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Jimin Pov

Mein Handy klingelt.

Wer das wohl sein mag? Zögernd ziehe ich das kleine Gerät aus meiner Hosentasche und schaue auf das Display. Mal wieder ein unbekannter Anrufer. Resigniert schliesse ich die Augen. Ich seufze tief und schaue noch mal unsicher auf das Display.

Yoongi lenkt seine Aufmerksamkeit von Tony auf mich und schaut aufmerksam zu mir auf, während er weiter dem grauen Kater über das flauschige Fell streicht. Das stetige Klingeln geht mir langsam echt auf den Wecker. In einer fliessenden Bewegung erhebt Yoongi sich vom Boden und schnappt mir das Handy aus der Hand.

Protestierend versuche ich das noch immer vor sich hin klingelnde Telefon zurück zu ergattern, jedoch ohne Erfolg. «Yoongi! Gib das zurück » Erneut greife ich nach dem kleinen Gerät, doch Yoongi schiebt mich ausser Reichweite.

Er schaut auf das Display und guckt mich dann mit hochgezogenen Augenbrauen an. «Bereue ich das, wenn ich den Anruf annehme?», fragt er, weiter damit beschäftigt, mich von meinem Telefon fernzuhalten. «Ja, definitiv, also gib es zurück!» Quengelnd versuche ich von hinten über seine Schulter, an mein Handy zu kommen, da hört es auf zu klingeln. 

Erleichtert atme ich auf und lasse von dem Älteren ab. Ich strecke fordernd die Hand mit der Handfläche nach oben, in Richtung des Telefons aus. Statt dass Yoongi mir endlich mein Telefon zurückgibt, legt er seine Hand in meine. Bevor ich mich angemessen beschweren kann, zwinkert der Ältere provokativ und lässt mich dann mit hochrotem Kopf in der Küche stehen.

Erst als ich in meinem Zimmer sitze und mich daran machen will, endlich an dieser einen Projektarbeit, die ich schon seit Wochen vor mich herschiebe, weiter zu arbeiten, fällt mir auf, dass ich mein Handy immer noch nicht zurück hab.

Ich ärgere mich über mich selbst und stapfe zu Yoongis Zimmer. Ohne zu klopfen, öffne ich die Tür und trete ungefragt ein. Yoongi sitzt in seinem Bett, die Nase tief zwischen den vergilbten Seiten eines abgegriffenen Buches vergraben. Er fährt erschrocken zusammen, als ich mich vernehmlich räuspere.

«Hm?» Er hebt fragend eine Augenbraue und legt das Buch beiseite. Ein dumpfer Klingelton ist zu hören, Yoongi grinst grimmig und zieht mein Handy aus seiner Hosentasche. Er nimmt den Anruf, ohne zu zögern an und stellt auf Lautsprecher.

Nur gibt es nichts, was man hätte hören können. Altbekanntes Schweigen herrscht am anderen Ende der Verbindung.  «Hallo?» Yoongis starrt durch mich hindurch und lauscht konzentriert. Ich gehe einige Schritte in seine Richtung, woraufhin er zurückweicht. Immer noch keine Antwort.

Der Ältere lacht bitter. «Joonie, du Arschgeige. Lass den Scheiss.» Yoongi legt auf tippt auf dem Telefon herum, bevor er es mir zuwirft und die Arme vor seiner Brust verschränkt. «Ich hab dir die Nummer geblockt. Das hättest du schon längst tun sollen.» Er knackt mit den Fingerknöcheln, knirscht wütend mit den Zähnen.

«Wie lange geht das schon? Hattest du vor mir irgendwann mal davon zu erzählen?!» Seine dunklen Augen werden von Wort zu Wort dunkler, bis sich die Iris nicht mehr von der Pupille unterscheiden lässt.

«Kann dir doch egal sein, von wem ich seltsame Anrufe bekomme.», antworte ich patzig und ziehe den Kopf ein, als Yoongi in einer fliessenden Bewegung die Decke zur Seite schlägt und aufsteht. Ich will zurückweichen, doch er packt mich grob an den Schultern.

«Jimin. Ich kenne dich mittlerweile lange genug, um zu wissen, dass du nicht dumm bist. Also warum? Du musst doch eins und eins zusammenzählen können, hm? Dir war doch bestimmt schon lange klar, dass die Anrufe mit dem Drohbrief zu tun haben, oder nicht?»

Schuldbewusst gucke ich nach unten auf den Boden, um dem bohrenden Blick des Älteren aus zu weichen. «I-ich wollte nicht... Ach, ich weiss es doch auch nicht!»

Yoongi hebt mein Kinn an, dass ich gezwungen bin ihm in die Augen zu schauen. «Du hättest die Nummer löschen und mir bescheid sagen sollen.»

«Ach, hätte ich das?! Du erzählst mir doch auch nichts! Hättest du mir nicht einfach mal verraten können was genau hier eigentlich läuft?» Meine Stimme wird lauter und ich schiebe den Älteren energisch von mir. Ich mache auf dem Absatz kehrt und will aus seinem Zimmer stürmen, doch Yoongi greift nach meinem Handgelenk und zieht mich zurück.

«Du hast recht. Ich erklär es dir.» Er fährt sich mit beiden Händen übers Gesicht und schaut mich dann ernst an. Da ist er wieder, dieser müde, resignierte Gesichtsausdruck, den ich um jeden Preis verhindern wollte.

Ich nicke auffordernd und setzte mich auf die Bettkante.

«Du erinnerst dich an die Sache mit den Drogen? Ich bin damals in eine Gang gerutscht. Eigentlich war mir das Ganze von Anfang an zuwider, aber ich brauchte das Geld.» Sein Gesicht hat jegliche Regung verloren, während er erzählt.

«Irgendwann wurde es mir dann zu viel und ich wollte aussteigen. Nur funktioniert das nicht so einfach. Man kann nicht aus einer Gang austreten, wie aus einem Verein. Ich hab sie alle anonym bei der Polizei verpfiffen, damit ich sie los bin. Namjoon ist vor kurzem aus dem Knast gekommen und wohl noch immer etwas sauer.» Yoongi lacht, doch es ist ein kaltes Lachen. Mir läuft ein Schauer über den Rücken.

«Wie kommt es, dass sie dich nicht einfach auch bei der Polizei gemeldet haben?», frage ich, unsicher was ich von dem Ganzen halten soll. Was mich am meisten stört ist die Tatsache, dass es mir egal zu sein scheint, was Yoongi in seiner Vergangenheit für Scheisse gebaut hat.

«Die regeln das lieber unter sich. Macht mehr Spass, als es einfach der Polizei zu überlassen.» Erschrocken schaue ich Yoongi an. Klar, das klingt plausibel, aber trotzdem... wie selbstverständlich ihm das über die Lippen gekommen ist.

Der Ältere schnaubt, als er meinen Gesichtsausdruck sieht. «Hast du jetzt Angst vor mir, kleiner Jimin?» Yoongi grinst frech. «Nicht mehr als sonst auch.», murmle ich leise und schüttle den Kopf. Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge und schlinge meine Arme um ihn.

«Ich hasse Umarmungen, das weisst du doch.», nuschelt der Ältere in mein Haar.

Tae platzt rein und schaut uns erwartungsvoll an. «Leute, was wollt ihr heute zu Abend essen?» Yoongi schmeisst ein Kissen nach ihm. «Lern mal zu klopfen, du Vollpfosten! Aber wenn du schon mal hier bist, ich bin für Pizza.»

CaramelMacchiatoDonde viven las historias. Descúbrelo ahora