VII

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Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster, während die Landschaft nur so an uns vorbeizog. Call und ich waren etwas früher zu meinen Eltern aufgebrochen, mit der Hoffnung noch vor Tante Clara anzukommen. Ich wusste, dass sich meine Mom mehr Gedanken um ihre Gäste machen würde, als sie eigentlich sollte, deshalb wollte ich ihr helfen, das Haus auf Vordermann zu bringen. Außerdem konnte ich mich vorher schon mal mental auf Cousine Tara vorbereiten. Ich hoffte wirklich nur, dass sie mich nicht gleich mit dem Universum und der Wissenschaft vollquatschen würde. Vielleicht aber hatte sie sich - was das ging - auch ein wenig beruhigt und war nicht mehr so von den Sternen besessen. Das hoffte ich jedenfalls.

>>Hey, Liza.. Eliza!<< Ich zuckte bei der lauten Stimme zusammen und riss den Kopf erschrocken zur Fahrerseite, von der aus mich Callum immer wieder ansah. >>Was ist los? Du bist die ganze Zeit so still.<<

Mit einem tiefen Seufzer setzte ich mich wieder richtig hin. >>Ich hab nur nachgedacht, das ist alles.<<

>>Seit wann, denkst du denn nach?<<, fragte er neckend, wobei ich ihm gleich darauf meine Faust in den Oberschenkel rammte. Zischend zuckte er zusammen und schnappte nach Luft. >>Hey! Der Fahrer wird nicht verprügelt! Das hatten wir doch schon mal.<<

Mit einem schmunzeln auf den Lippen sank ich wieder tiefer in den Sitz hinein, umhüllte mich jedoch erneut in Stille. Callum hingegen gab nicht son einfach auf, als er mich erneut so sah. Er mochte es eigentlich nicht, wenn ich so ruhig war.

>>Du verhältst dich schon die ganze Woche so. Ich weiß, dass Alana es wieder mal an die Spitze getrieben hat, aber weiter darüber nachzudenken wird dir nichts bringen.<<

>>Ich weiß. Aber wenn ich daran denke, dass Solar bald zurückkehrt und über die Situation Bescheid weiß, wird mir übel.<<

Mit einem mal wurde Callum langsamer, bis er letztendlich am Straßenrand anhielt, die Handbremse anzog und sich zu mir drehte. Leicht verwirrt sah ich ebenfalls zu ihm. >>Hör zu, du musst endlich aufhören dir so viele Gedanken zu machen. Dieser Mann liebt dich und deine Arbeit. Glaubst du wirklich, dass er dir den ganzen Laden überlassen hätte, würde er dir nicht vertrauen? Du bist ein Arbeitstier und in der Hinsicht bist du auch die zuverlässigste Frau, die ich kenne. Da glaube ich nicht, dass er jemanden, wie Alana mehr glauben schenken wird, als seiner besten Mitarbeiterin.<<

Ich war wirklich erstaunt über seine Worte und ich musste zugeben, dass seine Aufmunterung doch irgendwie funktionierte. Obwohl seine Worte so einfach waren, bedeuteten sie mir dennoch viel.

>>Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich das ganze Wochenende lang davon ablenken. Ich werde deine Tanke nach dem noch so peinlichsten Moment deiner Kindheit ausfragen, sodass du nicht einmal einen winzigen Gedanken an die Arbeit und an Solar verschwenden wirst.<<

Tja.. Damit war der Moment sowas von ruiniert. >>Wenn du das tust, dann bringe ich dich um. Da schwöre ich dir!<<

Das Lächeln, welches sich auf seinen Lippen breit machte, war so teuflisch, wie noch nie zuvor. Dieser Typ war wirklich ein bösartiger Mensch. Und den nannte ich meinen besten Freund. Also wirklich.

Ohne noch etwas zu sagen, fuhr er wieder los. Doch das Gefühl, dass er es wirklich ernst meinte, wurde immer stärker. >>Ich warne dich Callum, wehe du machst das.<< Als er mir ich mal mehr antwortete, bekam ich langsam Panik. >>Bitte, tue das nicht. Callum!<<

Sein Grinsen hingegen wurde immer breiter. Meine plötzliche Verzweiflung schien ihn wirklich zu amüsieren.

Die restliche Fahrt über, bettelte ich, wie schon lange nicht mehr, um ihn davon abzubringen, meine peinliche Kindheit an die Oberfläche zu bringen. Jedoch keine Chance. Der Teufel ließ sich nun mal nicht von seinem Plan abbringen.

Closer To You ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt