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Sein Haar war blond gefärbt und als ich mich ihm langsam näherte, konnte ich sein mit Sommersprossen bedecktes Gesicht erkennen, das etwas einschüchternd auf mich wirkte. Er trug goldene Ringe und eine Kette aus Leder mit einem Anhänger um den Hals, welche ihn etwas komisch wirken ließen. Als gehörte er hier nicht her.

Leichte Panik machte sich in mir breit, denn was wäre, wenn er den Platz nicht hergeben wollte?

Okay, zugegeben wäre es nicht das allergrößte Drama, wenn wir uns woanders hinsetzen mussten.
Doch als ich mich umsah, stellte ich fest, dass es keine drei freien Tische nebeneinander mehr gab.
Dabei war es gerade mal zehn vor acht!

Heute schienen wohl alle übermotiviert gewesen zu sein, nachdem jeder so früh hergekommen war. Jeder außer natürlich meinen Freunden.
Ganz große Klasse.

Ich war also gezwungen, ein mutiges Jisung zu sein und mich außnahmsweise mal selbst um unseren Stammplatz zu kümmern.

Nicht gerade selbstbewusst stellte ich mich neben den Tisch des Jungen.

"Ähm, hi", brachte ich hervor.

Sein Kopf drehte sich mir zu und er schaute mich leicht überrascht an.

"Oh. Hallo", erwiederte der Junge mit einer tieferen Stimme, als der, die ich ihm zugetraut hätte.

"Äh, ich hätte eine Frage, würde es dir was ausmachen, wenn du dich woanders hinsetzen würdest?Weil, weißt du, meine Freunde --  die kommen sicher gleich -- und ich würden wirklich gerne in dieser Reihe nebeneinander sitzen", sprudelte es aus mir heraus.

Mein Gegenüber starrte mich an.

"Sorry, I don't speak korean.", brachte er schließlich hervor.

Oh.

"Ah, okay no problem, no problem", sagte ich schnell.

War das jetzt gut oder schlecht?

Mein Englisch war eigentlich ganz akzeptabel. Jedenfalls konnte ich mich damit verständigen. Ob ich allerdings die Komplexität meiner Bitte so vermitteln konnte, dass es sich wie eine Drohung anhörte...das wagte ich stark zu bezweifeln.

Okay, dann musste jetzt Plan B (der mir gerade spontan eingefallen war) folgen.
Und er fing mit Schritt 1 an: eine freundschaftliche Verbindung herzustellen.
Ja, das würde ich hinbekommen auf Englisch!

"My name is Jisung. What's your name, man?"

Während ich sprach, konnte ich beobachten, wie die Mine meines Gegenübers sich etwas aufhellte.

"I'm Felix. Nice to meet you", sagte er und lächelte mich sogar ein bisschen an.

Er sah gleich viel freundlicher aus und das stimmte mich optimistisch.
Ich setzte mich auf den Platz neben ihm, wo ich auch normalerweise saß. Der Tisch am Fenster gehörte Hyunjin und Seungmin bevorzugte es mittiger zu sitzen, da er so einen besseren Blick auf die Tafel hatte.

"Soooo Felix, man, your new at, ähm, here?"

"Yeah, I moved here three weeks ago. Originally, I am from Sydney, Australia."

Das erklärte auch den Akzent, mit dem er Englisch sprach.

"Ah, so you're from Australia, bro! I'm from Korea, from Incheon, that's . . . there!"

Ich brauchte ein bisschen, um mich zu orientieten, ehe ich in die richtige Himmelsrichtung zeigte.

"It's at the sea, you know?"

"Sydney is at the sea as well. I used to swim quite a lot growing up there. What about you?"

"Äh, what?", fragte ich verwirrt.

A Song For You |MinsungWhere stories live. Discover now