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Sie konnte wieder einmal nicht schlafen. Die Gedanken an ihn hielten sie wach und raubten ihr den Schlaf. Sie vermisste seine Berührungen auf ihrer Haut, seine sanften Küsse, seinen Geruch und seine so unendlich und geheimnisvoll wirkenden Augen, in denen sie sich jedes Mal aufs Neue verloren hatte. Sie liebte diese dunkelbraunen Augen. Immer wieder dachte Hermine an das letzte Mal, als er ‚ich liebe dich' sagte. Er war ihr bester Freund gewesen. Sie konnte ihm alles erzählen, mit ihm lachen und weinen. Er war derjenige, der all ihre Macken akzeptiert hatte. Der, der ihr all seine Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er hatte nur Augen für sie gehabt. Doch jetzt gingen sie getrennte Wege.

Eine Träne lief über ihr Gesicht und mit tränenverschwommener Sicht starrte sie an die Decke. Schwarze Holzbalken zierten diese und erinnerten sie an ihn. An sein Lachen. An seine, vor Liebe, funkelnden Augen. An seinen fragenden und zugleich spöttischen Gesichtsausdruck, wenn sie versucht hatte wütend zu sein. Er hatte immer seine linke Augenbraue hochgezogen, seinen Kopf ein bisschen zu Seite gekippt und gelacht. Weitere unzählige Tränen rannen über ihr Gesicht und tropften auf ihr Kissen. Sie vermisste ihn.

Hermine erinnerte sich an ihren ersten Jahrestag mit ihm, als er sie am Morgen einfach an die Hand genommen hatte und nur meinte ‚Warum gehen wir nicht an einen Ort, den nur wir kennen?' und apparierte mit ihr irgendwo hin - Es war ihr in dem Moment ganz egal gewesen, wohin er sie führte, Hauptsache er war an ihrer Seite. Hand in Hand liefen sie durch Felder und Wiesen, ließen sich an einem Fluss nieder und redeten über Dinge, die nur sie wussten - Es war einer der wundervollsten Tage, die sie mit ihm erlebt hatte. An jenem Tag hatte er ihr auch gezeigt, wie man Steine über das Wasser hüpfen lässt. Er hatte sich hinter sie gestellt, eine Hand an ihre Hüfte gelegt und die Andere an ihre rechte Hand, mit der sie den Stein festhielt - es endete im Wasser, da Hermine das Gleichgewicht verloren hatte und ihn einfach mit sich zog. Sie schmunzelte leicht und wischte sich mit ihrem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.

Sie dachte auch an die Zeit zurück, in der er ihr Briefe geschrieben hatte, um ihr, schwarz auf weiß in seiner schönsten Handschrift, er hatte sich immer so bemüht, nieder zu schreiben, wie sehr er sie liebte und wie viel sie ihm bedeutete. Diese Briefe hatten sie auf jeder Reise, die sie, ohne ihn an ihrer Seite, antrat, begleitet. Er war immer für sie da gewesen, hatte sie bei allem unterstützt. Ihr Halt gegeben, wenn sie dachte, dass sie fallen würde.

Seit einem Jahr gingen sie nun schon ihre eigenen Wege und das alles wegen eines Streits. Sie hatten sich angeschrien und je lauter es wurde, desto doller hatte Hermine sich gewünscht, dass es aufhört, doch sie blieb kalt. Auf einmal rutschte ihm die Hand aus. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, sie wollte weg. Wäre ihr bewusst gewesen, dass sie ihn danach nie wieder sehen würde, hätte sie ihn noch einmal geküsst. Ihm ein letztes Mal ,Ich liebe dich' gesagt. Seine letzte Berührung - er hatte nur leicht ihre Hand gestrichen - länger anhalten lassen und ihn noch einmal in seine wunderschönen Augen geschaut. Sein Gesicht flackerte kurz vor ihren Augen auf, so wie sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte Tränen in den Augen und sah ihr nach, wie sie den Raum verließ. Sie hatte nichtmal eine Antwort abgewartet, ist einfach gegangen und hatte sich nur kurz umgedreht - es war das letzte Mal und sie hätte ihn länger anschauen sollen. Auch wenn er sie geschlagen hatte. In seinen mit Tränen gefüllten Augen hatte sie ganz genau gesehen, dass er das nicht wollte, dass er sie am liebsten hätte festgehalten, geküsst und sie nie wieder losgelassen hätte, aber er hat es nicht. Das versetzte ihr einen Stich ins Herz.

Sie vergrub ihr Gesicht in dem schwarzen T-Shirt, welches sie noch von ihm hatte, schloss die Augen und sog die Luft ein - es roch nicht mehr nach ihm. Nicht mehr nach altem Pergament und frischen Kräutern. Sein Geruch an seinem T-Shirt war das Letzte, was sie noch von ihm hatte. „Keiner ist wie du.", hauchte sie leise und schmerzerfüllt, bevor sie, aufgrund ihrer Müdigkeit, einschlief.

Severus Snape - after all this timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt