Kapitel 32

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Oben vor Aidans Tür zögere ich einen Moment, bevor ich sein Zimmer betrete.

Irgendwann fasse ich mir ein Herz und öffne die Tür.

Er liegt wieder mit dem Rücken auf seinem Bett und starrt die Decke an.

Ich gehe auf sein Bett zu und setze mich neben ihn.

"Mein kleiner Bruder ist tot." sagt er und seine Stimme klingt brüchig. "Ich konnte nichts tun, um ihm zu helfen."

Unsicher wie ich darauf reagieren soll, greife ich nach seiner Hand und drücke sie.

Eine Träne läuft ihm aus den Augenwinkel.

Am Tag der Beerdigung suche ich mir ein schwarzes Kleid heraus.

Ich bin einfach viel zu häufig auf Beerdigungen.

Seufzend entscheide ich mich für eins, ziehe es über und schminke mich schlicht.

Auf meinen High Heels gehe ich vorsichtig die Treppe runter.

Unten stehen am Treppenabsatz meine Mutter und Derek, die sich mit gedämpften Stimmen unterhalten.

Sie nimmt mich kurz in den Arm.

"Du siehst hübsch aus, mein Schatz. Holst du Aidan? Die Anderen warten schon im Auto."

Ich klopfe an seine Tür und öffne sie.

Aidan steht vor dem Spiegel und versucht mit zitternden Händen seine Krawatte zu binden.

"Komm lass mich das machen."

Er gibt seufzend auf und lässt mich an seine Krawatte.

Mit ein paar geschickten Griffen binde ich sie fest und hebe meinen Blick, um ihn in die Augen zu sehen.

Eine kurze Zeit sagen wir beide nichts und starren uns nur an, bis er seufzend meine Hand nimmt und wir gemeinsam die Treppen runtergehen.

Als wir am Friedhof ankommen steht dort schon eine große Menge an Menschen, die Jason gekannt haben.

Auch aus der Schule sind viele da, darunter auch Sarah.

Ryder ist dort und starrt mich die ganze Zeit an.

Ich habe nicht auf seine Anrufe und Nachrichten der letzten Tage reagiert, weil ich einfach nicht wusste was ich ihm sagen soll.

Verwirrt wende ich meinen Blick von ihm ab.

Wir ignorieren den Großteil der Leute und gehen in die Kapelle.

Der Priester spricht über Jason, erzählt von Dingen, die er gerne getan hat und dass er jetzt an einen besseren Ort ist.

Während er redet blende ich alles um uns herum aus und starre auf den Sarg, der vor uns liegt.

Er ist viel zu früh gestorben, wie schon so viele andere vor ihm.

Der Sarg wird zu Grabe getragen und ich stehe immer noch neben Aidan und halte seine Hand.

Ihm laufen Tränen über das Gesicht.

George, der neben Aidan steht, schluchzt laut und meine Mutter hält ihn tröstend in den Armen.

Nachdem der Sarg ins Grab gelegt wurde, fahren wir zurück zu unserem Haus, um einen Empfang für die Gäste zu halten.

Sie sprechen George und Aidan ihr Mitleid aus und Aidan sieht immer blasser aus.

"Komm mit." sage ich und ziehe ihn weg von den ganzen Menschen, in die Küche.

"Danke." murmelt er. "Ich hätte das nicht viel länger ausgehalten."

"Kein Problem. Willst du was trinken?"

Er nickt und ich fülle ihm ein Glas mit Wasser ein.

Wir bleiben noch ein bisschen hier stehen, bis er sagt, dass er wieder zurückgehen möchte.

Ich folge ihm aus der Küche und sehe Miranda und Ryder auf Stühlen sitzen und sich leise unterhalten.

Gegen 18.00 Uhr gehen die letzten Gäste und erschöpft von den Ereignissen des Tages, gehen wir alle hoch in unsere Zimmer.

Nachdem ich mich fertig zum Schlafen gemacht habe, gehe ich rüber in Aidans Zimmer.

Er sitzt wieder auf seinem Bett und starrt ins nichts, während der Fernseher läuft.

"Was willst du?" fragt er mich mit genervter Stimme.

"Ich... Ich dachte, ich schlafe heute bei dir." antworte ich und starre ihn an, doch er wendet seinen Blick nicht vom Fernseher ab.

Seine Augenbrauen ziehen sich genervt zusammen.

"Geh rüber in dein Zimmer und höre auf mich zu nerven ok?"

Ich kann ihm sein Verhalten nicht übelnehmen, deshalb verlasse ich kommentarlos sein Zimmer und gehe zurück in mein Zimmer.

Wieder einmal liege ich die ganze Nacht wach und ich weiß, dass auch Aidan nicht geschlafen hat, weil ich ihn immer wieder herumlaufen höre.

Um 5.00 Uhr stehe ich auf und gehe Joggen.

Nach zwei Stunden bin ich wieder da und dusche erst mal, bis ich runtergehe und mir Frühstück mache.

Die Beerdigung ist jetzt drei Tage her und Aidan hat in der Zeit kein Wort mit mir gewechselt und ich habe mich ehrlich gesagt auch von ihm ferngehalten.

Heute ist Montag und wir gehen alle wieder in die Schule.

Unten beim Frühstück bin ich die Einzige, also warte ich bis die Anderen wach werden.

Mason kommt als Erstes runter und wir unterhalten uns ein bisschen, bis Aidan hereinkommt.

Er ignoriert mich Mal wieder komplett.

Mason sieht mich fragend an und ich zucke nur mit den Schultern.

Ich habe Aidan auch noch nicht darauf angesprochen, warum er mich so behandelt.

Die Stille die jetzt herrscht ist ziemlich unangenehm und deshalb bin ich erleichtert, als Derek und Jace hereinkommen und die Stille mit ihrem Gequatsche unterbrechen.

"Mason, ich will heute nicht mit Selene fahren, kannst du mich mitnehmen?" fragt Derek verzweifelt.

"Klar kannst du das, aber wir fahren bei Jace mit. Also dauert das, bis wir bei der Schule sind."

"Ist mir egal. Aber bei Selene habe ich das Gefühl, ich müsste mich gleich übergeben."

"Hey." rufe ich beleidigt. "So schlecht fahre ich nun auch nicht."

Alle sind still, starren mich an und fangen an zu lachen. Toll.

Natürlich bin ich um einiges früher da als die Jungs und deshalb warte ich am Parkplatz auf sie.

Mittlerweile hat sich auch Miranda zu mir gesellt.

Kurz vor dem Klingeln fährt Jace auf den Parkplatz ein.

Er hat doch wirklich für die Strecke 40 Minuten gebraucht.

Sie steigen aus und ich höre eine nerventötende Stimme Aidans Namen quietschen.

Sarah rennt an uns vorbei und springt in Aidans Arme.

Die beiden fangen an herumzuknutschen und wir anderen starren das Pärchen an.

"Ich denke mal, dass die beiden wieder zusammen sind." sage ich mit kalter Stimme. "Los, lasst uns reingehen." sage ich zu Miranda und sie folgt mir, während sie immer wieder ungläubige Blicke zu Aidan und Sarah wirft.

"Aber... Ich dachte, dass das mit euch noch was werden könnte."

Miranda klingt schon fast beleidigt und ich zucke nur meine Schultern.

Fighting the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt