Kapitel 1

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Sie rieb zwiegespalten ihre Zähne aufeinander.

Drei Mal.

Drei Mal in denen ihr der Job aus den Fingern gerissen wurde. In denen sie mit leeren Händen ihren Auftraggeber vertrösten musste oder sich eine Ausrede einfallen ließ.

Zwiegespalten war sie deswegen, weil ihr neuer Konkurrent leider eine echte Sahneschnitte war, was sie im Halbschatten erkennen konnte. Oh wie lange war es schon her, dass sie einen netten Flirt hatte geschweige denn was festes. In ihrer Branche konnte man nur wenigen trauen, welches sie vor einigen Jahren schmerzlich feststellen musste. Seitdem war ihr Liebesleben eine ziemliche Eislandschaft aber es hatte sich seit damals auch nicht wirklich ergeben. Niemand hatte sie so verzaubern können wie es momentan dieser Adonis tat. Und wenn es nur für einmal sein sollte. Dafür würde sie sich bereitwillig bereit erklären. Ihren vollen Lippen wäre ein Stöhnen entkommen bei dem Gedanken daran unter ihm zu liegen aber das würde ihr Versteck enthüllen. Auch wenn sie glaubte, dass er bereits wusste das sie anwesend war. Wie er das machte konnte sie nicht sagen aber bis jetzt hatte er ihr immer ein spitzbübisches Grinsen hinübergeworfen wo sie sich befand bevor er sich umdrehte und in den Gebäuden verschwand.

Warum sollte es also dieses Mal anders sein?

Lange war er noch nicht da. Er stellte gerade seine Maschine ab, schwang sein Bein hinüber und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Mit einer flüssigen Bewegung schob er den Ständer seines Motorrads nach vorne damit es problemlos abgestellt werden konnte und zog sich danach den Helm vom Kopf. Mit einer Hand fuhr er sich durch seine schwarzen, kurzen Haare um sie halbwegs zu bändigen ehe er den Helm über eine Lenkerseite schob.

Seine Augen scannten die kleine Sackgasse in der er geparkt hatte, denn seine Haut zierte eine Gänsehaut und in seinem Körper fing es angenehm an zu kribbeln. Die Mundwinkel des Schwarzhaarigen zogen sich nach oben, denn er wusste von den letzten Treffen, dass sie sich bereits irgendwo versteckte. Wer sie war wusste er nicht genau. Hatte sie bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen. Doch er wusste bereits jetzt schon, dass sie ihn anzog wie eine Motte das Licht. Woher er wusste, dass sie eine Frau war? Vielleicht hatte er sich das eingebildet, aber der Schatten einer Frau sah doch etwas anders aus wie der eines Mannes. Seine Aufmerksamkeit schenkte er wieder seiner Umgebung und schaute sich nach einem Versteck um, welches er selbst nehmen würde, wenn er stiller Beobachter spielen wollte. In sein Blickfeld schlich sich die schmale Feuerwehrleiter die an der gesamten Fassade des dreistöckigen Wohnblocks angebracht war. Dort gab es einige sehr dunkle Stellen die sich perfekt für ein Versteck anbieten würden. Mit einem Grinsen, welches er noch einmal verstärkte nickte er in die Richtung der Feuerwehrleiter und drehte sich schlussendlich um um seiner Arbeit nachzugehen. Er war schließlich nicht zum Spaß da. Mit gezielten, großen Schritten machte er sich zur stählernen Hintertür eines kleinen Juweliers. Mit schnellen Handgriffen und einem kleinen Allzweg-Zauberwerkzeugs sprang die Tür nach wenigen Augenblicken auf und er verschwand im Inneren des Gebäudes.

Sie beobachtete jede Bewegung des Mannes der vor einigen Momenten von seinem Gefährt abstieg. Wie er sich den Helm vom Kopf zog und sich mit der Hand durch die zerzausten Haare fuhr. Das Muskelspiel seines Arms konnte sie durch die Lederjacke nur erahnen. Zu gerne würde sie es wirklich sehen. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf um ihre zweideutigen Gedanken zu verdrängen. Stattdessen versuchte die junge Frau sich auf das wesentliche zu konzentrieren und einen Blick auf sein Gesicht zu ergattern. Leider wusste er wie man seine Identität schützte, denn er zog sich eine Baseballmütze über den Kopf, welche er aus der Innenseite seiner Jacke zog. Seine Augen lagen nun im Schatten als er sich wieder mehr zu ihr drehte. Das einzige was sie zu gut erkennen konnte was das Grinsen, welches ihr entgegen strahlte. Als wäre das nicht genug gewesen sie wieder zu entlarven, nickte er nun auch noch in ihre Richtung. Noch nie wurde sie so schnell erkannt. Jeder andere hätte sie im dunkeln der Hausfassade nicht gefunden und er schafft  es in wenigen Sekunden. Er war gut. Sehr gut, dass musste sie sich gestehen.

Kompliziert Where stories live. Discover now