14. Falsche Gedanken

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Eleanors Sicht:

Als ich aufwachte, dröhnte mir der Kopf und mir war übel. Die schlimmste Übelkeit war die, bei der man nicht brechen konnte. Danach ging es einem meistens zumindest besser.

Ander neben mir schlief noch und ich drehte mich zu ich. Sein Mund war einen Salt geöffnet und sein Arm war um meinen Bauch geschlungen. Die Locken hingen ihm in die Stirn und vorsichtig streckte ich die Hand aus und strich sie ihm auf dem Gesicht.

Seine Augen flackerten auf und entschuldigend sah ich ihn an. >> Igitt <<, kommentierte er verschlafen meinen Anblick und meine Hand, die noch immer an seiner Wange lag fuhr zu seinem Mund und hielt ihn zu. >> Geh endlich tot <<, kommentierte ich meinen Mordversuch.

Er lachte laut und griff nach meinen Handgelenken, bevor er uns herumrollte, sodass er auf mir saß, meine Handgelenke über meinem Kopf festgenagelt. Er beugte sich zu mir runter und ich grinste zu ihm hoch.

In dem Moment öffnete sich seine Zimmertür und Tanja starrte uns an. >> Sorry ich- <<

>> Was ist los? <<, fragte Ander und blieb unbeeindruckt auf mir sitzen. Er schien nicht einmal über die Zweideutigkeit dieser Situation nachzudenken. Meine Wangen färbten sich rot und ich versuchte ihn unauffällig von mir runterzuschieben.

>> Ich wusste nicht, dass Eleanor da ist, tut mir leid. Ich habe Mittagessen gemacht. Wollt ihr was essen? <<

Mir fiel die Röte in Tanjas Gesicht auf und ich zappelte unruhig unter Ander. >> Okay, danke, wir kommen gleich. << Ich nickte lächelnd, um seine Aussage zu bestätigen und sie verschwand schnell aus dem Zimmer.

>> Sie denkt wir haben es getrieben <<, klärte ich ihn auf, als er seiner Mutter verwirrt hinterher schaute. >> Oder das wir gerade dabei sind, was auch immer. <<

Seine Augen wurden groß und er stieg von mir runter. Seine Wangen färbten sich leicht rot Ich lachte und schwang mich aus dem Bett.

>> Ich brauche Klamotten und ein Aspirin. << Er nickte und durchwühlte seinen Schrank, bevor er mir einen großen Pulli zuwarf, der mir bis über die Knie reichen musste. Ich schlüpfte aus deinem Shirt und warf es ihm ins Gesicht, ehe ich mich in den warmen Hoodie kuschelte.

>> Hunger? <<, fragte er dann und ich nickte wie wild.

>> Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für einen Hunger ich habe, oh mein Gott. << Nachdem ich getrunken hatte aß ich immer für fünf.

Ansonsten isst du für drei, dachte ich.

Ich folgte ihm die Treppe runter. Tanja war beim Essen seltsam still und irgendwann hielt Ander es wohl nicht mehr aus. >> Meine Güte Mum, da lief gerade nichts. Das war alles Spaß da oben. Wir haben nicht... rumgemacht oder so. <<

Danach liefen sowohl Tanja als auch ich rot an und ich hustete, als ich versuchte die Kartoffel runterzuschlucken, die auf einmal gewaltig zu sein schien. Ich griff nach meinem Glas und schüttete mir den Rest in den Mund.

>> Gott sei Dank. Ich wollte nicht reinplatzen, wenn es dann passiert. <<

>> Es wird nie passieren <<, antwortete Ander entsetzt.

>> Ja natürlich nicht, tut mir leid. <<

Ich ließ meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Und dann musste ich auf einmal lachen, weil das ganze so verdammt seltsam war und mir stiegen die Lachtränen in die Augen.

--

Als ich wieder zuhause war, war es bereits später Nachmittag und ich gammelte den Rest des Tages vor mich hin. Ich schrieb Tagebuch und antwortete ein paar Leuten aus Griechenland.

Gegen neun rief Leonie mich an und wir vereinbarten, am nächsten Tag zusammen shoppen zu gehen. Ich hatte kaum Klamotten, denn in Griechenland hatte ich sieben Kilo zugenommen.

Jetzt waren mir viele Klamotten zu klein und sie spannten sich unangenehm über meinen Brüsten, die, seit ich die Pille genommen hatte, gewachsen waren.

Mir war meine Figur ehrlich gesagt total egal. Solange ich nicht so dünn oder dick war, dass es meiner Gesundheit schadete,  spielte es für mich keine Rolle, welche Figur ich hatte.

Ich beschloss also alles auszusortieren und als ich fertig war, hatte ich zwei volle Tüten Klamotten aussortiert und es war zwei Uhr nachts. Geschafft legte ich mich ins Bett. Die Tüten würde ich mich am nächsten Tag auf dem Weg in die Stadt in einen Altkleidercontainer werfen.

--

Müde stand ich um acht Uhr auf und stellte mich unter die Dusche. Dann zog ich mir eine durchsichtige Strumpfhose und ein weites Knielanges T-Shirt an und packte ein paar Dinge in meinen Rucksack.

Leonie wartete mit dem Auto vor meiner Tür und ich hievte die beiden Tüten mit aussortierten Klamotten hinter mir her, um sie anschließend in ihrem Kofferraum zu verfrachten.

>> Hallo, hast du dich ausgekotzt? <<, fragte sie und grinst verschmitzt. Ich verdrehte die Augen, als ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ, die Tür zuzog und mich anschnallte.

Kira hatte samstags Yoga und sie war sowieso kein Fan vom Shoppen gehen. Sie bestellte viel lieber online. Ich stellte die Musik im Radio lauter.

>> Anders Mutter hat gedacht, sie hätte uns beim Rummachen erwischt. Gestern war der peinlichste Tag in meinem Leben und ich bin mal in Pyjama zur Schule gefahren. <<

Leonie gackerte laut und warf mir beim Fahren einen Blick zu. >> Aber ihr habt nicht wirklich...du weißt schon... rumgemacht? <<

>> Hell no, natürlich nicht. Er saß nur auf mir und in dem Moment kam seine Mutter in sein Zimmer. <<

>> Er saß auf dir? Wie? << Ich erklärte ihr die Situation genauer.

>> Wäre ich seine Mutter hätte ich genau das gleiche gedacht. Eigentlich warte ich immer noch auf den Moment. Würdest du mir dann schreiben? Du weißt schon. Wenn ihr rummacht? <<

>> Apropos rummachen. Was ist so mit Max auf der Party passiert <<, ignorierte ich ihre Frage gekonnt. Ich wusste, wenn sie erstmal mit dem Thema anfing würden wir die gesamte Fahrt über etwas zu besprechen haben.

Und ich lag richtig. Selbst, während ich meine Klamotten in den Altkleidercontainer warf rief sie mir durch das offene Fenster zu, wie schwer es also momentan war, zu entscheiden, ob sie ihm eine weitere und damit wirklich allerletzte Chance geben sollte.

Als wenn das die letzte wäre, dachte ich grinsend und ermutigte sie dazu. Max war wirklich ein guter Kerl und er behandelte Leonie gut. Besser als die meisten anderen Typen, die ich kannte. Und ich wusste ganz genau, dass sich die beiden wirklich liebten.

>> Du hast Recht. Ich werde heute Abend noch zu ihm fahren und dann werde ich mit ihm reden - und vielleicht ein wenig mehr - und dann werden wir wieder zusammenkommen. Kannst du das fassen? <<

Ich gab mir Mühe mein Lächeln zu verbergen und stieg schnell aus, als sie auf dem Parkplatz geparkt hatte. >> Nein, aber ich finde es sehr gut, dass du dich so entschieden hast! <<

Eleanor und Ander ✔️Where stories live. Discover now