Kapitel 21

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Eren pov

Ich habe die ganze Nacht kein bisschen geschlafen. Ich lag einfach nur da und habe auf den Morgen gewartet. Jetzt ist es vier Uhr und ich stehe im Bad und sehe in ein aller letztes Mal in den Spiegel. Ich schlinge meine Arme um meinen Körper  und spüre, wie mir Tränen über mein Gesicht laufen. Bald wird diese ganze Scheiße endlich vorbei sein. Ich habe mich und andere schon genug leiden lassen. Ich atme tief ein und gehe ins Schlafzimmer, wo Levi immernoch schläft. Vorsichtig gebe ich ihm einen Kuss auf die Stirn ,,Auf Wiedersehen, Levi.", flüstere ich und verschwinde. Schweigend gehe ich durch die Straßen bis zu diesem altem, verlassendem Gebäude, was ich vor einiger Zeit gefunden habe. Es ist so hoch, dass ein Sprung vom Dach mich hundertprozentig umbringen wird. Ich öffne die Tür und gehe in hinein. Ich gehe die Treppen hoch, bis ich auf dem Dach stehe. Heiße Tränen rennen mir über das Gesicht. Die verlockene Aussicht auf den Tod fühlt sich fast orgasmisch an. Mein Atem wird schneller, bei dem Gedanken, bald endlich zu sterben. Wie in Trance laufe ich zum Ende des Daches. Der Wind weht mir durch mein kinnlanges Haar und ich sehe, wie die Sonne am Horizont aufgeht. Eine schöne, letzte Aussicht. ,,Eren, nicht!"
Levi pov

Langsam öffne ich meine Augen. Automatisch sucht meine Hand nach Eren, doch er liegt nicht mehr neben mir. Sonst steht er doch nie vor mir auf. Ich setze mich auf und bemerke einen Zettel auf dem Nachttisch. Ich falte ihn auseinander und lese, was darauf steht. Als ich fertig bin, fängt mein gesamter Körper an, zu zittern und meine Kehle schnürrt sich zu. Scheiße, bitte nicht. Ohne weiter nachzudenken, springe ich auf, werfe mich meine Jacke über und renne so schnell ich kann zu dem höchsten Gebäude in der Nähe. Eren muss noch am leben sein. Er muss es einfach. Und was, wenn nicht? In dem Brief hat er geschrieben, dass er nicht mehr lebt, wenn ich ihn lese. Verdammt, Eren! Bitte sein noch am leben. Da ist es endlich. Wenn er nicht hier ist, dann weiß ich auch nicht. Ich knalle die Tür auf und sprinte die Treppen hoch. Als ich auf dem Dach bin, sehe ich Eren am Ende stehen. ,,Eren, nicht!", schreie ich.

Eren pov

Ich drehe mich um und sehe Levi, der ein paar Meter von mir entfernt steht. ,,Levi?", sage ich leise. ,,Eren, komm da runter!", sagt er. ,,Warum sollte ich? Ich mache doch eh immer nur alle unglücklich." ,,Das hilft aber auch niemandem weiter!" Ich werde nicht auf ihn hören. Ich kann es nicht. Ich habe es mir jetzt vorgenommen, es zu tun und ich werde es tun.  Auch, wenn es nicht geplant habe, es vor seinen Augen zu tun. Wenn ich sterbe, bin ich endlich frei. Frei von dieser Krankheit, frei von meinen Gefühlen. Ich stelle mir das Gefühl, von einem Dach frei zu fallen undbeschreiblich schön vor. Doch da ist dieser winzige Teil in mir, der nicht sterben will. Der einfach nur zurück zu Levi rennen  und wieder mit ihm nach Hause gehen will. Halt mich auf! Halt mich bitte einfach auf! Ich will mit dir zurück gehen! Dieser Teil schreit in meinem Kopf. Dieser Teil will, dass Levi mich aufhält, doch das Verlangen, zu sterben ist größer. Auf einmal wird alles um mich herrum dumpf und prallt an mir ab. Levis Stimme, die schreit dass ich zurückkommen soll, das zwitschern der Vögel und der pfeifende Wind. Nur noch ich und die leise Stimme in mir. Gleich ist es vorbei. Gleich wird alles wieder gut. Ich schließe die Augen und will gerade springen, als mich etwas zurückhält. ,,Na schön, dann spring! Aber dann springe ich dir verdammt nochmal hinterher!", schreit Levi. Dieser Satz fährt durch meine Adern wie eiskaltes Wasser. Nein, das darf er nicht. Ich will nicht, dass Levi mir hinterher springt. Er soll einfach weiterleben und mich vergessen. Mit diesem Wissen könnte ich einfach friedlich sterben, doch so nicht. Die Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, ich soll zurückgehen, wird immer lauter und macht mir Kopfschmerzen.  So laut, dass sie alles andere in mir übertönt. Auf einmal kommen alle meine Sinne zurück und ich kann wieder klar denken. Ich drehe mich um und sehe Levi direkt in die Augen. Er hat die Hand nach mir ausgestreckt aber sieht nicht so aus, als würde er erwarten, dass ich zurückkomme. Ich kann nicht zulassen, dass er wegen mir stirbt. Jetzt errinnere ich mich an all die Dinge, die wir zusammen erlebt haben. Wie er mich das allererste Mal in der Schule angesprochen hat, wie er mich auf dem Hausflur geküsst hat, wie ich für ihn da war, als sein bester Freund gestorben ist und wie er für mich da war, als es mir am schlechtesten ging. Ich will nicht, dass das alles zu ende ist. Ich werde bei ihm bleiben, egal was es mich kostet. Ich werde mein Versprechen halten. Ich zwinge meine Beine zu gehen und greife Levis Hand. Er zieht mich zu sich hin und schlingt seine Arme um mich. Tränen laufen mir über das Gesicht und ich vergrabe mein Gesicht in seine Schulter. ,,Komm, gehen wir nach Hause.", sagt er. ,,Ja, nach Hause."

Until my last heartbeat (Levi X Eren)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt