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Ich wusste nicht mehr, wie lange ich bereits auf dem Fußboden saß. Die Beine an den Körper gezogen, die Arme um diese geschlungen und den Kopf an den Knien vergraben, kauerte ich da und verlor jegliches Zeitgefühl. Eigentlich war mir zum Heulen zu mute, doch egal, wie lange ich hier bereits saß, es kamen einfach keine Tränen. Der Schock in mir saß noch immer fest, gleichzeitig jedoch ärgerte ich mich über mein eigenes Verhalten.

Fragen stapelten sich in meinem Kopf, wie ein verdammtes Bauwerk. Was war hier gerade geschehen? Wieso hatte ich ihn von mir gestoßen. Und was noch wichtiger war, wieso hatte Call mich geküsst? Stimmte es etwa, was er behauptet hatte? Waren seine Worte tatsächlich ernst gemeint und er und Jolien hatten tatsächlich nichts miteinander gehabt? So wie sie aus seiner Wohnung rausgekommen war, schien das ganze ziemlich offensichtlich für mich gewesen zu sein. Oder hatte sie das ganze nur getan, um mich zu ärgern? Nun.. geschafft hatte sie es. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Meine Gedanken und meine Gefühle stießen an ihre Grenzen.

Jenseits meines Verstandes, hörte ich, wie die Tür zu dem Gemeinschaftsraum geöffnet wurde. Und kurz darauf kamen langsame und zögernde Schritte auf mich zu. Ich wusste, dass es Callum nicht sein konnte. Ihn hatte ich immerhin mit meinem Verhalten fortgejagt. Ich musste gar nichts erst hinsehen, um zu wissen wer es war, denn Tara war die einzige Person, die sich noch mit im Laden befand.

So vorsichtig, wie sie nur konnte, kam sie auf mich zu und blieb neben mir stehen. >>Geht.. Geht es dir gut?<<, fragte sie zögernd. Am liebsten hätte ich gleich laut aufgelacht. Sah ich denn so aus, als würde es mir gut gehen?

Nur ganz langsam hob ich meinen Kopf an, um ihr entgegen zu blicken. Doch ich sagte nichts. Wusste nicht was.

>>Wenn du möchtest, dann mach hier Schluss. Ich schaffe das alleine<<, schlug sie plötzlich vor. Ich war von ihren Worten überrascht, denn wieder einmal zeigte sie sich von dieser anderen Seite. Die Seite, die ich bei unseren ersten Treffen nirgendwo entdecken konnte. Sie war tatsächlich nicht die Tara, der ich damals im Haus meiner Eltern gegenüberstand.

Doch so gut sich ihr Vorschlag auch anhörte, schüttelte ich den Kopf und setzte mich endlich in Bewegung. Dabei musste ich alle Kraft aufwenden, die ich noch besaß, um nicht gleich wieder in mich zusammenzufallen. Mein Körper fühlte sich so unglaublich schwer an, als wäre er ganz aus Blei und ich hatte Schwierigkeiten mich auf den Beinen zu halten. >>Nein. Ist schon gut. Ich bin Okay<<, erwiderte ich, obwohl meine Stimme immer wieder versagte.

>>Liz, ich weiß zwar nicht, was gerade wirklich zwischen euch passiert ist, aber ich denke, ihr solltet das klären.<<

>>Wenn ich nur wüsste, wie<<, seufzte ich erneut und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Irgendwie verspürte ich plötzlich das Bedürfnis alles rauslassen zu müssen. Ganz gleich ob es Tara war oder meine beste Freundin. Dennoch versuchte ich meinen Mund zu halten. Allerdings sah es Tara vollkommen anders.

>>Darf ich offen sein?<<, fragte sie mit einem mal.

Erschöpft lehnte ich nicht mit dem Rücken gegen die Spinde und versuchte nicht gleich wieder an ihnen runter zu gleiten. >>Wenn es sein muss.<<

>>Ich hatte dir ja schon vorher erklärt, dass Callum fiel für dich übrig hat.<< Fest presste ich die Zähne aufeinander. Ja, an dieses Gespräch konnte ich mich noch gut erinnern. >>Und als er vorhin so rausgestürmt war, bestätigte es meine Meinung nur noch mehr. Er sah überhaupt nicht gut aus und ich weiß, dass es dir auch nicht anders ergeht. Das würde jeder gleich erkennen. Deswegen verstehe ich einfach nicht, wieso du ihn zurückweist, anstatt endlich auf ihn zuzugehen.<<

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