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Sonnenstrahlen, der gerade aufgehenden Sonne, fielen durch das große Ladenfenster auf ihr Gesicht. Das warme gold-gelbe Licht füllte den Raum mit den deckenhohen, Eichenholz farbenen Bücherregalen, welche bis oben hin mit unzähligen Büchern gefüllt waren. Hermine saß gedankenverloren in ihrem Sessel, hatte die Augen geschlossen und genoss die angenehme Wärme auf ihrem Gesicht. In ihrem Schoß lag ein altes, aufgeschlagenes Buch mit dunkelrotem Umschlag und goldenen geschnörkelten Verzierungen. In ihrer rechten Hand hielt sie eine Tasse mit dampfenden und gut riechendem Kräutertee. Das Rezept dafür hatte er ihr mal gezeigt - Sie mochte seitdem keinen Tee lieber, als diesen, trank ihn aber nur, wenn sie wenig Schlaf gehabt hatte. Es war Herbst und rote, gelbe und braune Blätter zierten die noch leeren Straßen von London.

Plötzlich verschwand die Wärme von ihrem Gesicht. „Schlaflose Nacht gehabt?", sie öffnete die Augen und sah Ginny, die sich direkt vor sie gestellt hatte. Ihre roten langen Haare schmeichelten dem draußen herrschenden Farbspiel. Hermine antwortete nicht, sondern schlug geräuschvoll das Buch zu und strich sich eine, ins Gesicht gefallene, Strähne hinter ihr Ohr. Ginny trug einen weiten weißen Pullover mit dem Gryffindorlogo auf der Brust und eine dunkelblaue Jeans.

„Du denkst immer noch an ihn und hast deshalb nicht geschlafen, oder?", fragte Ginny und ließ sich im Sessel neben ihr nieder. Hermine sah zu Boden, blieb aber still.„Versuch es gar nicht erst abzustreiten, deine Augenringe und der Tee verraten dich.", fügte sie mit einem Lächeln hinzu.

„Hast Recht.", antwortete Hermine knapp und stellte ihre Tasse auf dem kleinen, mit gold verzierten, Tisch zwischen den zwei dunkelgrünen samt Sesseln ab. Ihre braunen Augen füllten sich mit Tränen. „Damals zu dieser Zeit haben wir uns in einander verliebt. Er war einfach meine erste große Liebe gewesen.", sie versuchte ihre Trauer mit einem leichten Lachen zu überspielen, doch es sah mehr gequält aus und versetzte ihr einen Stich in ihr Herz. „Ich weiß noch ganz genau, wie er mir die Augen verbunden hatte und mich an die Hand genommen hatte. Er führte mich zu einem ganz besonderen Ort. Ich hatte ein bisschen Angst, dass ich irgendwo dagegen laufe, aber ich wusste, dass er auf mich aufpassen würde. Plötzlich blieb er stehen und zog mir die schwarze Augenbinde ab. Wir standen in Mitten einer Lichtung eines Waldes, umgeben von hohen, mit rot-braunen Blättern geschmückten Bäumen, die ein paar Sonnenstrahlen hindurch ließen. Die grüne Wiese wurde von unzähligen roten, gelben und braunen Blättern bedeckt. Ein leichter Nebel umhüllte uns und der Wind raschelte durch die Blätter. Es war zauberhaft. Er trat an mich heran, legte seine rechte Hand an meine Hüfte und mit der Linken umschloss er meine Rechte. ,Für dich', meinte er. Dann fing er an mit mir zu tanzen, zu einer Melodie, die nur wir kannten - Dieser Augenblick galt nur uns und er war wunderschön. Ich weiß diesen Moment bis heute sehr zu schätzen, da er das Tanzen hasste. Dabei haben seine dunkelbraunen Augen in den Strahlen der Herbstsonne, die durch die Äste der Bäume hindurch schienen, bernsteinfarben aufgeleuchtet. Nach einer Weile stoppte er, strich mir über die Wange und sah mir tief in die Augen. Er ließ seinen Daumen leicht über meine Lippen streichen und küsste mich sanft. Es war perfekt." Hermine lächelte noch einmal leicht, in der Hoffnung, dass Ginny nicht sehen würde, wie nahe ihr das Ganze ging und wie jeder Tag es schwieriger machte ohne ihn glücklich zu sehen. Eine Träne lief über ihre Wange. „Diese Jahreszeit macht es mir nicht einfach zu vergessen."

Ginny stand auf und ging auf Hermine zu, setzte sich auf die Armlehne des Sessels und zog sie zu sich in die Arme. Sie strich ihr über die Haare und drückte sie ganz fest an sich.

„Du solltest einen Liebesbrief schreiben. Einen, in dem du eure Geschichte erzählst, aber mit einem anderen Ende. In dem euch die Nacht neu schreibt.", unterbrach Ginny die kurze Stille und blickte in traurige, verweinte Augen. Hermine löste sich aus ihren Armen und richtete sich auf.

„Unsere Geschichte sollte enden, wenn wir beide diese Welt verlassen.", flüsterte sie.

„Und das wird sie auch. Sie ist noch nicht zu Ende. Man sagt doch, dass am Ende alles gut wird - Es war nicht gut, also ist es nicht zu ende, Hermine!"

Hermine wusste, dass Ginny Recht hatte und blickte durch das riesige Ladenfenster nach draußen. Blätter wirbelten durch die Straße und ließen sich auf der asphaltierten Straße nieder. Wortlos stand sie auf und lief in Richtung der Eingangstür ihres Buchladens. Bevor sie ihn jedoch verließ, blieb sie stehen und drehte sich nochmal um. „Danke, Ginny!", hauchte sie, während ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen gezeichnet war. Mit einer gleitenden, nahezu perfekten, Handbewegung ließ sie die Tür aufgehen und trat hinaus. Hermine schloss ihre Augen und dachte fest an den Ort, den nur sie kannten.

Als sie ihre Augen öffnete, war sie dort. Sie lief über die Wiesen und Felder, hin zu dem, in allen Blautönen schimmernden und glitzernden, Fluss und ließ sich im Gras nieder. Sie musterte die Umgebung - weit und breit nichts, außer Natur. Sie lauschte dem leisen, aber kühlen Wind, wie er durch das Gras und über den Fluss zog und eine ganz eigene Melodie spielte - wenn er mit ihr nun hier wäre, dann würden sie tanzen und lachen. Sie würden über Gott und die Welt reden und Zaubertränke besprechen.

Es war das erste Mal seit der Trennung, dass sie wieder hier her kam. Viel zu viel hier erinnerte sie an ihre fast perfekte Liebe mit ihm. Die unzähligen Stunden, die sie hier gemeinsam verbracht haben. Wie sie beieinander lagen, ihr Kopf auf seiner Brust und seine Hand an ihrer Hüfte. Wie sie über Gott und die Welt gesprochen hatten. Bei Merlins Bart, sie vermisste ihn so schrecklich. Denn keiner war wie er; keiner liebte so wie er - Denn wenn er liebte, liebte er wirklich. Mit ihm war alles real gewesen, alles so echt. Keiner hatte sie jemals so glücklich gemacht, wie er es tat. Nichtmal Ron hatte es geschafft sie so zu verzaubern. Sie wollte keinen so sehr an ihrer Seite wissen, wie ihn, Severus Tobias Snape. Sie strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, blickte in den Himmel und zog ihren Zauberstab. Mit einer kleinen und leichten Bewegung ließ sie ein Stück Pergament und einen dunkelblauen mit gold verzierten Füller erscheinen, auf dessen Kappe der Name Hermine Jean Granger eingraviert war. Sie nahm die Kappe ab und begann zu schreiben.

Severus Snape - after all this timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt