[2] ärztliche Versorgung

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10 Monate zuvor

Quinns Magen drehte sich allein schon bei dem Gedanken um, wieder in das Militärlager zu gehen. Selbst kleine Kinder wussten, dass man sich vor dem ausländischen Militär besser fern hielt...vorallem vor denen, die man zudem attraktiv fand.

Dieser Mister Wáng sah vielleicht verdammt gut aus, aber wahrscheinlich war er sowieso ein hochnäsiger Penner.

Doch sofort schob Quinn die Gedanken an den Corporal wieder beiseite und sah sich im Spiegel an.

Ihre hellblonden Haare waren noch ungekämmt und von der Nacht zerzaust und die blaugrünen Augen hatten verkrusteten Schlaf an den Tränenpünktchen. Schnell wusch sie ihr Gesicht mit kaltem Wasser und durchlief ihre tägliche Morgenroutine.

Nach 10 Minuten noch immer im Bad herumlungernd, hatte sich ihre Nervosität um keinen Deut verbessert. Sie öffnete kurz zögernd ein zweites Mal ihr Badschränkchen und musterte nachdenklich den Lippenstift. Nein, das wäre zu viel, schließlich ging sie zur Arbeit und nicht auf irgendein...Date. Fast hätte sie aufgelacht und griff dann kurzerhand nach dem hellbraunen Eyeliner gleich daneben. Dezent, aber schön. 

Ein lautes Hämmern an der Tür ertönte und Quinn zuckte zusammen, sodass der Stift in ihrer Hand außer Kontrolle geriet. "Scheiße."

"Man Quinn, wie lange noch?!", rief Jocelyn durch die verschlossene Tür.

"Bin gleich fertig!", schrie Quinn genauso laut zurück und widmete sich wieder ihrem Makeup zu.

Als Quinn endlich fertig war und wieder aus dem Bad kam, wurde sie plötzlich von Jocelyn festgehalten. "Warte mal. Malcolm, findest du nicht auch, dass Quinn heute irgendwie anders aussieht?"

Die drei waren nicht nur Kollegen, sondern teilten sich obendrein noch eine gemeinsame WG. Saßen also beinahe 24 Stunden am Tag aufeinander und Quinn musste schon zugeben, manchmal wurde es eine echte Zumutung.

"Tatsächlich. Die Augen sind irgendwie..." Malcolm bückte sich auf Quinns Größe herab und kreiste mit seinem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum.

"Du siehst verdammt heiß aus!" Jocelyn lachte und fügte dann noch hinzu: "Du musst mir dein Makeup bei Gelegenheit mal ausleihen." Sie klopfte Quinn auf die Schulter und drückte sich dann flink an ihr vorbei ins Bad.

Erleichtert, endlich aus Jocelyn Cavanaughs Fängen entschwunden zu sein, ließ Quinn wieder die Schultern locker.

Aber bevor sie auch nur einen Schritt tun konnte, hörte sie Jocelyn mit schriller Stimme aus dem Bad rufen: "Oh scheiße! Sag mir nicht, das hat mit diesem heißen Corporal zu tun!"

"Ich weiß nicht, wovon du redest.", gab Quinn sich unwissend, aber sie wusste, dass die beiden sich nicht verarschen ließen und so lachte Jocelyn, während Malcolm sie besorgt ansah.

"Keine Sorge Malcolm, es ist wirklich nicht so.", flüsterte Quinn jetzt zu ihm und ging dadurch sicher, dass Jocelyn sie auch ja nicht hören konnte.

"Ich hoffe es." Ich wusste, er machte sich bloß Sorgen, aber mit seinen nächsten Worten rieb er brennendes Salz in die offene Wunde. "Du weißt, wie es beim letzten Mal ausgegangen ist. Sie sind nie für immer da, früher oder später kehren sie wieder in ihr Heimatland zurück...ich möchte nicht, dass du das nochmal ertragen musst."

Quinn lächelte ihm für seine besorgten und aufrichtigen Worte dankbar zu und zog ihn dann in eine Umarmung.

"Danke."

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Der Feldweg wurde durch den nächtlichen Regen komplett schlammig und Quinn hatte Sorge, mit ihrem alten Auto stecken zu bleiben. Vielleicht hätte sie doch vorher beim Krankenhaus vorbei gehen sollen, um einen der Geländewägen zu entführen. Dafür war es jetzt aber eindeutig zu spät, als sie den steilen Hügel hinauf fuhr und das Militärlager bereits in Sichtweite kam. 

Bändiger - In den DschungelWhere stories live. Discover now