18 | Lia's Sichtweise - Verliebt?

718 20 10
                                    

Sicht Lia:

Was ist gerade eben passiert? Oder besser gesagt, was wäre passiert, wenn Felis Handy nicht geklingelt hätte. Feli schiebt mich ein Stück weg und greift zu ihrem Handy. ,,Bei Dina ist auch Stromausfall. Dann wird wohl mindestens halb Wolfsburg betroffen sein, weil Dina wohnt in einem ganz anderen Viertel als wir“, meint Feli. Ich nicke. Das macht die Sache nicht wesentlich besser. Es ist stockfinster und das wird es wohl noch eine Weile bleiben. ,,Ich glaube, es ist am besten, wenn wir einfach ins Bett gehen“, sagt Feli. ,,Ja“, sage ich zögerlich. Eigentlich sollte ich auf dem Sofa schlafen, aber alleine in der Dunkelheit bleibe ich nicht. ,,Da gibt es jetzt nur ein Problem“, setzte ich an. Feli weiß ja von meiner Angst vor der Dunkelheit und sollte so auch wissen, dass ich jetzt hier nicht alleine sein will. Trotzdem traue ich mich irgendwie nicht, ihr das zu sagen.

,,Soll ich meine Matratze hier rüber holen? Dann bin ich bei dir“, schlägt Feli vor und mir fällt ja ein Stein vom Herzen. ,,Ja bitte“, sage ich leise. ,,Aber jetzt musst du dann wirklich aufstehen und sie holen, weil das kann ich absolut nicht“, meint Feli. Ich nicke langsam. Feli macht ihre Handytaschenlampe ab und leuchtet auf den Tisch, auf dem der Fernseher steht. ,,Da in der Schublade ist eine richtige Taschenlampe“, sagt sie. Vorsichtig stehe ich auf und laufe zu der Schublade. Mit dem Licht von Felis Handy ist es gar nicht mehr so dunkel. Warum sind wir nicht früher darauf gekommen? In der Schublade befindet sich tatsächlich eine Taschenlampe. Ich nehme die raus und schalte sie direkt ein.

Mit der Taschenlampe in der Hand gehe ich rüber in Felis Zimmer. Dort ziehe ich ihre Matratze vom Bett. Zum Glück ist die ziemlich leicht. Ich schleife die Matratze ins Wohnzimmer und lege sie ab. Ich gebe Feli die Taschenlampe, so dass sie für mich leuchten kann, während ich den Wohnzimmertisch wegschiebe und die Matratze direkt vor das Sofa lege. Irgendwie bin ich stolz auf mich, dass ich das geschafft habe. Früher hätten mich keine zehn Pferde dazu gebracht, aber jetzt hatte ich keine Wahl.

Ich setze mich wieder zu Feli aufs Sofa und lege meinen Kopf auf ihre Schulter. Keiner redet ein Wort, aber es ist eine angenehme Stille. Irgendwann regt sich Feli. ,,Wollen wir dann Zähneputzen?“, fragt sie. Ich nicke. Mit dem Licht der Taschenlampe putzen wir unsere Zähne. Dann legen wir uns auf unser kleines Lager, ich aufs Sofa und Feli auf die Matratze davor. ,,Gute Nacht“, sagt Feli. ,,Gute Nacht“, erwidere ich. Wenige Minuten später erkenne ich an Felis gleichmäßigen Atemzügen, dass sie eingeschlafen ist.

Ich kann allerdings nicht einschlafen. Zu viele Gedanken schwirren in meinem Kopf umher. Was war das vorhin? Ich saßen so dicht beieinander. Und dieser Blickkontakt, wie sie mir über den Rücken gestreichelt hat, wie mir ein Schauer über den Rücken gefahren ist. Was war das? Ich habe mich so dicht an sie gekuschelt, einfach nur weil ich so Angst hatte und sie hat es einfach erwidert. Sie hat mich so fest in den Arm genommen, wie noch nie. Ich darf das nicht Tabbi erzählen. Die wird mich damit nicht mehr in Ruhe lassen. Seit sich Feli verletzt hat, kommt sie immer wieder damit. Ich hätte so einen verliebten Blick und so. Aber das stimmt überhaupt nicht. Aber hundertprozentig sicher bin ich mir nicht mehr. Vor allem nicht nach gerade eben. Was war das? Dann schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen werde ich geweckt, in dem Cinni auf mir rumklettert. Ich öffne die Augen und sehe, dass Feli auch schon wach ist. Sie sitzt auf ihrer Matratze und schaut auf ihr Handy. ,,Guten Morgen“, sage ich. ,,Ach auch schon wach“, meint Feli und schaut von ihrem Handy auf. Im gleichen Moment bemerke ich, dass das Licht wieder an ist, Gott sei Dank. ,,Wie spät ist es denn?“, frage ich. ,,Kurz nach zehn“, antwortet Feli und grinst. Ich schäle mich aus der Decke und stehe auf. Dann helfe ich Feli hoch. Während Feli in die Küche geht, mache ich mich fertig. ,,Ich gehe zum Bäcker, Brötchen holen. Soll ich Cinni mitnehmen?“, frage ich, als ich in die Küche gehe. ,,Ja, das wär super! Pfefferminztee?“, will sie wissen. Da sieht man Mal wieder, wie gut sie mich kennt. Ich bin absolut keine Kaffeetrinkerin, aber dafür liebe ich Pfefferminztee. ,,Ja“, antworte ich und nehme Cinnis Leine. Sofort kommt die kleine angerannt.

Als ich vom Bäcker zurückkomme, decke ich schnell den Tisch und dann gibt es Frühstück. Feli hat sich, während ich weg war, auch fertig gemacht und trägt jetzt einen hellgrünen Pulli und eine schwarze Jogginghose. Ihre Haare hat sie offen. ,,Wow, was darf ich denn hier erleben. Felicitas Rauch mit offenen Haaren“, staune ich als ich es bemerke. Feli hat fast immer einen Dutt. ,,Tja. Meine Haare wollten nicht, also hab ich sie halt offen gelassen“, erklärt sie und nimmt einen Schluck Kaffee. ,,Dann sollen deine Haare jetzt öfter keine Lust auf einen Dutt haben. Nee im Ernst, offene Haare stehen dir mega gut“, sage ich. ,,Danke“, sagt Feli und wird leicht rot.

Den restlichen Vormittag schauen wir unseren Film von gestern Abend noch fertig. Mittags machen wir uns Pfannkuchen. Um kurz vor drei muss ich dann schließlich los. Morgen geht es in die Schweiz zur Nationalmannschaft. Feli bringt mich zur Tür. ,,Soll ich noch mit runter kommen?“, fragt sie. ,,Nein, alles gut. Mach dir keine Umstände mit deinen Krücken“, sage ich. Wir umarmen uns zum Abschied. Als wir uns wieder von einander lösen, bleibt mein Blick in ihren Augen hängen. Dieses grün-braun ist einfach zu schön und dann noch in Kombination mit diesen offenen Haaren und Feli im Allgemeinen.
,,Hey ihr zwei“, ertönt plötzlich eine Stimme hinter uns. Ich drehe mich um. An der Treppe steht Pia. ,,Hey Pia und Tschüss. Ich muss dann echt los“, lache ich. ,,Tschüss“, rufen Feli und Pia im Chor.

Ich schmeiße meine Tasche in den Kofferraum, setzte mich ins Auto und muss dann erstmal kurz durchatmen. Was war das gerade schon wieder? Das war wieder so ein Moment, wie gestern Abend. Und wieder frage ich mich, was passiert wäre, wenn wir nicht unterbrochen worden wären. Ich schalte das Radio ein und fahre los. Was sage ich, wenn Tabbi nach sowas fragt? Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es dazu kommt. Ich versuche jegliche Gedanken an Feli aus meinem Kopf zu verbannen, aber es gelingt mir nicht. Egal woran ich denken will, meine Gedanken wandern immer zurück zu Feli. ,,I think I’m in love again“, singt die Stimme von Kat Dahlia aus dem Radio. Verliebt, bin ich das?




Heyyy,

Wow, das erste Kapitel 2021!
Das war jetzt wieder ein Kapitel aus Lias Sichtweise. Soll ich das öfters machen oder findest ihr es verwirrend?

Das war's dann auch schon, aber auf jeden Fall noch ein frohes neues Jahr euch allen🥳🍀

No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch FfWhere stories live. Discover now