Kapitel 3

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Von einer unsichtbaren Hand getrieben steuerte Elin auf die Kirche zu. Ihre Kehle schnürte sich zu, als sie das stattliche Gebäude sah. Schon fast rennend eilte sie auf die Tür zu. Die Tür, die schon Jahrzehntelang geschlossen war und sich für Elin vielleicht nie öffnen würde. Vor dieser Tür fiel Elin auf die Knie. Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und weinte hemmungslos. Elin durfte nicht hinein. Die Bretter versperrten ihr den Eintritt in dieses heilige Haus. 

Sie wusste, dass es gefährlich war hier zu sein, doch sie konnte nicht anders. Sie legte eine Hand auf das Holz, der Tür und brachte zwischen ihren Schluchzern hervor: „Allmächtiger Vater im Himmel, b-bitte beende d-diese Verfolgung und öffne die Türen dieser Kirche wieder. Bitte o-oh Herr. In deinem h-heiligen Namen, Jesus, bitte ich dich darum. Amen." 

 Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Zusammenzuckend entwich ein Schrei Elins Lippen. Jetzt haben sie mich. Ihr Herz zog sich zusammen und sie drehte langsam ihren Kopf zu dem Besitzer dieser schweren Hand, die wie ein Todesurteil zu sein schien. Tausend Gedanken rasten durch ihren Kopf. 

Kalte, von Hass erfüllte braune Augen bohrten sich in ihre. „Soso, weint und betet hier in dem Glauben es würde etwas nützen." Die kalte Hand, der Furcht legte sich um Elins Herz, als er sie grob am Arm packte und hochzog. „Mitkommen!" 

Elin schlug wild um sich, in dem verzweifelten Versuch sich zu befreien. „Nein! Hilfe! Nein! Lassen Sie mich los!" Tränen stürzten über ihre Wangen. Sie trat ihm gegens Schienbein und der Polizist fluchte. Ganz kurz wurde sein Griff locker, nur um sich dann noch fester um ihren Arm zu legen. 

„Aua! Lassen Sie mich los!" 

„Hör auf zu heulen! Wir nehmen dich mit und damit basta!" Er packte ihren Arm noch fester -wenn das überhaupt noch möglich war - sodass es höllisch schmerzte. 

Oh nein Herr, alles nur das nicht! 

Doch da blickte sie auf die Kirche und sie wurde ruhig. Es war als würde jemand zu ihr sagen: „Ich gehe mit dir. Ich, der war, bin und immer sein werde, ich verlasse dich nicht." Große Sehnsucht überfiel Elin. „Herr, ach, Herr." 

„Du sollst still sein!", brüllte der Polizist. Er schlug ihr auf den Kopf und zerrte sie zu einem Wagen in dem noch ein anderer Polizist saß. Sie wurde hineingestoßen, die Tür wurde zugeschlagen und dann brauste der Wagen davon. Ihrer Gefangenschaft für Jesus Christus entgegen.

Felicia

Ungläubig starrte Felicia auf die junge Frau, die da vor der Kirche kniete und weinte. Ist sie noch ganz bei Trost? Was tut die hier? Das Mädchen hatte pechschwarze, lange Locken, die sich über ihren ganzen Rücken, bis zu ihrer Taille, ergossen. Ob ich ihr sagen soll, dass es gefährlich ist hier zu sein? Aber was ist, wenn uns jemand zusammen sieht? Ne, das ist mir zu gefährlich. 

Sie wollte gerade weitergehen, als sie einen Polizisten erblickte, der um die Hausecke bog. Sie holte erschrocken Luft und presste sich gegen den Stamm eines Baumes, um nicht entdeckt zu werden. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie sich das Mädchen erst wehrte und dann in den Wagen gestoßen wurde. 

Oh nein, die Arme. Aber warum musste sie denn auch herkommen? Für Christen ist es doch viel zu gefährlich hier. 

Der Wagen sprang an und fuhr davon. Felicia kannte diese Richtung. 

Sie bringen sie ins Staatsgefängnis. Wahrscheinlich war das der letzte Tag, den sie in Freiheit verbracht hat und ich habe sie nicht gewarnt. 

Nachdenklich machte sie kehrt und ging zurück nach Hause. Doch die Verhaftung der jungen Frau ging ihr nicht aus dem Kopf. Was hat sie dazu getrieben zu diesem Haus zu gehen? War es Liebe? Hat sie diese Liebe, nach der ich mich so sehr sehne? Was ist das für eine Liebe?

Bis in den TodWhere stories live. Discover now