Kapitel 4

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Eine Besondere Gabe

Etliche Jahre-huderte besaß die Familie von Neuhoff keine besonderen Gaben, der einzige Grund weshalb sich diese Familie differenzierte, machte ihr gesellschaftlicher Stand aus. Bis im Jahre 1212, eines Nachts ein Junge zur Welt gebracht wurde. Auch dieser Junge besaß keine besonderen Gaben. Er war ein gewöhnlicher Spross. Seine Mutter taufte ihn auf den Namen Siegfried von Neuhoff. In Siegfried von Neuhoff setze seine Mutter all ihre Hoffnungen. Seine Eltern schenkten ihm alles was er begehrte. Die Diener lasen ihm jeden Wunsch von den Augen ab.Doch nach einigen Jahrzehnten starb seine Mutter. Nun existierte ein Wunsch den ihm sein Vater nicht erfüllen konnte. Sein innerster Wunsch war es seine Mutter erneut zum leben zu erwecken. Siegfried wollte all seinen Reichtum aufgeben nur um seiner Mutter erneut Leben einzuhauchen. Er suchte im ganzen Königreich nach einem Menschen der seine Mutter wieder zum Leben erwecken konnte. Das Königreich war groß doch nirgends gab es einen Menschen, der es vermochte Siegfrieds Wunsch zu erfüllen. Siegfried hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, als ihm beim stöbern in seiner Bibliothek ein geheimnisvolles Buch in die Hände fiel.Dieses Buch war mit Zaubern gefüllt. Ein Kapitel handelte von dem Wunsch eine geliebte Person noch ein mal wieder sehen zu können. Siegfried war sich sicher das ihm dieses Kapitel seinen einzigen Wunsch erfüllen konnte. Doch er überlas eine Warnung. Diese Warnung lautete: Wenn du diesen Zauber ausführst kannst du ihn weder rückgängig machen noch eingrenzen. Du wirst nicht nur diese eine Person die du zu sehen wünschst sehen, sondern alle Menschen die Jemals in diesem Haus lebten oder an einem Ort waren den Besuchst. Vielleicht fällt es dir gar nicht auf, doch diese Gabe ist ein Segen und ein Fluch. Du wirst zwar mit all diesen Menschen sprechen können, aber da du der einzige bist der diese Personen sehen kann wirst du für verrückt erklärt werden. Doch es gibt eine Tatsache die all diese Warnungen in den Schatten stellt. Nicht nur du wirst von diesem Zauber belegt sein, nein! Auch all deine Kinder und alle Generationen nach dir!!

Doch diese Warnung beachtet Siegfried nicht. Er führte den Zauber aus. Wenige Minuten nachdem er diesen Zauber ausgesprochen hatte, tauchte seine Mutter hinter ihm auf.
„Siegfried mein Junge, ich habe dich beobachtet was hast du getan? Wie konntest du deine Familie so verfluchen? Siehst du nicht deinen Eigennutz. Wie Selbstsüchtig du bist. Ich dachte du würdest irgendwann auch ohne mich leben können, doch nein wie konntest du die Erfüllung deiner Wünsche über das Wohl deiner eigen Familie stellen?"
„Mutter endlich sehe ich dich wieder ich habe dich so sehr vermisst. Vater wird sich freuen. Wieso sollte ich unsere Familie verfluchen in dem ich dich aus dem Jenseits zu mir hole? Ich wollte dich schon lange etwas fragen, ich werde heute Abend einen Ball geben um mir eine Braut zu suchen. Du musst mir deine Meinung zu ihr sagen."
„Verstehst du nicht mein Sohn, du hast mich nicht wieder ins Leben gerufen, nein, du hast nur gemacht das du mich sehen kannst. Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche nach einer Braut. Irgendwann erkennst du hoffentlich was du getan hast. Bitte sieh deinen Fehler ein." Mit diesen Worten verließ die Gestalt seiner Mutter den Raum. Tiefe Trauer überkam Siegfried. Er fühlte sich einsam. Aus diesem Gefühl heraus verlobte er sich an diesem Abend noch mit der Baronin von Thüringen. Sie waren lange zeit sehr glücklich. Die Baronin brachte einen Sohn und eine Tochter zur Welt. Der Sohn heiratete im Alter von 17 Jahren. Die Tochter heirate niemals. Sie trug den Name Mathilde. Siegfrieds Mutter wurde nie wieder im Schloss gesehen. Siegfried litt sehr unter seiner Gabe. Denn er war niemals allein. In den nächsten Generationen wurde die Gabe weiter vererbt, doch sie wurde von Generation zu Generation schwächer. So wird es in Zukunft nur noch an bestimmten Orten möglich sein den Menschen aus der Vergangenheit zu begegnen.

Gottfried trat ein, ich hatte die Legende gerade zu ende gelesen.
„Ma'ma sie sollten sich für ein Ball einkleiden. Ihr Zofe wartet bereits."
„Danke Gottfried, sie haben recht. Ich gehe hinauf."
Langsam stieg ich die Treppe hinauf. Hedwig erwartet mich bereits in meinem Zimmer. Sie zeigte mir ein Kleid. Es hatte etwas glamouröses. Das Kleid war grün. Die Korsage war mit Smaragden besetzt. Dieses Kleid besaß sogar eine Schleppe. Diese Schleppe war mindestens eineinhalb Meter lang. Meine Zofe half mir mich einzukleiden. Zu dem Kleid machte mir Hedwig eine Hochsteckfrisur, die beiden vorderen Strähnen flocht sie. Diese Strähnen formierte sie so auf meinem Kopf, dass sie einen Kranz bildeten. In die Mitte dieses Kranzes schob sie das Diadem, es war genau wie die Korsage mit Smaragden besetzt.
„Wie kunstvoll, danke Hedwig."Sie knickste, und verließ das Zimmer. Ich trat auf den Flur hinaus. Langsam schritt ich in Richtung Treppe. Der Prinz kam mir entgegen. Als sein Blick auf mich fiel beschleunigte er sein Schritttempo. Ich lächelte.
„Sie sehen reizend aus, Me Lady."
„Danke, Sir, dies kann man von ihnen ebenfalls behaupten." Der Prinz trug eine weiße Anzughose, einen weisen Blazer und eine smaragdgrüne Krawatte. Der Blazer war zugeknöpft, weshalb man sein Hemd nicht sehen konnte.
„Danke,",sagte Leopold. Wir waren inzwischen an der Treppe angekommen. Ich wollte gerade hinab schreiten... „Warten Sie! Wir müssen warten bis wir aufgerufen werden. Das gehört zum Protokoll." Er lächelte. Sein lächeln hatte etwas geheimnisvolles, dennoch war es wahnsinnig gewinnend. Mit diesem lächeln brachte er einen beinahe um den Verstand. Außerdem funkelten seine Augen in solchen Momenten immer so liebevoll. Erst in diesem Moment bemerkt ich erst dass er eine mit Smaragden besetzte Krone trug. Leopolds Krone passte perfekt zu meinem Diadem.
„Konnte ihnen die Legende weiterhelfen?"
„Ja, Sir sie war sehr aufschlussreich. Doch eines beschäftigt mich noch immer. Die Tochter von Siegfried trug den gleichen Namen wie meine Mutter, ich rätsle schon den ganzen Abend ob es möglich ist das Siegfrieds Tochter meine Mutter ist."
„Ich würde ihnen ja sehr gerne weiterhelfen, doch ich kann nicht. Stöbern sie morgen einfach weiter. Doch verschwenden sie heute bitte keinen Gedanken mehr an diese Angelegenheit. Bitte, nur an diesem Abend." Ich nickte.
„Prinz Leopold Ludwig von Neuhoff und Prinzessin Luise Lea von Neuhoff!" Diese Worte kamen aus dem Mund von einem kleinwüchsigen Mann. Offenbar war das die Ankündigung auf die wir gewartet hatten. Prinz Leopold bot mir seinen Arm an. So schritten wir würdevoll die Treppe hinab in die Eingangshalle. Von dort aus ging es zum Speisesaal, dort aßen und tranken alle. Die Stimmung war ausgelassen. Nach dem essen Folgten uns alle in den Ballsaal. Als Leopold meine Hand ergriff und mich auf die Tanzfläche führte, überschlug sich mein Herzschlag. Ich ahnte nicht das ich so empfand. Doch ich war überglücklich das er mich für den Eröffnungstanz erwählt hatte. Die Musik begann zu spielen. Langsam begann er den Walzer. Ich atmete tief durch. 'Dieser Tanz ist nichts besonderes. Es gibt keinen unterschied zu den gestrigen Tanz.' Ich versuchte mich zu beruhigen, vergeblich. Doch plötzlich sperrte ich alles aus. Ich sah in sein Gesicht. Er lächelte. Dieses Lächeln hatte etwas besonderes an sich. Ich sah in seine dunkelbraunen Augen. Sie leuchteten ihm Schein der Kerzen. Seine weißen Zähne blitzten. Seine dunklen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt. Sein Geruch strömte mir in die Nase. Er roch nach Lavendel und Rosen. Hatte er schon immer so gut gerochen? Auf ein Mal hörte ich nur noch meinen Herzschlag. Sein lächeln nahm mich vollkommen ein. Mit jedem Tanzschritt hatte ich mehr und mehr das Gefühl ihm zu gehören. Ich wollte ihm gehören für immer. Ich beschäftigte mich nur noch mit den Möglichkeiten die wir beide hatten, doch er war aus der Vergangenheit,wie sollten wir je eine Ehe führen oder überhaupt irgend eine Beziehung? Ich wünschte es mir so sehr. Ich wollte alles über die Möglichkeiten die ich hatte herausfinden. Dieser Moment fühlte sich endlos an. Plötzlich hörte die Musik auf. Leopold blieb stehen. Er lächelte.
„Gut gemacht.",flüsterte er.
„Bitte suchen sie sich noch keine Braut. Nicht hier nicht heute.", flehte ich.
Er nickte. Langsam ging ich von der Tanzfläche. Wehrendessen strömten eine Menge andere Frauen mit ihren Gemahlen auf die Tanzfläche. Der Prinz tanzte bereits mit der nächsten Dame. Ich setzte mich auf ein Sofa, welches weit ab von den anderen Sitzgelegenheiten stand. Ich wollte alleine sein um über all das nachzudenken. Ich beobachtete Leopold, wie er mit drei verschiedenen Damen nacheinander tanzte. Doch nach der dritten kam er auf einmal auf mich zu. Leopold blieb einen Meter vor mir stehen.
„Würden sie mir die Ehre erweisen und erneut mit mir tanzen?"Ich überlegte kurz. Dann sagte ich: „Sehr gerne."
Leopold führte mich auf die Tanzfläche. Wir tanzten eine Weile miteinander. Doch wir sprachen kein Wort. Dennoch hatte ich das Gefühl als würden wir uns unterhalten nur eben ohne Worte. Nach diesem Tanz blieb ich den ganzen restlichen Ball allein auf dem Sofa sitzen. Nach dem Ball ging ich ohne ein Wort zu Bett. Ich schlief sofort ein. Ich träumte von dem Prinzen, von seinem Lächeln und seiner Stimme.

Ein Blick in die VergangenheitWhere stories live. Discover now