Für einen Tag weg

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Jungkook hasste Jimin. Und Jimin wusste nicht, wieso. Also hasste er ihn bald genauso. Unglücklicherweise teilten sich die beiden eine Wohnung.

Die Universität, auf die beide gingen, war zu stark besucht, als dass sie einfach so Zimmer tauschen könnten und alles, was nicht auf dem Campus war, konnten sie sich sowieso nicht leisten. Die zwei hatten noch einen dritten Mitbewohner. Sein Name war Yoongi und er war so ungefähr das einzige, was die beiden davon abhielt, sich gegenseitig umzubringen.

Doch morgen würde Yoongi nicht da sein. Er verbrachte den Tag heute bei seinem Freund Hoseok, schlief dort und war sicherlich vor morgen Abend nicht wieder da. 

„Ich bin dann mal weg, Jungs.", rief Yoongi.
„Sollte ich eine Leiche rumliegen sehen, wenn ich zurückkomme, würde ich nicht sehr glücklich sein."

„Keine Sorge, Hyung! Ich werde es sauber machen, bevor du wieder da bist.", frohlockte Jimin und antwortete ihm mit einer zuckersüßen Stimme.

„Hast du mich gerade ‚Es' genannt?", rief Jungkook aus seinem Zimmer und kam gleich darauf mit hoch erhobenem Kinn den Flur entlanggelaufen, wo Jimin und Yoongi vor der Haustüre standen.

„Natürlich nicht, Vollidiot!"

„Und was dann?"

Yoongi seufzte und zog hinter sich die Tür zu. Einer von den beiden würde sicherlich tot sein, wenn er zurückkommt. 

„Warum gehst du nicht einfach?", schrie Jimin und deutete auf die Tür.

„Ich will nicht. Warum gehst du nicht?", antworte Jungkook sachlich.

„Yah!" 
Jimin drückte Jungkook an die Wand hinter ihm.
„Bisschen Respekt, wenn ich bitten darf! Ich bin älter als du!"

„Du hast dir meinen Respekt nicht verdient.", gab Jungkook kühl zurück.

„Ich habe immer noch keinen blassen Schimmer, warum du mich überhaupt so hasst!", gab Jimin frustriert von sich.

Mit einer geschickten Bewegung tauschte Jungkook ihre Positionen und pinnte Jimins Handgelenke über dessen Kopf an die Wand.
„Denk nach."
Ihre Gesichter waren so nah beieinander, dass sich ihre Nasen fast berührten.

„Habe ich. Oft.", schnaubte Jimin, „Als wir uns das erste mal gesehen haben, warst du so süß. Und ich war nett zu dir. Ich habe dir Essen gekauft, dir Komplimente gemacht, dir so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Dann hast du eines Tages angefangen, mich zu hassen."

„Du hast mein Leben ruiniert gerade weil du mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt hast!"

„Was meinst du?!"

„Ich werde nie wieder irgendwelche Kerle so anschauen, wie davor, wegen dir! Meine Eltern hassen mich und ich habe keinen! Und das ist deine Schuld!"

„Du redest so, als hätte ich dich schwul gemacht.", witzelte Jimin.

„Hast du auch!"
Stille folgte darauf. Sie starrten einander an, während Hitze ihnen in die Gesichter stieg.

„Deshalb hasst du mich?", fragte Jimin leise
„Du hast nicht gedacht, dass ich dir irgendwie helfen könnte oder so?"

„Ich dachte, du würdest mich nicht mehr mögen, wenn ich es dir erzählt hätte.", gestand Jungkook, „Also habe ich beschlossen, dich als erster zu
hassen."

„Wie könnte ich dich nicht mögen? Ich habe dich immer gemocht.", flüsterte Jimin, „Ich habe nie damit aufgehört."

Der Spalt zwischen ihnen, der bereits sehr klein war, schloss sich ganz, als Jungkook seine Lippen auf die des Kleineren presste. Es fühlte sich fast wie eine Erleichterung an, jetzt, wo sie endlich hatten, was sie so lange wollten. Erst als Jungkook an Jimins Unterlippe knabberte, kehrte dieser zur Realität zurück.

„Jungkook."
Jimin schob den Größeren von sich weg.
„Ich dachte, du hasst mich immer noch."

Jungkooks Blick war weich, etwas, das Jimin schmerzlich vermisst hatte.
„Ich konnte mich nie dazu bringen, dich wirklich zu hassen, Mochi-Hyung."
Der Name, den Jungkook ihm vor fast einem Jahr, bevor dieser unnötige Streit ausgebrochen ist, gegeben hatte, tauchte wieder auf.

„Warum hast du dann immer mit mir gestritten?", fragte Jimin.

„Du hast die Hälfte der Streits angefangen, das hat mich irgendwie irritiert. Außerdem bist du ziemlich heiß, wenn du sauer bist."

„Jungkook!"

„Hey, ich dachte ich sollte ehrlich sein!"
Jungkook lachte, als er Jimins Gesichtsausdruck sah, dann wurden seine Gesichtszüge weich.
„Ich hab dich wirklich vermisst. Diese Art du."

Jimin lächelte.
„Ich hab dich auch vermisst."

*

„Ich bin wieder da, ihr kleinen Hosenscheißer.", schallte Yoongis Stimme durch die Wohnung. Er meinte es nicht fies oder so, das war einfach seine Art, die beiden zu begrüßen. Ihn selber begrüßte nur Stille.
„Oh scheiße, die haben sich echt gegenseitig umgebracht.", flüsterte er.

Yoongi beschloss, das genauer zu untersuchen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass irgendwer getötet worden war. Vielleicht hatte Jimin sein Versprechen ja gehalten. Yoongi wurde tatsächlich ein bisschen besorgt. Er sorgte sich um seine zwei Dongsaengs.

Was er definitiv nicht erwartete, war die beiden zusammengekuschelt in Jungkooks Bett schlafend vorzufinden. Jimin lag auf Jungkook, der ihn im Schlaf fest an dich gedrückt hielt. Jimins Nase war gegen Jungkooks Hals gedrückt, das sanfte Atmen der beiden füllte das Zimmer.

„Ich war für einen Tag weg und das ist passiert.", murmelte Yoongi, „was kommt als Nächstes, Namjoon wird Präsident?"

Jikook Oneshots Where stories live. Discover now