Kapitel 7

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Felicia versuchte ruhig zu gehen und ihren galoppierenden Herzschlag zu beruhigen. Um keinen Preis, wollte sie auffallen oder jemanden misstrauisch machen. Sie wollte zu den Petrans. Vielleicht würden sie sie ja aufnehmen. 

Sie pochte gegen die Haustür. Elisei öffnete und sie stolperte hinein, direkt in die Arme von Frau Petran. Dort fing sie wieder an zu weinen. Die beiden verstanden sofort. 

„Armes Kind. Armes Kind." Nadina fuhr ihr durch die Haare. „Komm, du darfst Elins Zimmer haben." Wie selbstverständlich führte Nadina sie in das Zimmer. 

Irgendwie schaffte Felicia es sich zu beruhigen und alles geordnet zu erzählen. Das Ehepaar Petran hörte ihr aufmerksam zu. 

„Jetzt hat deine Verfolgung begonnen, Felicia." Elisei reichte ihr ein Taschentuch. „Ich fürchte, unsere Elin musste uns verlassen, damit du zum Glauben kommst und hier wohnen kannst." 

„Aber ich bin doch eine Gefahr für euch." 

„Oh, wir sind alle eine Gefahr füreinander. Alle unsere Nachbarn wissen, dass wir Christen sind. Unsere Kinder dürfen nicht mehr zur Schule, ich nicht zur Arbeit und meiner Frau wird auf dem Markt und manchmal auch in den Läden kaum etwas verkauft." 

„Ich bin euch also eine Last." Felicia bereute es hierhergekommen zu sein. Die Familie hatte schon genug zu tragen. Sie mussten den Verlust ihrer ältesten Tochter verkraften und noch vier andere Kinder ernähren. 

„Oh nein, so sollte das nicht klingen. Wir wollen dich gerne hier haben. Du bist ein Geschenk Gottes, Felicia und die sind nie eine Last. Wir gehören zusammen. Wir sind jetzt eine Familie." Eliseis Worte taten Felicia unglaublich gut. Sie brauchte eine Familie. Jetzt wo sie keine irdische mehr hatte brauchte sie ihre Geistliche umso mehr. „Danke." Sie lächelte ihre beiden Wohltäter an. 

„Was gedenkst du jetzt zu tun, Felicia?" 

Felicia schaute Nadina und Elisei abwechselnd in die Augen. „Ich werde morgen zum Direktor, des Theaters gehen und kündigen. Ich will nicht das ganze Theater in Verruf bringen. Das wäre nicht recht. Ich habe noch genug Lohn, um den Rest der Woche an Essen zu kommen. Oder ratet ihr mir davon ab?" 

Elisei setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch. „Hm... du wärst dann die einzige Christen aus der Gemeinde mit einer Geldeinnahmequelle... Das ist wichtig. Vielleicht wäre es besser, wenn du nicht kündigst." 

„Was singst du denn für Lieder?", fragte Nadina jetzt. 

„Ich würde sie euch gerne zeigen, aber ich habe Text und Noten nicht dabei." 

Nadina runzelte die Stirn. „Kannst du sie nicht auswendig singen?" 

„Doch." 

„Dann schieß los." 

 „Meint ihr?" 

 „Ja klar." 

Felicia räusperte sich, setzte sich gerade auf und begann ein Lied nach dem anderen zu singen. Als sie geendet hatte lobte Nadina: „Du hast eine atemberaubende Stimme. Trotzdem glaube ich, dass du kündigen solltest. In der Bibel steh: Alles was ihr tut, dass lasst zu Gottes Ehre geschehen. In diesen Liedern kommt Gott nicht einmal vor. Doch dein Talent musst du für den Herrn nutzen. Sing doch ab jetzt immer im Gottesdienst für uns, Felicia." 

Lici lächelte. Es würde ihr eine Freude sein das zu tun. „Gerne." 

„Was willst du sagen, wenn man dich nach dem Grund deiner Kündigung fragt?" 

Sie straffte die Schultern und sah Elisei fest an. „Die Wahrheit."

 Mit galoppierendem Herzschlag, klopfte Felicia an die Tür vom Büro des Direktors. „Herein." 

Bis in den TodWhere stories live. Discover now