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Fallons P.o.V.

Ich dreht mich auf die andere Seite meines Bettes, doch das Rascheln der Blätter machte mich wach. Es war so hell in meinem Zimmer, dass ich meinen Kopf in meinem Kissen vergrub. Ich hatte vergessen die Vorhänge zu zuziehen. Langsam schienen sich meine Augen an die morgendliche Helligkeit zu gewöhnen, bis ich sie schließlich komplett öffnen konnte. Mein Blick wandte sich nach vorne. In meinem Bett lag etwas, dass mir unbekannt war. Jemand, der mir unbekannt war.
Die Person drehte sich auf die andere Seite. Ich kannte diese Statur, ich kannte dieses Gesicht. Cayden schlief tief und fest neben mir. Etwas, dass ich niemals in meinem ganzen Leben sehen wollte, war wie ein DeLauants sich weder bei mir im Zimmer, noch neben mir im Bett befand. Er hatte dieselben Klamotten wie die von gestern an, genauso wie ich.
Ich rutschte nach oben und setzte mich auf. Ich war todmüde. Wir saßen noch eine ganze Weile an den Dokumenten, da wir versucht hatten herauszufinden, ob irgendetwas drauf hindeuten konnte, dass Harvey derjenige war, der meinen Großcousin ermorden konnte. Doch wir fanden keine Hinweise, die unsere Vermutung hätte bestätigen können. Ich sah zu meiner linken, wo Cayden sich breit gemacht hatte. Seine Hand lag neben meiner, sie berührten sich fast, doch ich behob das schnell, indem ich einen halben Meter von ihm wegrutschte.
"Cayden", versuchte ich ihn aufzuwecken, vergebens. Er schlummerte so tief und fest, dass er noch nicht einmal auf meinen Veruch reagierte.
Ich entließ laut Luft aus meinen Lungen und strich mir mein Haar zurecht. "Cayden. Cayden!", weckte ich ihn endlich auf und rüttelte kräftig an seiner Schulter. Er gab einen undefinierbaren Laut von sich und drehte sich auf die andere Seite. "Cayden. Cayden, bitte."
Er öffnete eins seiner Augen und sah mich an. "Was?", murmelte er gereizt. "Ich versuche zu schlafen." Mir rutschte ein Lachen heraus, dass ich sofort einstellte. "Das sehe ich, aber du musst aufstehen. Es ist bereits morgen und du befindest dich immer noch auf dem Anwesen von uns, in meinem Zimmer, in meinem Bett."
Cayden runzelte die Stirn, stützte sich auf seine Ellbogen und sah sich um, einige Haarsträhnen standen dabei ab. "Wir sind eingeschlafen?", fragte er nach und ich nickte. Er holte tief Luft und setzte sich auf. Plötzlich klopfte es an de Tür. Unsere Blicke trafen sich.
"Miss, sind Sie wach?", fragte eine mir bekannte Stimme.
Ich riss die Augen auf, stand in Windeseile auf und rannte zur Tür. "Ich bin wach, Alice." Sie drückte bereits die Türklinke nieder, doch ich kam ihr zuvor und drückte mich gegen die Tür.
"Verschwinde", flüsterte ich und Cayden stand sofort von meinem Bett auf.
"Miss? Ist bei Ihnen alles in Ordnung?", fragte Alice, während sie versuchte die Tür aufzubekommen, die ich versperrte. "Äh-" Ich sah Cayden dabei zu, wie er durch die Balkontür lief und über das Geländer sprang. So, wie ich es immer tat, um mich heimlich wegzuschleichen. "Ja, alles gut, Alice", meinte ich und zog die Tür auf. Alice stolperte einen Schritt nach vorne und sah mich an.
"Wieso haben Sie die Tür festgehalten?", fragte sie irritiert und ich starrte sie an, bis ich realisierte, dass ich ihr antworten musste. "Hab' ich nicht", entgegnete ich schnell, etwas zu schnell. Alice sah an mir vorbei in mein Zimmer. "Haben Sie denn heute Nacht gar nicht geschlafen?", fragte sie nach.
"Ich habe einfach im Moment viel um die Ohren. Die ganze Sache mit Edwart nimmt micht doch etwas mehr mit, als ich gedacht hatte", log ich und sie nickte verständnisvoll. Sie hielt inne und blickte nochmals durch mein Zimmer, bis ihre Augen an einer Stelle hängen blieben. "Ist das Ihre?"
Ich drehte meinen Kopf in Richtung Bett und sah auf Caydens lederne Jacke. Innerlich verfluchte ich ihn gerade. Ich sah sie schnell wieder an und lächelte so echt ich nur konnte. "Die ist von meinem Vater." Etwas besseres war mir auf die Schnelle nicht eingefallen, und sie wusste, dass meine Aussage nicht ganz der Wahrheit entsprach. "Ich komme gleich zum Frühstück", verabschiedete ich mich und schloss die Tür vor ihrer Nase. Kurz lehnte ich mich gegen das weiße Holz und atmete tief aus. Das war knapp.
Ich nahm die Jacke und lief auf dem Balkon, Cayden stand bereits unten und wartete. Die Jacke warf ich mit einem mal zu ihm runter.
"Die hätte uns fast verraten", zischte ich so leise ich konnte. Cayden grinste mich an und warf sich das Kleidungsstück über die Schultern. "Wäre nicht das erste mal, dass meine Klamotten in Mädchenzimmer  Schwierigkeiten verursachen."
Ich verzog das Gesicht. "Oh mein Gott", flüsterte ich eher zu mir selber und drehte mich auf meinem Absatz um.

Caydens P.o.V.

Ich schlich mich entlang der Grenze zu unserem Anwesen. Es war ein wundervoller Morgen, den ich hätte auch anders verbringen können, anstatt unvorsichtig aus dem Schlaf gerissen zu werden. Fallon hat vermutlich noch nie etwas von Sanftmut gehört. Leise stieg ich die Treppen hoch und lief durch die Eingangstür direkt in unser Esszimmer. Es war wie alles in diesem Haus sehr prunkvoll eingerichtet. Nicht mein Geschmack, doch immerhin hatte es Tradition. Meine Mutter aß zusammen mit den Zwillingen am Tisch. Als sie mich sahen, runzelten sie alle drei die Stirn. "Cayden, wo warst du?", fragte mich meine Mutter und ich griff nach einem Apfel aus der Obstschale, die eigentlich zur Dekoration gedacht war. Ich biss hinein und sofort benetzte meine Zunge ein süßlicher Saft. "Ich komme gerade aus meinem Schlafzimmer", murmelte ich und zuckte mit den Schultern.
Lexi trat neben mich und starrte auf meine Haare. "War es wirklich dein Schlafzimmer?", fragte sie. Ich konnte mir ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Würden sie wissen, wo ich heute Nacht wirklich war, würden sie mich umgehend einsperren lassen. Es war verboten eine engere Beziehung mit einer Cunnigham zu führen, die ich eigentlich nicht hatte, doch ich war mir sicher, dass sie es anders deuten würden. Es war verboten sich auch nur anzufreunden, denn auch das würde man ganz sicher falsch interpretieren. Eigentlich war alles verboten, was mit einer Cunnigham und einem DeLaurant zu tun hatte. Keiner würde es je dulden, denn eine Jahrhunderte alte Feindschaft war wohl Grund genug.
Ein 'Hm' war das Einzige, das Lexi dazu sagte. Sie setzte sich auf einen Stuhl und begann zu essen.
"Hast du Harvey gesehen? Ich muss dirngend mit ihm sprechen", fragte ich nach. In diesem Moment legte mir jemand den Arm um den Nacken und zog mich in den Schwitzkasten. Harvey lächelte mich breit an nachdem er mich losließ. "Was verschafft mir die Ehre, Teil der frühen Gedanken von Cayden DeLaurant sein zu dürfen?", wollte er wissen. Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Er setzte sich Lexi gegenüber und legte die Hände in den Nacken.
"Können wir unter vier Augen reden?", fragte ich ihn eine Spur leiser, doch Harvey schien nicht annähernd interessiert zu sein. Lieber spielte er mit der Gabel wie ein kleines Kind. "Etwa so ernst?", fragte er mich belustigt. Ich liebte meinen Cousin wirklich, aber manchmal fehlte ihm das Erwachsene.
Als ich nichts sagte, stand er schließlich seufzend auf und lief mit mir in eine Ecke. Lexi warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Möglich, dass sie sich ausgeschlossen fühlte, aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. "Wo warst du in der Nacht vor fünf Tagen?"
Harvey sah mich Stirn runzelnd an.
"Du meinst in der Nacht, in der Edwart starb?"
Ich nickte. Harvey sah mich plötzlich ganz ernst an. "Ich war es, Cayden. Ich habe ihn umgebracht." Ich blinzelte ein paar mal, bis ich verstand, dass er mich auf den Arm nahm.
"Harvey, es ist wichtig", zischte ich und er rollte mit den Augen. Ich musste irgendwie beweisen können, dass zumindest der engste Kreis unschuldig war.
Harvey verschränkte die Arme vor der Brust. "Für wen ist das wichtig? Bist du jetzt Teil der Gruppe, die für Recht und Ordnung sorgt? Derjenige, der den Held spielen will?" Seine Reaktion verwunderte mich etwas. Er hätte mir einfach direkt antworten können, stattdessen stellte er mir eine Gegenfrage.
"Nein", schüttelte ich ungläubig den Kopf, weil mich seine Antwort aus dem Konzept brachte.
"Wieso willst du es dann wissen? Wir sind eine Familie, für statt gegen einander. Egal, ob ich es war oder nicht, solltest du dir überlegen auf wessen Seite du stehen willst", entgegnete er hart. "Stell' keine Nachforschungen an, die du möglicherweise bereuen könntest." Damit verließ er den Raum und ließ mich in der Ecke stehen.

Forbidden loveWhere stories live. Discover now