Kapitel 33

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Meine Laune ist im Keller. Nein nicht im Keller, dort war sie bereits in der vorherigen Woche. Doch sie bohrt sich Tag für Tag tiefe in die Erde ein und jetzt wird meine Laune vermutlich schon nahe des Erdkerns sein.

Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen und ich habe einfach nichts herausgefunden. Ethan ist nun schon seit über drei Jahren beinahe vollkommen aus der Öffentlichkeit verschwunden. Und vorher hatte er noch so kurz geschorene Haare, was ihn total anders aussehen gelassen hat. Außerdem hat er wohl nur halb so viel wie jetzt gewogen und war schon damals nur äußerst selten in den Medien.

Und ich bin gleichermaßen gestresst und frustriert. Jeder Tag, ja jede Stunde kann bedeuten, dass Ethan mehr über mich herausgefunden hat, dass er die Wahrheit weiß. Vielleicht sollte ich einfach mal zusammenbrechen, wenn wir beide alleine sind. Dann erzähle ich ihm alles und tue so, als würde ich daran innerlich zerbrechen und es würde mich auffressen. Ich denke fast, er ist die Art Kerl, die alles für sich behalten und mich trösten würde. Trotzdem ist das nur der letzte Ausweg, das ist einfach zu erniedrigend.

Allerdings habe ich mit erniedrigend schon Erfahrungen, so oft wie ich damals zusammengebrochen bin. Und die Fassung oder Beherrschung verloren habe. Nein, auf das letzte halbe Jahr kann ich ganz sicher nicht stolz sein.

Und jetzt kann ich ihm wieder gegenübertreten. Wir haben Sport.

Nachdem wir uns umgezogen haben, begrüßt uns Mr. Dolphis begeistert. Das verschlechtert meine Laune nur noch.

Zum einen nervt mich diese ganze Ethan-hat-aus-irgendeinem-Grund-keine-fucking-dunklen-Geheimnisse-Sache mächtig und zum anderen habe ich nun auch noch meine Periode, eins der seltenen Male im Jahr. Und ich denke, mein Uterus denkt wirklich so etwas wie: 'Lol, dem Mädel geht's kacke und noch schlimmer geht's kaum mehr? Hah, Challenge accepted!' Ich könnte wirklich Regenbogen kotzen, so glücklich bin ich. Und ich fürchte wenn Mr. Dolphis dieses Lächeln noch weiter im Gesicht hat, werde ich dafür sorgen, es verschwinden zu lassen.

„Wir werden heute etwas ganz tolles machen.“, sagt Mr. Dolphis begeistert und voller Elan. Ich müsste nur paar Schritte nach vorne hechten...

„Und ich bin mir sicher, ihr werdet alle viel Spaß dabei haben.“ Ich könnte dann meinen rechten Arm hochreißen...

„Aber während des Spaßes werdet ihr auch viel lernen.“ ...und den Arm einfach beugen, so, dass der Ellenbogen nach vorne zeigt...

„Deswegen bitte ich euch, besonders aufmerksam zu sein.“ Mein Ellenbogen würde auf seinen Kiffer treffen...

„Ihr werdet euch nicht alles merken können, aber ein paar Sachen abzugucken dürfte nicht so schwer sein.“ Es gäbe ein sehr lautes Krachen...

„Leider musste ich es letzte Woche verschieben, aber zum Glück ist Fae mittlerweile vollkommen genesen.“ Danach würde ich...Was?

„Wir werden heute einen Kampf zwischen Fae und Matthew sehen. Vor allem die zierlichen Mädchen werden davon profitieren, Fae wird euch ein paar gute Tricks zeigen.“ Ich hönnte Mister Dolphis abknutschen, längst sind alle Pläne, in denen ich ihm nur ein Haar krümme, verworfen. Etwas schöneres, als dass ich Ethan verprügeln darf, hätte er vermutlich gar nicht sagen können. Wahrscheinlich ist es nicht gut, den Ärger an ihm auszulassen, doch er ist ja Schuld, dass ich nichts über ihn finde. Und es gibt bestimmt auch irgendeine Erklärung, in der er für meine nervigen Unterleibsschmerzen Schuld ist.

Zielstrebig geht Ethan auf die Matte, ich laufe ihm entgegen, grinsend. Wir stellen uns gegenüber, ich hebe die Fäuste und bewege mich leicht in fließenden Bewegungen. Er guckt mich hingegen eher skeptisch an, anscheinend fällt ihm auf, dass ich mich ein wenig anders als letztes Mal benehme.

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