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Jimin Pov

«Hast du schon zu Abend gegessen?» Bejahendes Gemurmel. Dann werde ich mir wohl einfache eine Pizza bestellen. Kookie und Tae sind heute Nachmittag losgefahren zu dem Konzert, für welches Kookie Karten besorgt hatte.

Yoongi hat etwas geschmollt, weil er eigentlich auch mitwollte, aber Kookie hatte bloss zwei Karten und Tae war da natürlich seine erste Wahl.

Ich setze mich zu Yoongi auf die Couch und warte auf den Pizzalieferanten. Yoongi guckt irgendeinen Harry Potter Film. Vermutlich ist er insgeheim ein riesen Fan. Immer wenn er alleine Fern schaut, läuft ein Harry Potter.

Auch als dann meine Pizza kommt, sitzen wir weiter stillschweigen vor dem Fernseher. Es herrscht eine unangenehme Stille, wir haben uns nichts zu sagen. Ich fummle nervös am Ärmel meines Pullis herum und versuche den Miesepeter neben mir zu ignorieren. Nur schon seine Ausstrahlung ist unheimlich, vor allem jetzt, wo die anderen beiden weg sind.

So gegen halb elf mache ich den Fernseher aus und gehe ins Bett. Yoongi ist mal wieder auf dem Sofa eingepennt. In meinem Zimmer lasse ich mich ins Bett fallen, kann aber nicht schlafen. Mein Bauch schmerzt und will mich nicht mehr in Ruhe lassen. Irgendwann bin ich es leid mich hin und her zu wälzen und schleiche leise ins Wohnzimmer. Yoongi liegt bedauerlicherweise immer noch auf dem Sofa und schnarcht leise vor sich hin.

So geräuschlos wie möglich, öffne ich die Balkontür, tapse in Socken hinaus auf den Kalten Steinboden und schliesse leise die Glastür hinter mir. Fröstelnd atme ich die kalte Nachtluft ein. Der Himmel ist klar und man hat freie Sicht auf jede Menge funkende Sterne, die sich wie ausgekippte Streusel über den Nachthimmel verteilt haben.

Hinter mir öffnet sich die Balkontür erneut und Yoongi tritt, in eine plüschige Decke gekuschelt, neben mich. «Du hast mich geweckt. Sei nächstes Mal leiser.», murmelt er leise und blickt in den Sternenhimmel. Das Mondlicht tanzt auf seinem dunklen Haarschopf. «Tschuldigung.» Kurz treffen sich unsere Blicke.

Mein Bauch schmerzt immer noch und mittlerweile hat sich eine leichte Gänsehaut auf meinen nackten Armen gebildet. Ich greife nach einem der Sitzkissen der Gartenstühle, welche auf unserem Balkon stehen und drücke es an mich. Die Stille ist etwas weniger angespannt als zuvor auf dem Sofa, fast schon angenehm. Wir stehen noch eine Weile draussen rum, aber langsam wird es echt kalt uns ich beschliesse, dass es doch besser ist, wenn ich wieder zurück ins Bett gehe.

Yoongi Pov

Lautes Gerumpel weckt mich. Jemand rennt durch die Wohnung und knallt die Tür des Badezimmers. Echt jetzt?! Das ist schon das zweite Mal, dass er mich diese Nacht weckt. Wütend stehe ich auf und stapfe in Richtung Bad.

«Kannst du nicht wenigstens versuchen leise zu sein?! Es gibt Menschen, die versuchen in diesem Haus zu schlafen!» Keine Antwort. Ich beginne mit der Faust gegen die Tür des Badezimmers zu Hämmern, in der Hoffnung eine Reaktion zu bekommen, welche jedoch ausbleibt. Stattdessen ist ein Würgen und ein Plätschern zu hören.

Ich seufze frustriert. Kann ich da jetzt einfach reingehen? Ich meine, ich persönlich steh ja nicht so auf Gesellschaft beim Kotzen. Ich öffne die Tür und rieche direkt den sauren Gestank von Erbrochenem. Hastig schliesse ich die Tür hinter mir, damit es nachher nicht in der ganzen Wohnung so riecht und laufe zum Fenster, um es zu öffnen. Bei dem Gestank fang ich sonst auch gleich noch an zu kotzen.

Jimin hängt keuchend über der Klohschüssel. Er wimmert, sein Körper verkrampft sich und er erbricht sich erneut in die Toilette. Möglichst flach atmend setze ich mich hinter ihm auf den gefliesten Boden und streiche ihm beruhigend über den Rücken.

Er sieht so klein aus, wie er da kniet und erschöpft seine Augen schliesst, bevor er sich wieder krampfhaft an die Klohschüssel klammert und würgt, obwohl es nichts mehr gibt, was er hätte von sich geben können.

Irgendwann hört er endlich auf zu würgen und zu spucken. Er rutscht zitternd an die Wand neben ihm und lehnt sich mit geschlossenen Augen dagegen. Sein Gesicht ist so blass, dass es im kalten Licht der Neonröhre schon fast grau wirkt. Ein leichter Schweissfilm hat sich über seine Haut gelegt und sein rosafarbenes Haar klebt ihm in verschwitzten Strähnen an der Stirn.

Ich betätige die Spülung und setze mich abwartend ihm gegenüber. Er blinzelt mich müde an und zieht sich ächzend am Waschbecken hoch, um sich den Mund auszuspülen. Auch ich erhebe mich und schliesse das Fenster.

Jimin lässt vom Waschbecken ab und torkelt in Richtung Tür. Unsicher laufe ich neben ihm her. Er schlurft weiter in Richtung Wohnzimmer, torkelt gegen mich und bleibt dann mit seinem Kopf an meiner Schuler stehen. «Gib mir ne Minute. Der Raum will nicht aufhören sich zu drehen.»

Ich verkneife mir einen Kommentar in Richtung übermässigen Alkoholkonsum, was an dieser Stelle wohl etwas unangebracht gewesen wäre. Jimin klammert sich mit seinen kleinen Händen in mein Shirt. Vorsichtig schlinge ich meine Arme um seine schmale Taille.

Jimins schultern versteifen sich, er schiebt mich von sich, schlurft in sein Zimmer und zieht die Tür hinter sich zu. Da will man einmal nett sein und dann so was. Ich habe keine Lust mehr schlafen zu gehen, also gehe ich in die Küche und mache, ganz aus Versehen, so viel Tee, dass es für zwei reicht. Mit jede Menge Honig, versteht sich.

Jetzt stehe ich, mit zwei Tassen Tee in den Händen, vor Jimins geschlossener Zimmertür und denke darüber nach, ob ich es wagen soll, zu klopfen, oder ob er wohl schon wieder schläft. Mit meinem Ellbogen drücke ich die Türklinke herunter und schütte mir dabei die Hälfte des Tees über mein T-Shirt.

Ich schiebe die Tür mit meinem Fuss wieder hinter mir zu und stolpere fast über Jimins Tasche. Es ist so finster hier drin, dass man kaum Umrisse erkennen kann. Leise fluchend taste ich mich vor, in die Richtung, aus der ein leises Schnarchen kommt.

Als ich mit meinem Knie an Jimins Nachtschrank stosse und sein Schnarchen unmittelbar neben mir ertönt, finde ich dann auch einen Platz, wo ich die Tasse hinstellen kann. Ich drehe mich um und halte in der Bewegung inne, um mir mit der flachen Hand auf die Stirn zu schlagen. Wenn ich meine Tasse einfach in der Küche stehen lassen hätte, wäre das ganze um einiges einfacher gewesen.

CaramelMacchiatoWhere stories live. Discover now