Prolog

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Gegenwart

In dieser klaren Nacht schienen die Sterne und der Mond so hell, dass die Wellen in ihrem Licht glitzerten. Es waren aber nur kleine Wellen, die sanft gegen das große Schiff im Hafen plätscherten.

Die Abfahrt war für Morgengrauen angesetzt, deswegen war das Schiff bereits voll beladen und auch die Personen befanden sich teilweise schon an Bord - schlummerten in ihren Kajüten oder packten ihre letzten Koffer. Sie lachten, unterhielten sich angeregt und freuten sich auf die nahende Abfahrt.

Quinn bekam von dem ganzen Trubel aber allerdings garnichts mit. Sie war in einem stillen Bereich unter Deck, wo selbst die nutzlosen Lämpchen ihren Dienst versagten.

Ohne Orientierung hatte sie sich an der kalten Stahlwand entlang getastet, bis sie eine Türklinke fand und in den Raum reinschlüpfte.

Es war kalt und stickig. Die Luft roch nach alten Klamotten und verrostetem Metall.

Doch was Quinn noch mehr fürchtete als die Dunkelheit hier unten, war das, was sie dort draußen erwartete.

Also blieb sie, setzte sich neben die Türe und wagte es nicht, noch weiter in den miefenden Raum zu treten.

Sie war ausgelaugt. Mit zittrigen Händen und rasendem Herzen spürte sie, wie ihre komplette Energie aus ihren Fingerspitzen entglitt. Aber dann, irgendwo im hintersten Winkel ihres Bewusstseins, konnte sie noch ein letztes Mal die Kraft aufbringen, ihre Magie zu bündeln.

Sie spürte die Energie wie kleine Stromstöße auf ihren Fingerkuppen und ihr Atem wurde ruhiger.

Ihre Magie war also noch da.

Erleichtert stieß sie die Luft aus und formte mit ihrer linken Hand eine Faust. Als Quinn sie wieder öffnete, flimmerte eine grün leuchtende Kugel in ihrer Handfläche und erhellte den Raum.

Quinn lächelte und betrachtete die wunderschöne Farbe. Sie hatte sie nicht umsonst ausgewählt - die Farbe der Hoffnung. Während sie wie gebannt das Licht betrachtete, nahm sie plötzlich eine Bewegung von der Seite wahr und richtete sich kerzengerade auf.

Noch immer das Licht in ihrer linken Hand haltend, suchte sie nach der Ursache.

Holzkisten und ein haufen Krempel lagen hier unten herum, aber keine Person weit und breit.

Mit gerunzelter Stirn tat sie es schließlich als pure Einblidung ab, bis ihr plötzlich zwei schwarze Augen begegneten.

Bevor sie laut aufschreien konnte, presste sie sich die freie Hand auf den Mund und starrte der Ratte direkt in die Augen.

Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und sie spürte langsam, dass der Kampf und die Flucht ihr vorhin einfach zu viel abverlangt hatten. Wenn sie es mit ihrer Magie übertrieb, würde sie noch ohnmächtig werden.

Auch wenn sie alles andere als begeistert war, löschte sie das Licht in ihrer Hand und hoffte einfach, die Ratte blieb wo sie war.

Quinn lehnte den Kopf gegen die Wand und konnte ihre chaotischen Gedanken nicht mehr stoppen.

Und sie dachte an den einen entscheidenden Augenblick, der alles ins Rollen gebracht hatte...

Bändiger - In den DschungelWhere stories live. Discover now