Prolog

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Norwegen 1831

Der Jäger kniete in der Mitte der winzigen, kreisrunden Insel, die wie der Panzer einer Schildkröte aus dem kristallklaren Wasser ragte und reckte seine Arme dem Blätterdach entgegen, durch das glitzernd das Sonnenlicht fiel. Er stimmte einen klagenden, bittenden Singsang an.

Kristian stand verborgen im Halbschatten der uralten Bäume, die das Seeufer umrundeten. Besorgt runzelte er die Stirn. Ihn ängstigte die Magie dieses alten Sees, der in seiner Sprache, Festjern, Feenteich, genannt wurde. An Orten wie diesem waren die Grenzen zwischen den Welten nicht vorhanden. Eine Tatsache, die schon vielen ahnungslosen Menschen den Tod gebracht hatte.

Noch vielmehr aber, als diesen heiligen Ort, fürchtete er den Morgen. Denn dann würde der Jäger sein Gebet beendet haben und die Spur seines neuesten Opfers aufnehmen.

Der Gesang, der vom Ufer zu ihm heraufdrang, steigerte sich zu einem wütenden Heulen, während der Jäger begann, mit langen Schritten das Ufer der kleinen Insel abzuschreiten. Obwohl Kristian inmitten einer kleinen Lichtung an der Südküste Norwegens stand, fühlte er sich an die Kriegstänze der Indianer erinnert, die er vor kurzem erst besucht hatte. Aber dies hier war kein Abenteuerausflug mit Lagefeuerromantik. Dies war bitterer Ernst. Tödlicher Ernst, wenn es ihm nicht endlich gelingen würde, den Jäger aufzuhalten.

Seine Gedanken schweiften zu dem Mädchen ab, das der Jäger in den letzten Wochen nicht aus den Augen gelassen hatte.

Sie würde die Nächste sein.

Kristian ballte seine Hände zu Fäusten. Dann drehte er sich um und schlich gebückt durch die dichten Hecken, die den Festjern umgaben.

Diesmal nicht!

Er biss die Zähne zusammen, bis sein Kiefer schmerzte.

Diesmal würde er vorher da sein!


Wie stellt ihr euch die Szene vor? Ich habe immer das Gefühl, dass ich nicht so beschreibe dass sich ein Leser was drunter vorstellen kann...

LG Sirod


Windcrawlers -Where stories live. Discover now