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Zwei Wochen waren von den Sommerferien schon um. Ich hatte den Entspannungsmodus erreicht. Die Mathehausaufgaben hatte ich mit Biegen und Brechen irgendwie geschafft. Ob es richtig war wusste ich nicht. Aber egal. Ich würde es nach den Ferien erfahren. Heute fühlte ich mich einsam. Ich hatte wie gesagt ja keine Freunde in dieser Stadt. Alle Menschen mieden mich. Warum wusste ich nicht. Ich verhielt mich eigentlich ganz normal. Anscheinend war ich nicht hübsch genug oder meine Art war nicht so wie die anderen. Heute war es dann schon schlimm. Könnt ihr euch vorstellen wie das ist, wenn niemand dich mal interessant findet oder mit dir ganz normal redet? Klar gibt es solche Momente im Supermarkt zum Beispiel, wo du jemanden vorlässt an der Kasse und die dich anlächeln und sich bedanken. Aber das meine ich nicht. Ich sehe es sooft bei Tatjana. Sie braucht Matthias nur anlächeln und er ist sofort auf sie fixiert. Wenn ich mal jemanden anlächeln würde, würden sie wegsehen. Anscheinend bin ich wirklich unattraktiv. Aber es geht ja nicht darum, ob mich jemand attraktiv findet oder liebt. Es geht darum dass Menschen auch mal sagen "Hey dich mag ich. Du bist toll." und dann auch bleiben. Und dich nicht nur ausnutzen. Aber wovon träume ich überhaupt? Ich beschloss rauszugehen. Die Sonne schien heute wunderschön und es war nicht zu heiß. Dieses Mal wollte ich wieder zum Wald und danach mal den Weg über die Nebenstraßen gehen. Da sind immer so schöne Häuser und Gärten. Einfach traumhaft! Im Wald lief ich die Wege entlang und erfreute mich über vieles. Ob es Tiere oder Pflanzen waren, ich war begeistert. Diese waren wohl meine einzigen Freunde. Nach dem tollen Besuch meiner Freunde ging ich auf direktem Wege zurück. Dieses Mal an den Nebenstraßen entlang. Ich bestaunte die Häuser und Gärten. Wie viel Mühe sich die Leute da machten! Ich sah ältere Menschen die Beete jäten. Ich sah Kinder Fußball spielen. Einige Familienväter mähten die Rasen. Es war einfach eine idyllische Oase für mich. So stand ich eine Weile da und beobachtete das Geschehen. Doch als einige mich schon anstarrten drehte ich mich um und ging wieder meines Weges. Ich entschied mich für eine neue Straße, die ich noch nicht kannte. Dort waren sehr viele Grünflächen vorhanden. Ich sah ein riesiges Meer aus Blumen und blieb stehen. Wow! Was für bunte Farben! Wie im Märchen! Ich sah viele Schmetterlinge umherflattern. Vorsichtig nahm ich mein Handy heraus und schoss Fotos und filmte. Es war echt so friedlich hier. Irgendwann bemerkte ich, dass mich jemand beobachtete. Ich drehte mich um. Eine Frau saß auf der Bank und lächelte. Ich winkte ihr zu. Dann lief ich weiter. Die Straße endete mit einer Gabelung. Die eine Seite führte zu den Borchersweg, die andere in die Stadt. Der Borchersweg war nicht weit entfernt von meiner Straße. Wie praktisch. Ich bemerkte ein Auto, dass bei dem gegenüberliegendem Haus parkte. Irgendwie kam es mir bekannt vor. Und da sah ich es. Die zwei Männer von neulich! Jetzt sah ich auch den Fahrer. Er stand an der Tür und wartete anscheinend, dass jemand öffnete. Er hatte braune Haare und war stämmig. Er war elegant gekleidet. Den anderen Mann sah ich aber nicht. Ob er da wohnte? "Na das ist aber eine schöne Überraschung!" Ich zuckte zusammen und drehte mich zur Seite. Da stand er. Der zweite Mann. Er war schlank und muskulös. Blonde kurze Haare. Hochgegelt. Die Sonnenbrille auf der Nase und die Arme mit Tattoos übersehen. Er trug einen Goldring am Zeigefinger und eine Uhr. Er war eher sportlich gekleidet. Ich war etwas verwirrt. Vorsichtig ging ich einige Schritte zurück. "Das ist aber nicht gerade nett einfach so zu schweigen." Er sah mich durchdringend an. Ich konnte zwar seine Augen nicht erkennen, aber sein Kopf war die ganze Zeit auf mich gerichtet. Analysierte er mich? Es war dieser typische Röntgen Blick, den ich von vielen Jungs aus meiner Schule kannte. Einmal den ganzen Körper abchecken. Widerlich. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Ich überlegte. Vor mir erstreckte sich die Weggabelung. Stadt und Borchersweg. Ich musste also nur mal kurz rennen und dann könnte ich nach Hause. "Bist du zu schüchtern um zu antworten?" Er grinste. Ich ging wieder ein paar Schritte zurück. Gerade wollte ich loslaufen, da lief ich jemanden direkt in die Arme. Er fing mich auf und ließ mich dann los. "Hoppla." Ich sah den Fahrer. Er stand auf einmal vor mir. Hinter mir stand noch immer der Blonde. "Schau mal das ist das Mädchen von letztens. Erinnerst du dich?" "Ja stimmt. Wie schön dich zu sehen." "Nur leider ist sie etwas unhöflich." "Ich.. Ich muss nach Hause."stammelte ich. "Aber wieso denn? Es ist das zweite Mal dass wir dich allein unterwegs sehen. Hast du keine Freunde?" Er traf genau meinen wunden Punkt. Es tat weh. Aber so war es eben. Ich hatte keine Freunde. Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe keine Freunde." Der Fahrer sah den Blonden an. "Das ist aber schade. Muss doch scheiße sein so alleine." Der Blonde legte auf einmal seinen Arm um meine Schulter. "Aach weißt du was? Scheiß auf die. Wenn du möchtest können wir ja Freunde sein." Ich schaute ihn verwirrt an. "Ich kenne euch doch gar nicht." "Na dann lernst du uns eben kennen nicht wahr Thomas?" Dieser nickte. Ich fühlte mich unwohl. Warum hatten diese Männer so ein Interesse an mir? Das kannte ich gar nicht. Einerseits war es natürlich schön, andererseits komisch. Ich war mir unsicher. "Weißt du was? Wie wärs wollen wir ein Eis essen gehen?" "Klingt gut. Nur habe ich kein Geld." "Ich lade dich ein." Ich wurde rot. "Das.. Das kann ich nicht annehmen." "Ach du bist doch eine ganz Liebe. Klar komm wir fahren hin." Er nahm meine Hand und zog mich zu dem Auto. Mir wurde ganz warm. Alles so ungewohnt. Ich durfte sogar vorne sitzen. Thomas fuhr und Sebastian (so stellte er sich mir vor) saß hinten. Wir fuhren schweigend zur Eisdiele.
An der Eisdiele angekommen zog Sebastian mich an die Theke. "Such dir was schönes aus." Ich zögerte etwas. Doch dann wählte ich zwei Kugeln in einer Waffel. Ich wollte nicht, dass sie so viel Geld ausgaben. Die beiden nahmen auch ihr Eis in die Hand und wir gingen etwas spazieren. "Wie heißt du eigentlich Liebes?" "Ich heiße Jasmin." "Und wie alt bist du?" "Ich bin 18 Jahre alt." "Und dann keine Freunde? Wie schade." "Naja. Anscheinend bin ich wohl zu öde." Thomas lachte. "Also ich finde dich sehr interessant." Ich wurde rot. "Danke." "Stehst du auf jemanden?" Ich wurde noch roter. "Ähm wieso?" Sebastian grinste. "Also ja. Lass mich raten. Er will nichts von dir?" Ich lächelte traurig. Plötzlich sah ich Matthias auf der Bank im Park. Er knutschte mit Tatjana herum. Ich blieb starr vor Schreck stehen. Mein Eis vergaß ich fast. "Hey du Träumerin!" Sebastian tippte mir auf die Schulter. Ich erwachte aus meiner Trance und sah ihn an. "Oh sorry." "Wer ist denn das? Etwa dein Crush?" Ich sah weg. Wollte weg. Sebastian zog mich an sich. "Sei nicht traurig. Der weiß nicht was er verpasst. Die Tusse da drüben ist doch viel zu billig!" Ich schaute zu Matthias. Er blickte mich plötzlich an und war überrascht mich zu sehen. Ich schaute schnell weg. Plötzlich zog Sebastian mich zu sich und küsste mich auf meine Lippen. Seine eine Hand drückte er gegen meinen Rücken die andere auf meinen Kopf. Dann ließ er mich los und lächelte mich an. "Das war die Rache." flüsterte er und zwinkerte mir zu. Ich wurde ganz rot im Gesicht und mein Herz schlug viel zu schnell vor Aufregung. Oh man war das peinlich! "Pass auf, dein Eis schmilzt sonst gleich Süße." Ich erwachte aus meiner Starre und aß mein Eis weiter. Die beiden zogen mich weiter Richtung Auto. "Und jetzt machen wir uns einen schönen Tag." Ich hatte nicht mehr zu Matthias geschaut. Zu peinlich war mir das gewesen. Ich war verwirrt. Warum hatte er mich geküsst? "Jasmin Was ist denn los?" Thomas sah mich an. "Ähm. Ich.. Bin nur etwas verwirrt." "Ach Süße ich wollte den nur zeigen, dass er echt einen Fehler macht. Du hättest sehen sollen, wie der gegafft hat." "Echt?" Meine Stimme war nur ein Flüstern. Sebastian sah mich an. "Ach bist du niedlich. Weißt du wir fahren jetzt mal zu mir und dann zeig ich dir wie süß du wirklich bist." Ich wurde ganz rot. "Ähm ich muss langsam echt nach Hause." "Nur diese eine Sache. Wir bleiben auch nicht lange ok?" Ich nickte. Sebastian grinste und sah Thomas an. Ich konnte den Blick nicht deuten, aber hätte ich vorher gewusst was passieren würde, wäre ich sofort ausgestiegen und weggerannt. Aber hätte ich das dann geschafft?

You Broke Me Donde viven las historias. Descúbrelo ahora