwas nicht stimmt.“, sagte Jungkook. Auch seine Miene war sehr besorgt.

„Du brauchst vor uns nicht so zu tun als ob nichts wäre. Wir verstehen dich und wir geben dir Zeit. Bestimmt ist es gerade sehr schwierig für dich.“, sprach Namjoon anscheinend die Gedanken der anderen aus, denn sie fingen an wie wild mit dem Kopf zu nicken, was mich leicht schmunzeln ließ. Womit hatte ich sie nur verdient?

Es machte keinen Sinn, meinem Vater jetzt hinterher zu trauern. Er hatte es sowieso nicht verdient und die Jungs hatten es nicht verdient, sich wegen mir die Laune zu verderben. Mein Vater war nun Vergangenheit.
Ich würde den Vorfall einfach in eine Schublade packen und bis auf weiteres wegschließen...

Mira und ich werden heute übrigens raus gehen.“, riss mich Yoongis Stimme aus meinen Gedanken und überrascht sah ich ihn an. Warum wollte er mit mir raus gehen?

„Das ist doch okay für dich?“, hakte er nach und ich nickte etwas unsicher. Auch die anderen schienen nicht damit gerechnet zu haben, protestierten aber nicht und aßen ihr Frühstück in Ruhe weiter.

***

Ich ging die Treppen hoch in Jungkooks Zimmer, um mir ein paar Klamotten zu holen. Ich wusste immer noch nicht, wo es hin ging. Yoongi meinte nur, dass ich mich umziehen sollte.

Ich kramte einen Pullover und eine Jeans heraus und machte mich dann auf den Weg in Taehyungs Zimmer. Keine Ahnung wieso, aber es fühlte sich schon so an, als wäre es mein Zimmer.

Schnell verschwand ich im Bad und zog mich um. Anschließend kämmte ich mir die Haare und trat aus dem Badezimmer. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass Taehyung auf seinem Bett saß. Er war gerade am Handy. Als er mich sah, lächelte er leicht. Irgendwie sah er traurig aus.

Innerlich fest entschlossen, aber äußerlich mehr als nur unsicher ging ich auf ihn zu. Er beobachtete jeden meiner Schritte und sah mich überrascht an, als ich mich auf seinem Schoß nieder ließ.

Sofort fanden seine Arme an meiner Hüfte Platz, während ich meine um seinen Hals schlang. Langsam schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen und ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Sollte ich ihn küssen? Von mir aus? Vielleicht war er noch sauer auf mich, weil ich ihn gestern im Auto gekorbt habe. Aber mein Verlangen nach seinen Lippen war viel zu groß. Ich vermisste sie schon förmlich. Ich könnte mich selbst dafür Ohrfeigen, dass ich ihn gestern abgeblockt hatte.

„Was ist?“, fragte er unwissend. Er wusste ganz genau, dass ich ihn küssen wollte. Das einzige, was ich tun konnte, war mit den Schultern zu zucken.

Er ahmte mir nach, indem er auch mit den Schultern zuckte und mich belustigt ansah. Beschämt sah ich nach unten. War es doch eine dumme Idee gewesen?

Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn als ich ihn wieder ins Gesicht sehen wollte, lagen seine Lippen schon auf meine. Er stöhnte auf. Unsere Lippen berührten sich erst ganz sanft und vorsichtig. Mit seinem Arm um meiner Taille zog er mich noch näher an sich heran. Ich keuchte, was er sofort nutzte, um mit seiner Zunge geschickt in meine Mundhöhle einzudringen. Verlangend erforschte er diesen und stupste sanft meine Zunge an, womit er ein kleines Zungengefecht entfachte. Ich überließ ihm gerne die Führung und ließ ihn einfach machen.

Seine Zunge wurde forschender, aber ich musste kurz Luft holen, was er bemerkte. Er löste sich und wandte sich meinem Gesicht und dann meinem Kiefer zu. Seine warmen Lippen hinterließen eine feuchte Spur auf meiner brennenden Haut, was mich verrückt machte. Er wanderte herunter zu meinem Hals und wollte gerade anfangen zu saugen, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde.

„Ich will euch wirklich nicht stören, aber wir müssen jetzt los.“, Yoongi sah uns belustigt an, während ich rot anlief.

„Man Hyung, mehr Privatsphäre bitte, schon vergessen?“, erinnerte ihn Taehyung grinsend und wenn ich nicht schon rot angelaufen wäre, dann wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür.

„Stimmt, da war ja was.“, erinnerte sich nun aich Yoongi. Ich stand schnell von Taehyungs Shoß auf und richtete meine Klamotten ein wenig. Zusammen liefen wir runter und ich zog mir meine Schuhe an. Viel zu teure Schuhe meiner Meinung nach. Jungkook musste ja übertreiben.

„Bis später.“, verabschiedete sich Yoongi bei Taehyung, der an der Haustür stand.

„Bis später“, erwiderte Taehyung und lächelte mich sanft an, was ich schüchtern erwiderte, bevor ich genauso wie Yoongi zum schwarzen Van lief.

„Hyung!“, hörte ich Taehyung rufen und Yoongi sah über seiner Schulter zum Haus. Auch ich drehte mich zu ihm herum, doch anscheinend war es schon zu spät, denn Yoongi sah wieder nach vorne und lief weiter. Verwirrt ging ich ihn hinterher. Taehyung hatte doch gar nichts gesagt?

„Hast du verstanden?“, fragte Taehyung wieder laut und Yoongi lachte nur.

„Ja, keine Sorge ich werde nichts mit ihr machen. Und jetzt mach die Haustür zu!“

Schon wieder wurde ich rot. Er machte sich Sorgen, dass Yoongi mir etwas antun könnte? Diese Situation war mir mehr als nur unangenehm, aber was sollte ich denn tun?

Yoongi öffnete die Tür des Vans und trat zur Seite damit ich einsteigen konnte. Nachdem wir uns angeschnallt haben, setzte sich das Fahrzeug auch schon in Bewegung.

„Wo fahren wir eigentlich hin?“, versuchte ich beiläufig zu fragen und sah ihn etwas neugierig an. Ich wusste es immer noch nicht und das machte mich schon etwas zappelig. Ich erwartete aber auch nicht viel. Eigentlich war es mir ganz gleich, wo wir hin fuhren.

„Ich wollte heute zum Museum, weil ich heute ja einen Schreibfluss hatte. Einfach etwas Inspiration sammeln. Und ich dachte mir, dass du vielleicht etwas Ablenkung gebrauchen könntest.“, erklärte er und kratzte sich am Hinterkopf.

Ich errötete, schon wieder, und senkte den Blick. Das erinnerte mich daran, als ich bei Jungkook geschlafen habe. Wir hatten einen Film geguckt, weil er dachte, dass ich Ablenkung brauchte. Womit hatte ich das verdient?

„Dankeschön, das ist echt lieb von dir.“, sagte ich und sah dann wieder aus dem Fenster. Ins Museum also. Das letzte Mal als ich dort war, war ich in der vierten Klasse, würde ich sagen. Aber ich ging nicht davon aus, dass Yoongi mit mir ins Naturkunde Museum ging.

°°°

Ich habe mir den Savage Love Remix 10000000000000000 Mal nur wegen Googie's 'Two Fucks' angehört. ;-)

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