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Kapitel 5

Erleichtert, dass endlich jemand das Schweigen brechen würde, sah ich auf. „Ich denke, Sie sollten jetzt gehen, Miss Chase", brachte Snape vor. „Ich denke nicht, wir sind noch lange nicht fertig", sagte ich bestimmt. Er zog die Augenbrauen hoch. „Sie könnten es noch zum Ende des Quidditchspiels Ihrer Freundin schaffen." „Ich.. Ich denke nicht, dass ich mich das traue, ich habe Mist gebaut", murmelte ich. „Wie überraschend", sagte er sarkastisch. „Na danke auch." Ich wandte meinen Blick ab. „Nun, wenn Sie bleiben wollen", er schwang seinen Zauberstab sodass alle Federkiele in den Karton zurückflogen. „Die sind alle verflucht, es hat also keinen Sinn, noch weiter herumzusitzen." Sprachlos darüber, dass er mich die letzte halbe Stunde hatte Federkiele untersuchen lassen, von denen er bereits wusste, dass alle voll dunkler Magie waren, stand ich auf. Als er meinen ärgerlichen Blick sah, erwiderte Snape: „Der Sinn einer Nachhilfe ist, dass sie Zeit von der Freizeit abzieht, egal ob die zu erledigte Aufgabe sinnvoll ist oder nicht." Er grinste selbstsicher. „Dann gibt es wohl tatsächlich keinen Grund für mich zu bleiben." „Mir fallen aber noch andere Sachen ein, die wir machen könnten um ihre 2 Stunden abzuarbeiten..." Mir der Zweideutigkeit dieser Aussage bewusst, errötete ich. „Aber, aber Miss Chase, wo denken Sie hin, Sie können meine Zaubertrankzutaten entstauben."

Wie einfallsreich. Genervt ging ich in Richtung seiner Vorratskammer. Mit einem gemurmelten Zauberspruch öffnete er die Tür und wir traten ein. Wow, er war schon irgendwie ein Nerd mit seinen Regalen, die bis oben mit Zaubertrankzutaten vollstanden. Wieder musste ich lächeln.

Während ich die nächste Stunde alle Gläser und Fläschchen abstaubte, lauschte ich Snapes Worten, der mir bei jeder Zaubertrankzutat, die ich in die Hand nahm, erklärte, wozu sie zu gebrauchen war. Ich wusste, dass er auch eine weiche Seite hat, dachte ich glücklich.
Die anscheinend aber nur sehr, sehr selten und sehr kurz zum Vorschein kam, denn in seiner gewohnt mürrischen Art kommentierte er das plötzlich zu hörende Gejohle der Schüler, die vermutlich vom Quidditchspiel zurückkamen mit einem Knurren. Ich hingegen versuchte angestrengt irgendwie herauszuhören, wer gewonnen hatte. Doch Snape ließ mir dafür nicht genug Ruhe, denn er wandte seinen Blick von der Decke ab, aus dessen Richtung das Gejohle kam sprach mich an. „Jetzt ist es Zeit für Sie zu gehen, Miss Chase. Ich hoffe, Sie haben Ihre Lektion gelernt." Er ließ sich auf einen Stuhl nieder. Ich reagierte nicht. „Nun machen Sie schon!" Seufzend verließ ich sein Büro. Meine Schuldgefühle wegen Elena kamen wieder hoch aber ich beschloss, mich jetzt bei ihr zu entschuldigen.

Also konzentrierte ich mich, dem Gejohle nachzugehen. Schließlich landete ich im Innenhof. Ich entdeckte Elena in der Mitte der Truppe und neben ihr stand- neben ihr stand doch tatsächlich der gutaussehende Junge, den ich gestern gesehen hatte.

Ich ging anhand ihren fröhlichen Gesichtern davon aus, dass Ravenclaw das Quidditchspiel gewonnen hatte. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, zu Elena zu gehen, außerdem war ich mehr als verwirrt, was der Junge bei ihr machte. Aber Elena bemerkte mich von selbst. „Ayleen! Wo warst du denn?? Stell dir vor, wir haben gewonnen!" „Ich-" „Das hier ist übrigens Bruce, er wurde heute Morgen nach Ravenclaw zugeteilt." Bruce lächelte mir zu. „Hey, du musst Elenas beste Freundin sein, von der sie mir erzählt hat." Zaghaft erwiderte ich das Lächeln. „Ja, die bin ich. Hör mal, tut mir leid, dass ich nicht beim Spiel war Elena, ich hatte Nachhilfe bei Snape", beichtete ich ihr. „Oh echt? Aber mach dir keine Sorgen, ich kann dir gerne alles erzählen. Und auch wie Bruce mich aufgefangen hat." Sie lachte. Ich war verwundert. Einerseits, weil sie kein bisschen sauer oder enttäuscht war und andererseits, dass sie keine Bemerkung dazu machte, dass ich bei ihrem verehrten Snape Nachhilfe hatte. Und natürlich, warum Bruce sie aufgefangen hatte. „Äh ja, gerne." „Super! Bruce, kommst du mit?" „Ja, ich komme gleich nach Süße!" Süße? Meine Güte, was hatte ich bitte alles verpasst? Elena mogelte mich in den Ravenclaw Gemeinschaftsraum. „Also, das Spiel lief super, ich habe nur einen einzigen Ball durchgelassen! Gerade, als ich wieder auf den Boden kommen wollte, habe ich Bruce gesehen und hatte meinen Besen nicht mehr unter Kontrolle. Tja, besser ausgedrückt: Ich bin geradezu auf ihn zugerast und bin im letzten Moment abgesprungen um ihn nicht zu erwischen. Da hat er mich aufgefangen." Ihre Wangen verfärbten sich rosa. „Liebe auf dem ersten Blick würde ich sagen?", neckte ich sie. Elena wurde noch roter. Ich freute mich für sie. „Und bei ihm?" „Ich denke auch", sagte sie beschämt. „Das ist doch toll! Wie süß, dann brauche ich nur noch jemanden und wir können Doppeldates machen", ich kicherte. „Tja, also von mir aus kannst du jetzt Snape haben..." „Du bist ja irre, doch nicht dieses Arschloch", sagte ich genervt. In dem Moment betrat Bruce den Raum. Mit einem Zwinkern ließ ich die beiden alleine. Ich rempelte gegen eine breite Schulter und drohte zu fallen. Mein Arm wurde vom Geländer gerissen, an dem ich mich festhalten wollte. Plötzlich war ich wie benebelt. Im Insgeheimen ging ich alle Personen durch, die für mich für ein Date in Frage kamen. Alle Erlebnisse schweiften an mir vorbei während ich die Treppe in den Kerker herunterrannte. Mein Gehirn ließ immer wieder Bilder vor meinen Augen aufblitzen, schwarze Haare, schwarze Augen, mein Atem ging immer schneller, ein weißes Hemd, ein dunkler Raum, ich roch frisches Gras, die tiefe vibrierende Stimme, ein Schrei, Nässe, seine Finger an meinen, Dunkelheit.

Ich lachte ein wahnsinniges Lachen. Oh verdammt, ich sollte es mir endlich eingestehen. Mein Herz sehnte sich nur nach einer Person. Und ich verfluchte mein Herz dafür, da es absolut unmöglich war, diese Person zu lieben, sie als einzige zu wollen. Heiseres Lachen, der Mondschein, schwarzer Umhang, Äste, Zweige, Blätter.
Und schließlich Ruhe.
Eine einzelne Träne rollte meine Wange hinunter als mir bewusst wurde, dass ich von alleine nicht mehr weiterkommen würde. Mit dem Blut meiner Wunde, die ich unter meinem Auge spürte, wurde sie rot. Ich war verloren.


Yay, ich hab noch einen Teil geschafft:)

Schönen Tag nochhh

TränkemeisterWhere stories live. Discover now