Kapitel 12

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„Scheiße", zischte Kageyama und ließ sich am Mattenwagen nach unten gleiten. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und er konnte einiges erkennen. Er sah hinüber zu Hinata, der immer noch vor dem Tor stand, den Kopf nach unten gesenkt, die Hände zu Fäusten geballt.

„Das ist alles deine Schuld!", schrie Hinata ihn plötzlich an.

„Wie bitte?", fragte er leise, seine Stimme zitterte vor Wut.

„Du hast mich schon verstanden! Das hier ist alles deine Schuld!"

„Ach ja, und was genau ist dieses ‚alles', hm? Kannst du mir das mal verraten?"

„Ja, alles halt eben!"

„Das habe ich verstanden, du Hohlbirne, aber ich will wissen, woran genau ich alles schuld bin. Kapierst du das? Kann dein Spatzenhirn diese Frage verarbeiten?", fragte er in provozierend. Er stand auf und ging auf den Kleinen zu. „Na los, sag es mir."

Hinata biss sich auf die Lippen. Er hatte sich so fest vorgenommen, nicht wieder zu weinen. Aber es ging nicht, er schaffte es nicht. Die heißen Tränen liefen ihm ununterbrochen über die Wangen und landeten leise, kaum hörbar, vor ihm auf dem Boden.

„Hey, ich rede mit dir!" Kageyama überbrückte die letzten Zentimeter und stieß Hinata mit seiner Handfläche unsanft gegen die Schulter.

„Fass mich nicht an, Fass. Mich. Nicht. An!", giftete der Mittelblocker ihn an.

„Ach, jetzt auf einmal, ja? Bis vor ein paar Tagen konntest du von meinen Berührungen offenbar gar nicht genug bekommen!"

Hinata hob überrascht den Blick.

„Ach komm schon, ich bitte dich, glaubst du ernsthaft ich hätte das nicht mitbekommen?"

Stille.

Hinata konnte nichts anderes tun, außer ihn anzustarren. Er war gar nicht dazu fähig, etwas anderes zu tun. Klar, er hatte in den letzten Wochen recht eindeutig gezeigt, dass er Kageyama mochte, er seine Nähe suchte und er nicht wollte, dass er mit diesem Hoshiumi Zeit verbrachte. Aber das Kageyama wusste, dass Hinata seine Berührungen genoss, war eine ganz andere Sache. Ihm wurde heiß und kalt zu gleich.

„Du wusstest es. Du wusstest es die ganze Zeit." Hinatas Stimme war dünn und brüchig. „Du wusstest es und hast dich trotzdem mit Hoshiumi getroffen. Du wusstest, wie sehr mir das weh tun würde, aber du hast dich trotzdem mit ihm getroffen, um mir deutlich zu machen, dass ich dir nichts bedeute."

„Ts, so ein Unsinn, woher hätte ich mir bitte über deine Gefühle zu mir sicher sein sollen, wenn du sie mir nicht mitteilst? Stattdessen benimmst du dich wie ein Kleinkind, welches sich mit einem anderen Kind um ein geliebtes Spielzeug streitet. Selbst jetzt machst du den Mund nicht auf, obwohl ich dich gefragt habe." Kageyama sah ihn herausfordernd an.

Stille.

„Was solls, weiß du was? Was auch immer das hier sein soll, es hätte eh keine Zukunft. Du bist ein Junge, ich bin ein Junge. Erspar dir weiteres Leid, Hinata, und suche dir ein nettes Mädchen. Komm drüber hinweg und eines Tages werden wir über diese Geschmacksverirrung, diesen Irrtum lachen." Mit diesen Worten wand sich Kageyama ab und ließ sich erneut am Mattenwagen nach unten gleiten. Er zog seine Beine an, umschloss sie mit seinen Händen und legte den Kopf auf den Knien ab. Schmerz breitete sich in seiner Brust aus. Er wusste, dass Hinatas Gefühle für ihn nichts Ernstes waren. Lediglich eine Laune der Natur. Ein Feuer, welches genauso schnell erstarb, wie es entstanden war. Er hörte Schuhe über den Boden wandern, dann ein leises Plumpsen. Offenbar hatte sich nun auch Hinata hingesetzt. Die Sache zwischen ihnen war geklärt. Nun konnten sie Suga am nächsten Morgen sagen, dass sie sich in Zukunft wieder als einfache Freunde und Teamkollegen begegnen würden.

Er soll Mein seinOnde histórias criam vida. Descubra agora