XII

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Das restliche Wochenende hatte ich gemeinsam mit Callum verbracht. Wir hatten seine Pflanzen vor der kommenden Kälte in Schutz gebracht und auch den Rest des Daches so weit geschützt, wie es nur ging. Damit unser kleines Paradies bloß nicht zu leiden hätte.

Es hatte wirklich spaß gemacht und es lenkte mich von meinem eigentlichen Problem ab. Na ja, soweit man es so sehen konnte. Aber obwohl ich mit Callum zusammen war, musste ich dennoch nicht über meine Gefühle für ihn nachdenken. Obwohl das Problem durch ihn entstanden war, war er dennoch derjenige, der mich davon ablenken konnte. Ich musste nicht darüber nachdenken, wie es war in seiner direkten nähe zu sein. Oder was er in mir auslöste, wenn er mich mal zufällig berührte. wie befanden uns so in unserer eigenen Welt, dass alles andere unwichtig wurde. Wieso konnte es denn nicht immer so sein?

Und nun saß ich wieder in der Boutique und grübelte schon wieder über alles nach. Das ganze war wirklich ermüdend.

Immer wider seufzte ich schwer und versuchte dennoch einen neuen Entwurf zu zeichnen. Es hatte mir schon immer geholfen den Kopf etwas mehr frei zu bekommen. Nur leider nicht dieses mal. Jedes mal, wenn ich eine Strich auf das Papier zeichnete, stoppte ich und begann erneut.

Erst das klingelnde Telefon des Ladens holte mich aus diesen verzweifelnden Kreislauf heraus. Doch gleich nachdem ich ihre Stimme hörte, wünschte ich mir ich wäre nicht dran gegangen.

>>Eliza. Hey. Ich werde heute nicht zur Arbeit kommen.<< Diese miese Schlange sagte das so selbstverständlich, als würde der Laden ihr gehören.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und starrte vor mich hin. >>Und wieso nicht?<<

Plötzlich änderte sich Alanas Stimmlange und sie begann zu husten. Mit einer schauspielerischen Leistung, die so schlecht war, wie der Jogurt von heute morgen, den ich eigentlich essen wollte. >>Ich bin krank. Vermutlich Magen-Darm.<<

Ja, ist klar. Ich begann genauso gekünstelt mitzuspielen, wie sie es tat. >>Bist du dir sicher? Ich meine, das ist nicht das erste mal. Vielleicht solltest du zur Sicherheit einen Test machen lassen. Ich meine, du und Mitchell..<< Ich ließ den Satz offen im Raum schweben und er zeigte sehr deutlich seine Wirkung, denn am anderen Ende der Leitung wurde es plötzlich ganz still. Ich konnte mir mein Grinsen einfach nicht verkneifen.

Schon damals, als wir beide noch befreundet waren, hatte sie ziemliche Angst davor gehabt schwanger zu werden. Alana wollte nie Kinder haben. Sie hatte vermutlich jede erdenkliche Verhütungsmethode ausprobiert, damit dies nicht geschah. Aber nun ja, Unfälle passierten ja immer wieder mal oder? Es würde mich nicht wundern, wenn das ihre Strafe für all das wäre, was sie getan hatte.

Auch, wenn ich wusste, dass dieses Gespräch reines Theater war und sie einfach nur keinen Bock darauf hatte zu arbeiten, hatte ich wirklich Lust darauf ihr so richtig eins Auszuwischen. >>Alana? Bist du noch dran?<<, fragte ich mit gespielter Sorge. >>Bist du dir sicher, dass es nur Magen-Darm ist?<< 

Erst nach einer Weile hörte ich sie plötzlich scharf die Luft einziehend. >>Bist du betrunken? Natürlich hat er mich nicht geschwängert<<, giftete sie in den Hörer hinein, doch mein Grinsen wurde dabei noch etwas größer. >>Ich werde heute nicht zur Arbeit kommen. Punkt!<< Und damit legte sie auf. 

Ups. Wie es aussah hatte ich sie wütend gemacht. Tja, verdient. Blöde Kuh.

Leicht mit dem Kopf schüttelnd, legte ich den Hörer auf und versuchte mich wieder auf meine Zeichnung zu konzentrieren. Doch während ich mir die wenigen Striche darauf ansah, verwarf ich auch diese Idee wieder. Ich riss das Blatt heraus und zerknüllte es, nur um es anschließend in den Papierkorb zu den anderen zu werfen.

Closer To You ✔Where stories live. Discover now