Part 1

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Eine weitere Nacht ohne Schlaf verging. Die ganze Nacht lag ich nur auf der Matratze aus Stroh und schaute durch das Loch in der Decke. Es war ein klarer Himmel zu erkennen. Ich versuche die Sterne zu zählen, doch verzählte mich immer wieder.
Am frühen Morgen krähte der Hahn und die Stadt fing an zu leben. Und so tat ich es auch. Ich stand auf, ging die paar Schritte zum Herd und kochte mir Wasser für meinen Kaffee auf. Er schmeckte nie gut, doch es gab nichts besseres was ich mir leisten konnte.
Ich setze mich auf die Fensterbank über meiner Matratze und schaute hinab auf die Straße. Menschen fingen an wach zu werden. Sie liefen von links nach rechts, beeilten sich um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen.
Jeden Tag beobachtete ich sie bis mir langweilig wurde.
Dann ging ich ebenso hinaus in die Stadt. Ich lief durch die Straßen, meine Kapuze ganz tief runtergezogen, sodass keiner mein Gesicht erkennen konnte.
Ich ging auf den Marktplatz. Dort waren mittlerweile sehr viele Leute und keiner achtete besonders auf mich. Dann sah ich sie, meine Beute. Es war einige Meter weiter von mir entfernt, ein Brotstand mit so viel Backware, dass ich nicht mal die Hälfte benennen konnte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Seit Tagen habe ich nichts mehr so gutes gesehen.
Ich ging in der Menge auf den Stand zu. Viele Leute wollten ebenso dahin, doch ich war klein und drängte mich durch bis ganz nach vorne. Neben mir stand ein großer Mann, der mit dem Verkäufer über etwas quatschte. Ich achtete nicht besonders darauf, da mich der Duft, der vor mir liegenden Backwaren ablenkte.
Ich versuchte mich zu konzentrieren. Unter meinem Mantel hielt ich die Tasche bereit um so viel Brot wie möglich reinzustopfen. Meine Hand war schon bereit nach dem Brot auszuholen, da wurde mir von hinten ein Stoß gegeben und ich fiel mitten in das Brot.
Ich bekam Panik, nahm ein Brot mit jeweils einer Hand und rannte. Ich hörte den Verkäufer hinter mir brüllen und einige andere Menschen fingen dies auch an zu tun.
Ich drängte mich durch die Menge und achtete nicht ob jemand hinter mir lief. Das Brot packte ich währenddessen in die Tasche und machte diese zu.
Die Menge wurde langsam weniger, doch ich hörte nicht auf zu laufen. Meine Beine trugen mich weiter weg, als normalerweise vor Freude. Ich strahlte wie ein kleines Kind, welches ein neues Spielzeug bekommt.
Nach einer Weile Laufen durch leere Straßen, bog ich in eine Seitengasse ein, wo keiner war und setzte mich auf den Boden. Mit dem Rücken an die Mauer gelehnt schaue ich hinauf in den klaren Himmel und lachte. Mit der Hand fuhr ich in die Tasche und holte das Brot heraus. Es sah wunderschön aus und duftete mehr als nur gut. Das Wasser lief mir im Mund zusammen und ich wollte reinbeißen.
"Da ist er!", rief jemand von oben. Ich sah hinauf und sah wie zwei Männer und eine Frau von den Dächern zu mir hinunterstürzten. Ich bekam Panik und versuchte zu fliehen.
Ich umklammerte das Brot, stand auf und rannte. Rannte höchstens drei Schritte, da mir jemand ein Messer von oben herab vor der Nase hielt. Ich schaute hinauf und erkannte einen Mann. Er hatte dunkle Haare, war eher kleiner und starrte mir mit seinen Augen tief in die Seele. Er hatte einen Umhang und ich erkannte die Flagge der Scouts. Sofort wusste ich, dass ich keine Chance hatte und seufzte. Doch ich wusste auch, dass er mich nicht sehen konnte wegen der Kapuze, die ich immer noch aufgesetzt hatte. Deswegen dachten sie ich wäre ein Junge.

In a very beautiful world | Erwin x Reader FFWhere stories live. Discover now