~ Kapitel 1 ~

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Es war schon so, dass Hogwarts nach all den Jahren zu Hermines Heimat geworden war, immerhin ging sie bis jetzt fast fünf Jahre auf diese Schule und hatte Orte im Schloss gesehen, von denen andere bis jetzt nur gehört hatten. Aber ihr ursprüngliches Zuhause, das war ein anderes.

Geboren und aufgewachsen war Hermine in einem kleinen Dorf auf dem Land namens Cortex Village. In einem Dorf aufzuwachsen war das beste, was einem Kind wie Hermine passieren konnte. Alles war einfach so vertraut. Jeder kannte jeden, man kam überall hin und man hatte alles, was man brauchte. Außerdem war alles so idyllisch. Hermine wuchs quasi in einem wohl behüteten Dorf am Waldrand auf, dass von goldgelben Feldern und grünen, saftigen Wiesen umgeben war. Viele Bewohner des Dorfes waren Bauern und besaßen Kühe, Schweine, Schafe oder Pferde. In Cortex Village gab es keinen Autolärm und keine Abgase. Die meisten Menschen gingen zu Fuß oder nahmen das Fahrrad, wenn sie irgendwo hin wollten oder wenn sie jemanden besuchen wollten. Manche waren auch zu Pferd unterwegs. In Cortex Village war alles ein großes Miteinander. Natürlich kannten die Einwohner Geld, aber meistens wurde einfach getauscht. Cortex Village war in einem größeren Umkreis das einzige Dorf. Die nächste Unterkunft konnte man erst in einer fünf Kilometer entfernten Stadt finden. Die dortigen Menschen hielten nicht gerade viel von den Bewohnern von Cortex, was aber auf Gegenseitigkeit beruhte. Die Stadtleute hielten die Dörfler für unzivilisiert und altmodisch. Das war den Dörflern aber egal. Sie lebten ihr Leben nach ihren eigenen Regeln und in diesem Umfeld wuchs die junge Hermine auf.

1979, als sie geboren wurde, waren ihre Eltern gerade nach Cortex Village gezogen, um ihre eigene Zahnarztpraxis zu eröffnen. Beide hatten sie Zahnarzt gelernt und sich auch so kennengelernt. Die Geschichte hat Hermines Mutter ihr schon oft erzählt.

,,Dein Vater und ich, wir haben uns ganz unspektakulär kennengelernt. Es war ein Dienstagabend. Ich saß damals in einem kleinen Pup am Tresen und und wollte einmal so richtig abschalten. Ich war mitten in meiner Ausbildung und obwohl Zahnarzt studieren sich ganz einfach anhört, war es richtig schwer. Ich hatte gerade eine sehr schwere Kursarbeit hinter mir und war so geschafft, dass ich mich einfach mal entspannen und die ganze Anspannung aus mir herausfeiern wollte. Ich hatte mir gerade bei dem Barkeeper einen Schnaps bestellt, als dein Vater hereinkam. Er arbeitete damals dort in diesem Pup, denn als Student über die Runden zu kommen, war nicht so einfach. Ich arbeitete Zeit als Fotografin und verdiente so mein Geld. Auf jeden Fall war dein Vater ein Kellner dort und brachte den Kunden ihre Getränke und ihr Essen. An diesem Abend kam er gerade aus der Küche, voll beladen mit Tellern und Gläsern. Auf seinem Weg zu einem der Tische musste er am Tresen vorbei und da sah ich ihn. Er mich wohl auch, denn er stolperte und ließ alles fallen. Ein Schnitzel mit Pommes und ein Bier rutschten und spritzten über den Boden. Ich sprang auf um ihm zu helfen und er sah auf. Ich glaube, das war der Moment, in dem ich mich in ihn verliebte. Das klingt jetzt sehr klischeehaft, aber so war es eben, mein Schatz. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick. Irgendwann wirst du das sicher auch erleben. Auf jeden Fall habe ich deinem Vater geholfen, das Essen und das Geschirr aufzusammeln und er lud mich zum Essen ein, als eine Art Dankeschön. Er stellte sich mit Michael vor und ich sagte ihm, dass ich Beatrice hieß und dass er mir sehr sympathisch war. Er meinte, er könne das nur zurückgeben. Wir unterhielten uns gut hatten viel Spaß zusammen. Wir trafen uns immer häufiger und irgendwann gestand er mir, dass er sich in mich verliebt hatte. Ich sagte ihm, dass ich gleich fühlte und er fragte, ob ich mit ihm zusammen sein wollte. Natürlich sagte ich ja. Ich hatte mir ja nichts sehnlicher gewünscht. Er küsste mich und mein Leben war perfekt. Obwohl, fast perfekt. Deine Großeltern verstanden sich auch von Anfang an gut mit deinem Vater und ich verstand mich gut mit seinen Eltern. Ein halbes Jahr später kamst dann du und mein Leben war wirklich perfekt. Und den Rest kennst du ja. Wir zogen nach Cortex Village und du wuchst auf. Und jetzt sind wir alle hier, du, Papa und ich und wir sind, glaube ich, mit Abstand die glücklichsten Menschen auf der Welt."

Hermine liebte ihre Eltern, aber manchmal war es nervig, dass diese Zahnärzte waren. Auf der einen Seite hatte Hermine nahezu perfekte Zähne, auf der anderen durfte sie nie - oder höchstens selten - Süßigkeiten essen. Alle Kinder um sie herum durften das, nur Hermine nicht und das machte sie traurig. Am schlimmsten war es, wenn ihr jemand etwas Süßes in Gegenwart ihrer Eltern anbot, da sie ablehnen musste, obwohl sie die Leckerei eigentlich doch wollte. Sie sah aber schnell ein, dass ihre Eltern es nur gut meinten und gewöhnte sich an das Verzichten von Süßigkeiten. Es gab ja auch genug gesunde Sachen, die lecker schmeckten. Es war auch nicht so, dass Hermine nie Süßes essen durfte, nur eben selten, zu Weihnachten, Ostern oder anderen Festlichkeiten. 

Hermine und ihre Eltern lebten in einem Fachwerkhaus in der Mitte des Dorfes. Im oberen Stock war der Wohnbereich und im unteren die Zahnarztpraxis. Hermine musste oft durch die Praxis, wenn sie nach draußen wollte, und kannte so die ganzen Leute, die im Wartezimmer saßen. Da der Zahnarzt Granger der einzige in ganz Cortex Village war, kannte Hermine also das ganze Dorf und alle kannten sie. Sie wuchs quasi mit ganz vielen lieben Tanten und Onkeln auf, auch wenn diese gar nicht mit ihr verwandt waren. So hatte sie auch viele Babysitter, manchmal Erwachsene, manchmal ältere Kinder und manchmal irgendwas zwischendrin.

Hermine hatte zwei Katzen als Haustiere. Sie bekam sie von einer Frau aus dem Dorf. Deren Katze war die Mutter von Hermines neuen Kätzchen, aber sie hatte noch mehr Kitten und sie konnte sich nicht um alle kümmern. Und da die Dame wusste, dass Hermine sich Kätzchen wünschte, schenkte sie ihr zwei zum Schulanfang. Zu dieser Zeit waren die Beiden noch Kätzchen. Hermine nannte sie Stella und Felicia. Stella war grau gefleckt und hatte große blaue Augen, Felicia war rot-braun-weiß gefleckt und hatte grüne Augen. Beide waren sehr verschmust und halfen Hermine in so manchen schweren Situationen. Zuerst waren Hermines Eltern nicht so begeistert von der Idee, dass ihre Tochter Kätzchen bekommen sollte, aber nach einiger Zeit, die Stella und Felicia bei Familie Granger verbracht hatten, begannen auch Beatrice und Michael die Beiden zu lieben. Es schmerzte Hermine immer, wenn sie ihre beiden Lieblinge alleine lassen musste, wenn sie verreisten oder Verwandte besuchten. Sie wusste zwar, dass ihre Kätzchen gut aufgehoben waren, aber am liebsten hätte sie sie mitgenommen. Als die Kätzchen langsam zu Katzen wurden, begannen sie, immer öfter wegzubleiben und Hermine wurde besorgt. Was machten ihre Katzen denn immer so lange? Sie erzählte ihren Eltern von ihren Sorgen und diese fragten die anderen Bewohner von Cortex Village, ob sie die zwei Katzen gesehen hatten. Eine Dame berichtete, dass sie ihren Kater und Stella, Hermines Katze, schon häufig zusammen gesehen hatte. Hermine war ganz aufgeregt. Vielleicht wurde Stella ja Mutter! Sie ging mit ihr zum Tierarzt und der bestätigte ihren Verdacht. Stella erwartete Nachwuchs. Natürlich war die Freude bei Hermine groß. Ihre Eltern waren nicht so begeistert. Sie wussten nicht, was sie mit den kleinen Kätzchen machen sollten. Hermine und sie einigten sich darauf, ein paar im Dorf zu verschenken, so wie sie Stella und Felicia bekommen hatten. Als dann der Tag der Geburt gekommen war, bekam Stella fünf Junge, zwei Mädchen und drei Jungs. Hermine nannte sie Juli, Max, Evelyn, Romeo und Coco. Sie fragte im Dorf herum, wer denn gerne ein paar Kätzchen hätte und es fand sich eine neu zugezogene Familie mit einem kleinen Sohn. Hermine wollte natürlich nicht alle Kitten verschenken, sie entschloss sich dazu, Juli und Coco zu behalten. Als sie dann alt genug waren, zogen Romeo, Evelyn und Max zu der neuen Familie um. Hermine besuchte sie aber noch oft und passte auch manchmal auf sie auf, wenn niemand zuhause war. Sie konnte sich eben doch nicht ganz von ihnen losreißen.

Die Vorgeschichte der Hermine Jean Granger || hpWo Geschichten leben. Entdecke jetzt