43 | Reden ja oder nein?

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Lia POV

,,Komm mit hoch Lia. Alles ist gut“, versucht Tabbi mich zu beruhigen. Ich hasse es, wenn Leute sagen, dass Alles gut ist. Meistens ist das nämlich nicht so. In meinem Fall ja auch, schließlich haben Feli und ich uns noch nie so richtig gestritten. Es gab zwar hin und wieder ein paar kleine Diskussionen, aber so einen heftigen Streit hatten wir noch nie.

Ich wische mir über die Augen und folge ihr die Treppe hoch. Oben angekommen schmeißt Tabbi ihren Koffer in ihr Zimmer und setzt sich dann zu mir aufs Sofa. ,,Erzähl mir bitte was passiert ist“, bittet sie mich. Ich nicke und erzähle alles, wirklich alles. Ich weiß genau, dass ich nicht gut über Feli rede, aber das ist mir egal. Sie hat es nicht besser verdient. Ich kann schließlich immer noch frei entscheiden, ob und wohin ich wechsle. Klar, ihre Meinung ist mir natürlich wichtig, aber wir können trotzdem sachlich darüber reden und nicht streiten. Aber gut, sie wollte es nicht anders.

,,Das habt ihr ja toll hinbekommen“, stöhnt Tabbi, als ich fertig geredet habe. ,,Warum wir? Du meinst Feli“, protestiere ich. ,,Naja, an einem Streit sind eigentlich immer zwei Schuld“, meint Tabbi. ,,Was hätte ich denn tun sollen? Sie hat doch angefangen“, rufe ich. ,,Das stimmt, aber ich glaube, auch Feli hat ihre Gründe dafür. Sie hat keine einfache Zeit hinter sich und dich nicht ständig bei sich zu haben, macht die Sache nochmal schwerer für sie“, erklärt Tabbi. ,,Ja und. Trotzdem kann sie meine Entscheidung normal beurteilen ohne gleich auszurasten“, werfe ich ein. ,,Ja, kann sie, aber wie gesagt, es war nicht einfach für sie.“ ,,Ja, für mich war es aber auch nicht einfach“, rufe ich. ,,Und trotzdem bleibst du in Potsdam und erzählst ihr, dass Wolfsburg ein zu großer Schritt für dich sei. Das soll kein Vorwurf sein! Ich möchte nur verstehen, warum du ihr das so gesagt hast“, sagt Tabbi. ,,Ich weiß doch noch nicht, ob ich bleibe oder nicht“, rufe ich. ,,Aber Feli hast du doch erzählt, dass du definitiv nicht nach Wolfsburg kommen wirst“, meint Tabbi. ,,Ja, ich weiß nicht. Mir sagt irgendwas, dass ich noch nicht dafür bereit bin. Und ich habe auch noch andere Angebote auf meinem Schreibtisch liegen“, verteidige ich mich. ,,Wenn jemand für einen Wechsel nach Wolfsburg bereut wäre, dann du. Ich meine das Ernst. Und wenn du dann noch die Aussicht hast mit deiner Freundin zusammen zu spielen, klingt das doch nicht schlecht. Aber das musst du ganz alleine entscheiden. Ich halte mich da raus.“ ,,Die Aussicht mit Feli zusammen zu spielen, wäre aktuell der erste Grund nicht nach Wolfsburg zu gehen“, grummele ich und stehe auf. Was soll ich nur tun?

Feli POV

Nach dem Training fahre ich ziemlich langsam nach Hause. Ich weiß genau, dass Pia mich nochmal fragen wird, ob alles okay ist und das will ich vermeiden. Ich will einfach nicht darüber reden. Es macht die Sache nämlich nicht besser. Zurück in der WG sage ich Pia nur schnell Hallo und gehe dann direkt duschen. Das habe nach dem Training bitter nötig. Man merkt im Training, dass am Sonntag das letzte Liga Spiel ist und es noch um die Meisterschaft geht. Immerhin haben wir es in der eigenen Hand. Ich werde natürlich nicht mitspielen können, aber ich werde im Stadion sein. Ich muss im Falle, dass wir die Meisterschaft holen, ja anwesend sein.

Nach dem Duschen ziehe ich mir eine kurze Nike Hose und eines meiner Wolfsburg T-Shirts an. Meine Haare lassen ich zur Abwechslung Mal offen, damit sie trocknen können. ,,Was sollen wir kochen?“, frage ich als ich wieder ins Wohnzimmer komme. ,,Wie wär’s mit Lasagne?“, schlägt Pia vor. ,,Vegetarisch halt, aber ja können wir machen“, erwidere ich. Ich suche schnell ein vegetarisches Lasagne Rezept im Internet und fange direkt an zu kochen. Ich brauche definitiv Ablenkung. Sonst verfalle ich wieder in einen Heulkrampf. Und wenn das vor Pia passiert, dann werde ich keine Chance mehr haben, sie abzuwimmeln. ,,Ich helfe dir“, meint Pia und kommt zu mir in die Küche. Blitzschnell frage ich sie, nach ihrer Zeit bei der Nationalmannschaft. Seit sie wieder da ist, haben wir noch nicht darüber geredet und nachdem man das erste Mal dabei war, hat man einiges zu erzählen. Das weiß ich aus Erfahrung. Alles ist neu, aufregend und zugleich super schön. Und genau das berichtet jetzt auch Pia. Es ist so schön ihr zuzuhören, wie glücklich sie ist, dass sie dabei sein konnte und auch, dass sie ihr Debüt direkt machen konnte.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es noch viel zu früh. Es ist gerade Mal halb sechs und auch wenn wir schon vormittags Training haben, stehe ich normal erst gegen halb acht auf. Jetzt ist halb sechs und ich bin hell wach, was komisch ist, da ich ewig nicht einschlafen konnte und auch total schlecht geschlafen habe. Pia hat mich gestern nicht mehr danach gefragt, ob alles okay ist und ich bin ihr unglaublich dankbar dafür. Ich kann nicht darüber reden.

Die Zeit vergeht kriechend langsam und endlich fahren wir los zum Training. Der Fußball hat mir eigentlich immer geholfen, wenn es mir nicht so gut ging. Heute ist das nicht so. Ich bin das ganze Training über komplett unkompliziert, mache viel zu viele Fehler und kann mich einfach nicht darauf fokussieren, was ich tun soll. Die ganze Zeit spukt Lia in meinem Kopf herum. Ich weiß, dass ich sie verletzt habe. Ich weiß, dass ich es verkackt habe. Ich weiß, dass es das vielleicht sogar gewesen sein könnte. Lia hasst mich garantiert und sie hat auch alles Recht dazu. Sie kann absolut nichts für unseren Streit. Es war ich, die egoistisch war. Es war ich, die nur an sich gedacht hat und nicht an Lia. Ich habe die alleinige Schuld an diesem Streit.

Ich bin die erste, die den Platz verlässt, als Stefan das Training beendet. Ich laufe in die Kabine, lasse mich auf meinen Platz fallen und vergrabe den Kopf in meinen Händen. ,,Feli? Ist alles okay bei dir?“, fragt jemand und ich spüre, wie dieser jemand, den ich nicht identifizieren kann, seinen Arm um mich legt. Ich richte mich etwas auf, um zu erkennen, dass es Frido ist, die sich neben mich gesetzt hat. Ich zögere. Ich will immer noch nicht darüber reden, aber ich glaube, jetzt komme ich nicht drum herum. Ich versuche es trotzdem. ,,Ja, alles gut. Einfach ein frustrierendes Training eben“, sage ich, in der Hoffnung, dass Frido das so hinnimmt. ,,Bist du sicher? So unkonzentriert habe ich dich schon lange nicht mehr im Training erlebt“, meint Frido. ,,Vielleicht hast Recht, aber ich will nicht darüber reden“, seufze ich.  ,,Wie du meinst, aber wenn du doch noch reden willst, dann kannst du immer zu mir kommen“, sagt Frido. ,,Dankeschön“, erwidere ich. Früher oder später werde ich darauf wohl zurück kommen müssen.

No 13 - Move the Ball with Joy // Feli Rauch FfKde žijí příběhy. Začni objevovat